05 – Kategorie Wissenschaft

Laudator Bernd Ziesemer (ehem. Chefredakteur von "Handelsblatt"), Dennis Wilms ("W wie Wissen"), Ranga Yogeshwar (ARD), Christoph Drösser ("Die Zeit")
Laudator Bernd Ziesemer (ehem. Chefredakteur von "Handelsblatt"), Dennis Wilms ("W wie Wissen"), Ranga Yogeshwar (ARD), Christoph Drösser ("Die Zeit")

Laudator Bernd Ziesemer  über seinen Zugang zur Wissenschaft „Die Sendung mit der Maus“ und Ranga Yogeshwar als Kultusminister:
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Liebe Kolleginnen und Kollegen,
weil Wirtschaft und Wissenschaft beide mit den gleichen Initialen beginnen und Frau Milz schon immer eine Anhängerin effizienter Arbeit war, darf ich Ihnen nun auch noch die Preisträger dieser Kategorie vortragen – obwohl ich selbst zuden naturwissenschaftlichen Idioten in diesem Lande gehöre und mir nichteinmal die chemische Formel für hundsgemeines Leitungswasser merken kann.Meine meisten einschlägigen Kenntnisse stammen einzig und allein aus einerQuelle: der Sendung mit der Maus, die ich fast jeden Sonntag mit meinemfünfjährigen Sohn anschaue.

Der Journalist, den wir heute auf Platz 3 dieser Kategorie ehren, macht esLeuten wie mir glücklicherweise fast so leicht wie die Sendung mit der Maus.Schließlich begann seine Karriere zwar nicht bei der Maus, aber immerhin im„Tigerentenclub“, der ebenfalls zu den Favoriten meines Sohnes gehört. DennisWilms macht nun schon seit vielen Jahren richtig gutes Fernsehen – obwohl erselbst noch sehr jung ist. Zu nennen sind hier vor allem das Format „PlanetWissen“ und die erfolgreiche ARD-Sendung „W wie Wissen“. Er präsentiertseine Sendungen allesamt mit einer Mischung aus Leichtigkeit undProfessionalität, die man nur als beneidenswert bezeichnen kann. Und obwohl ervon zuhause aus KEIN Naturwissenschaftler ist, konnte er in einem Interviewdie Frage beantworten, was ein „Higgs-Boson“ ist – nichts Alkoholisches,sondern ein physikalisches Elementarteilchen.

Der zweitplatzierte Preisträger in der Kategorie Wissenschaft kann für sich inAnspruch nehmen, zu den meist gelesenen Kolumnisten der „Zeit“ zu gehören.Christoph Drösser beantwortet in der wöchentlichen Rubrik „Stimmt´s?“ dieallerletzten Fragen der Menschheit im Niemandsland zwischen HeisenbergscherUnschärferelation und und Heideggerscher Seins-Ontologie. Alsobeispielsweise: „Ist Toast Hawaii krebserregend?“ oder „Schlafen Pferdewirklich im Stehen?“ Oder auch: Hieß das Weihnachtsengelein in der DDRweiland wirklich „Jahresendflügelfigur“? Mit einem Wort: Alles, was sie schonimmer wissen wollten, aber sich niemals zu fragen trauten, findet seine ebensokompetente wie augenzwinkernde Antwort aus der Feder Drössers. Als Zeit-Leser macht einen das so süchtig, dass man von Woche zu Woche immerhaltloser an seiner Nadel hängt und nur noch „Mehr, mehr, mehr“ rufen möchte.

Das gilt allerdings auch für den ersten Preisträger dieser Kategorie, den man fastals Doyen des deutschen Wissenschaftsjournalismus bezeichnen möchte, wenneinem das bei seiner jugendlichen Frische nicht merkwürdig deplatziertvorkäme. Ich meine Ranga Yogeshwar. Seine zahlreichenWissenschaftssendungen sind mittlerweile genau so Legende wie die Zahl seinerAuszeichnungen, die er dafür bereits erhalten hat. Seine Selbstversuche –beispielsweise als menschlicher Gekko an der Glasfassade des DüsseldorferStadttors – haben ihm Kultstatus beschert. Die unverschämte Leichtigkeit, mitder er selbst schwierigste Zusammenhänge präsentiert, haben viele andere zukopieren versucht – in der Regel vergeblich. Yogeshwar ist mittlerweile selbsteine Marke und ein Mythos. Das führt bei ihm jedoch nicht zu professionellerSelbsterstarrung. Er erfindet sich und sein Metier immer wieder neu – und dasnun schon seit Jahren. Wir hätten ihn deshalb eigentlich auch für seinLebenswerk auszeichnen können, behalten uns das aber lieber für später vor –weil wir von ihm noch sehr viel erwarten. Schon jetzt aber kann man sagen, dasser mehr für unser modernes Verständnis von Naturwissenschaften tut alsAbertausende von Chemie- und Physiklehrern an unseren Schulen. Warum isteigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, ihn in Nordrhein-Westfalenzum Schulminister zu machen? Egal welche Partei ihn aufstellen sollte, ichwürde sie wählen. Und viele von Ihnen bestimmt auch, vermute ich.

