10 – Kategorie Regionales

Laudator Sergej Lochthofen (Ehem. Chefredakteur "Thueringer Allgemeine"), Alfons Pieper (Chefredakteur wir-in-nrw.de 1. Platz - Chefredakteur regional) ), Thomas Datt und Arndt Ginzel (freie Autoren, 1. Platz - Autoren regional)
Laudator Sergej Lochthofen (Ehem. Chefredakteur "Thueringer Allgemeine"), Alfons Pieper (Chefredakteur wir-in-nrw.de 1. Platz - Chefredakteur regional) ), Thomas Datt und Arndt Ginzel (freie Autoren, 1. Platz - Autoren regional)

Sergej Lochthofen (als Vorjahrespreisträger Mitglied der Jury 2010)  wundert sich in seiner Laudatio auf die regionalen Chefredakteure und Autoren, warum die preiswürdigen Innovationen nicht in den Redaktionen der Lokalredaktionen stattgefunden haben:
[audio:http://www.mediummagazin.de/wp-content/uploads/23_Regionales_Laudatio_SLochthofen-Autoen-und-Chefredakteur.mp3]

Wikileaks an der Ruhr
Das Thema Skandalisierung, beschäftigt zu Recht die Branche.
Der Aufreger gibt es immer mehr. Echte, falsche, gemachte, bestellte, vielleicht auchbezahlte. Die Aufzählung könnte ein jeder hier in diesem Raum beliebig fortsetzen. Aberes gibt auch jene Skandale, die zu schnell und zu unrecht vergessen werden.Dass dies im Fall von Alfons Pieper und den Seinen, von Kasper Hauser bis TheobaldTiger, nicht geschieht, das ist zweifelsohne auch ein Verdienst dieses Abends. Einer Branche, in der nicht nur täglich die Kräfte der Zerstörung, sondern auch die derSelbstreinigung wirken.

Und diese bleiben in Nordrhein-Westfalen nach wie vor in besonderer Weise gefordert. Man kann es einen Skandal nennen, oder einen journalistischen Gau, aber der Umstand,dass in Deutschland des Jahres 2010 mitten im Landeswahlkampf politische Redakteurevon ihren Chefs bedrängt werden, nicht die Wahrheit, die ganze Wahrheit zu schreiben, bleibt ein beschämender Vorgang für uns alle.

Ein Beispiel dafür, was manche Leute mit ihrem Geschwätz über „Qualitätsjournalismus“wirklich meinen. Denn ohne diese Situation gebe es das Portal www.wir-in-nrw-blog.de nicht. Es war die pure Verzweiflung, die eine Hand voll Kollegen dazu trieb, sich mit Hilfe des Internet und eines Pensionärs, zu wehren. Aus dem Erfolg von Alfons Pieper ist zweierlei zu lernen: Zeitungen sind an ihrem Bedeutungsverlust nicht unschuldig, wenn sie sich selbstüberflüssig machen. Guter Journalismus kennt keinen Ruhestand.

Strafrecht vs. Pressefreiheit

Einer Provinzposse gleicht das, was derzeit Thomas Datt und Arndt Ginzel widerfährt.

Das kurze Reinleuchten in eine schmierige Stadtgeschichte der Leipziger Goldgräberjahrewirft einen langen Schatten, der weit über Sachsen hinaus reicht. Längst ist ihr Fall voneinem regionalen zu einem nationalen Ereignis mutiert. Bei dem es keineswegs „nur“ nochum Rotlicht und Korruption geht, sondern um den Versuch, durch Einschüchterung vonJournalisten, eine für Politik und Justiz genehme Berichterstattung zu erzwingen.
Und das – wie im Fall der Kollegen Thomas Datt und Arndt Ginzel – neuerdings auchdurch den Einsatz des Strafrechts. Dass dieses Exempel Schule macht, und wir es hier möglicherweise mit einer neuenTendenz bei der Unterbindung missliebiger Berichterstattung zu tun haben, belegtejüngst auch der Einsatz renommierter Strafrechtler gegen ein vom NDR ausgestrahltes Unternehmerporträt.

Die Beispiele zeigen anschaulich, wie zerbrechlich das hohe Gut der inneren Freiheit derBerichterstattung auch hier und heute noch ist.

Den widerständigen Kollegen gilt Respekt und unsere Anerkennung.