1. Ranga Yogeshwar, ARD

Begründung der Jury: „Ihm gelingt es, selbst komplizierte wissenschaftli¬che Themen mit Leichtigkeit zu erklären. 2010 etwa bei allen großen Themen, die die Republik bewegten, in allen möglichen Kanälen und Formaten: sei es in der Kurzform auf NDR-Info oder den TV-Abendshows der ARD. Besonders verdienstvoll: seine aufklä¬rerische Arbeit in der Sarrazin-Debatte.“

Ranga Yogeshwar dankt, fasst sich kurz und klärt Ziesemer auf:
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2. Christoph Drösser, „Die Zeit“

„Mit der sensationellen Infografik-Serie ,Wissen in Bildern‘ setzte er neue Maßstäbe in der journalistischen Wissensvermittlung: Datenjournalismus, gerade im komplexen Bereich Wissenschaft, ist ganz neu zu denken. Und sein Dauerbrenner, die tägliche Kolumne ,Stimmt’s‘, die auf mehreren Kanälen läuft, ist feinste Alltagswissenschaft.“

3. Dennis Wilms, „W wie Wissen“

„Er, der einst im ,Tigerenten Club‘ begann, setzt nun sachkundig und verständlich auf Wissensver¬mittlung; ob bei ,W wie Wissen‘, ,Planet Wissen‘, ,Polettos Koch¬schule‘ (seit Herbst auf NDR) oder, ab 2011, bei ,Odysso‘. Wilms verzichtet auf Mätzchen und packt Erwachsene und Junge zugleich.“

4. Harro Albrecht, „Die Zeit“

„Aufklärung als Waffe: Das ist sein Motto. Er verwandelt mit seinen Texten über die Pharmaindustrie und ihre Produkte, HIV und sämtliche medizinethischen Debatten von Sterbehilfe bis Embryonenschutz seine Leser in mündige, weil wissende, Bürger.“

5. Eckart von Hirschhausen, ARD

„In seinen neuen ARD-Shows „Deutschlands großer Gedächtnistest“, „Das fantastische Quiz des Menschen“ und „Frag doch mal die Maus“ schafft er es, Menschen aller Altersklassen Wissen auf unterhaltsame Art und Weise nahezubringen.“

6. Markus Grill, „Der Spiegel“

„Ganz klar aus der Masse herausragend im vergangenen Jahr: sein Text „Operation Hippokrates“ vom März, in dem er detailliert beschrieb, warum der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Sawicki, geschasst wurde.“

7. Volker Stollorz, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“

„Seine Arbeit ist auf beständigem Niveau hervorragend, seine Wissenschaftstexte, etwa über das Verhältnis von Menschen und ihren Genen, sind eine Bereicherung. Er beweist: Journalismus ist im besten Sinne Aufklärung.“

8. Stefan Klein, freier Autor

„Seine Wissenschaftsgespräche im „Zeit-Magazin“ lassen uns jedes Mal aufs Neue Forscher und Forschungswelten verstehen, die ohne seine sensible und präzise Fragearbeit nicht zu verstehen wären.“

9. Jürgen Kaube, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“

„Weil er die Wissensgesellschaft herrlich beim Nennwert nimmt und immer wieder dekonstruiert. Journalismus wie seiner, der sich so konsequent den Geisteswissenschaften widmet, ist selten. Wer wie Kaube aus dieser Position heraus einen Blick auf unsere Gesellschaft richtet, ist unverzichtbar.“

10. Nike Heinen, freie Autorin

„Sie schrieb 2010 über Phänomene wie Gesichtsblindheit am Beispiel der legendären Jane Goodall, Phantomschmerzen, Alzheimer und die Informationshaltigkeit unserer Gene – lauter schlüssige Einblicke in den Status Quo der aktuellen Forschung.“