Top 5 Chefredakteure Regional

1. Alfons Pieper, „Wir in NRW“

Die Begründung der Jury: „Mit seinem Blogger- Team hat er den Landtagswahlkampf in NRW aufgemischt. Die Veröffentlichun- gen über die inneren Auseinandersetzungen der Parteien auf kommunaler und NRW-Ebene in der verflochtenen Kommunal- und Landespolitik haben eine Transparenz bewirkt, die weder die Zeitungen vor Ort noch Öffentlich-Rechtliche leisten.“

Alfons Pieper, Chefredakteur des Regional-Blogs wir-in-nrw.de empfiehlt den Verlegern in Qualität zu investieren:
[audio:http://www.mediummagazin.de/wp-content/uploads/24_Regionales_Replik_Alfons-Pieper-Wir-in-nrw.mp3]

2. Christian Lindner, Joachim Türk, „Rhein-Zeitung“

„Ihr Engagement und redaktionelles Konzept für Social Media und die Einbindung von Bloggern in die Neu-Gestaltung der „Rhein-Zeitung“ ist bemerkenswert und richtungsweisend. Und mit dem Schritt, die Tochter „Mainzer Rhein-Zeitung“ nach dem Relaunch konsequent als Lokal-Zeitung zu positionieren, bewiesen sie Mut, der von den Lesern mit  einem deutlichen Abo-Zuwachs belohnt wurde.“

3. Ralf Geisenhanslüke, „Schwäbische Zeitung“

„Mit seinem  Modernisierungskurs und dem Konzept der trimedialen Ausbildung für künftige (Zeitungs-) Redakteure hat er die „Schwäbische Zeitung“ auf einen guten Kurs gebracht. Besondere Anerkennung verdient, wie er im Verbund mit seinen Regionalleitern und der Redaktion Standvermögen im Konflikt um die vom Verlag veranlasste Beurlaubung des Redaktionsleiters Ulrich Mäule demonstrierte und damit redaktionelle Unabhängigkeit unter Beweis stellte.“

4. Lars Haider, „Weser-Kurier“

„Als Impulsgeber hat er dem Weser-Kurier, bisher einer eher biederen Regionalzeitung, ein zukunftsweisendes Konzept verpasst: originelle Themen, viele Menschen im Blatt und ein Service für regionale Leser, der seinesgleichen sucht.“

5. Claus Strunz, „Hamburger Abendblatt“

„Der Innovator aus Leidenschaft hat das „Abendblatt“ relauncht und es geschafft, Print und Online auf intelligente Weise zusammenzuführen.  Zudem hat er ein online-Bezahlmodell etabliert, das eine aufmerksame Beobachtung verdient.“

Top 5 Autoren Regional

1. Arndt Ginzel, Thomas Datt, freie Autoren

Die Begründung der Jury: „Beiden gebührt Anerkennung für ihre Haltung, mit der sie seit Jahren die Nachwehen aus ihren Recherchen zum ‚Sachsensumpf‘ ertragen. 2010 wurden sie wegen Verleumdung und übler Nachrede verurteilt, obwohl ihre Artikel presserechtlich unangefochten sind. Fortsetzung folgt 2011.“

2. Stefan Laurin, „Ruhrbarone“

„Die „Ruhrbarone“-Blogger bewiesen einmal mehr, wie unbequeme regionale Berichterstattung aussehen kann und muss: David Schraven, Stefan Laurin und ihr Team zeigten vor allem während des NRW-Wahlkampfs, dass aufklärender, kritischer Lokaljournalismus möglich ist. Auch und gerade jenseits der Verlags-Monopolisten.“

3. Detlef Schmalenberg, freier Autor

„Sein akribisch recherchierter und aufbereiteter Doppelseiten-Text „Das Milliarden- Puzzle“ über die Hintergründe des Einsturzes des Kölner Stadtarchivs im „Kölner Stadt-Anzeiger“ war beispielhaft, ebenso wie seine Reportage zur Missbrauchs-Thematik über Erfahrungen in einem Kölner Kinderheim.“

4. Franz Xaver Gernstl, BR

„In seiner „Deutschlandreise“ erweiterte er das Format „Gernstl unterwegs“, stets den Menschen links und rechts der Straße aufs Maul schauend. Die Doku der Reise wurde zu „Gernstls Grenzgeschichten“ und machte deutlich: So hat man die deutsch- deutsche Geschichte noch nie gesehen.“

5. Christine Kröger, „Weser-Kurier“

„Sie scheut sich als Reporterin nicht, heiße Eisen anzufassen, stets verbunden mit fundiertem Wissen und akribischer Recherche: sei es ihr Dossier über die Verstrickungen der lokalen Justiz ins Rotlichtmilieu oder ihre kontinuierliche Berichterstattung über die rechtsextreme Szene und die Hell’s Angles, die sie bundesweit zu einer gefragten Expertin werden ließ.“