Rolf-Dieter Krause ist „Journalist des Jahres 2012“

Der Ehrentitel „Journalist des Jahres“ geht 2012 an ROLF-DIETER KRAUSE, Leiter des ARD-Studios in Brüssel.

Redaktion des Jahres ist die „heute show“ des ZDF. Die Journalistinnen-Initiative „Pro Quote“ für mehr weibliche Führungskräfte in Redaktionen erhält einen Sonderpreis.

Rolf-Dieter Krause, WDR/ARD Brüssel
Rolf-Dieter Krause, WDR/ARD Brüssel

Zum 9. Mal  hat eine rund 70-köpfige Fachjury der Branchenzeitschrift „medium magazin“ die „Journalisten des Jahres“ gewählt.

In den zehn Fachkategorien siegten: 

 

  1. Chefredakteur:   Wolfgang Büchner, dpa
  2. Politik:                Sonia Seymour Mikich, WDR
  3. Wirtschaft:          Jörg Eigendorf,  Welt-Gruppe
  4. Kultur:                Nils Minkmar, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
  5. Unterhaltung:    Charlotte Roche/Jan Böhmermann, ZDF-Kultur
  6. Sport:                 Evi Simeoni, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
  7. Wissenschaft:   Jürgen Kaube, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
  8. Reporter:           Christoph Reuter, „Der Spiegel“
  9. Regional:
    > Chefredakteur: Joachim Braun, „Nordbayerischer Kurier“
    >Autor:   Wolfgang Kaes, „Bonner General-Anzeiger“
  10.  Newcomer:          Daniel Drepper, Niklas Schenck, freie Reporter

Der undotierte „medium magazin“-Preis „Journalist des Jahres“ wird seit 2004 von der Zeitschrift medium magazin in zwölf Kategorien verliehen. Bisherige Preisträger waren u.a. Frank Schirrmacher, Alice Schwarzer, Carolin Emcke sowie im Vorjahr Eckart Lohe und Markus Wehner. Den Preis für das Lebenswerk hat die Jury in diesem Jahr Wolf Schneider zuerkannt (siehe Mitteilung vom 19.12.) Die rund 70-köpfige Jury der „Journalisten des Jahres 2012“ besteht aus renommierten Journalisten und Medienexperten – darunter  Axel Buchholz, Bernd Gäbler, Wilm Herlyn, Wolfgang Kaden, Ingrid Kolb, Claus Larass, Helmut Markwort, Maria von Welser – sowie jeweils aus den Vorjahrespreisträgern. Dazu gehören u.a. Eckart Lohse, Markus Wehner, Wolfgang Blau, Volker Zastrow, Claudius Seidl, Rainer Hank, Andrea Röpke und Christian Lindner. Die Wahl in der Kategorie Wirtschaft fand 2012  in Kooperation mit dem „Wirtschaftsjournalist“ (erscheint ebenfalls Oberauer Verlag) statt.

Die Preisverleihung an die „Journalisten des Jahres 2012“ findet am 31. Januar 2013 im Deutschen Historischen Museum in Berlin statt (unterstützt von der Metro group und otto group).

Die Liste mit allen 100 gewählten „Journalisten des Jahres“ – jeweils die Top Ten in den Fachkategorien – erscheint in „medium magazin“ 1+2/2013 und als epaper im ikiosk am 3. Januar 2013.

 

DIE BEGRÜNDUNGEN: 

Rolf-Dieter Krause wird als „Journalist des Jahresausgezeichnet, weil er im europäischen Schicksalsjahr der Eurokrise zum Erklärer Europas wurde:  Der langjährige Brüssel-Korrespondent der ARD (WDR) verstand es trotz Dauereinsatz 2012 stets, die Dinge beim unmissverständlichen Namen zu nennen und selbst komplizierteste Sachverhalte wie EFSF und ESM mit knappen Worten so zu erklären, dass auch nicht sachverständige Zuschauer es verstehen konnten. Zudem nimmt er auch im Brüsseler EU-Apparat kein Blatt vor den Mund, kämpft für eine freie, unbeeinflusste Berichterstattung und gegen EU-PR. Seine unermüdliches Bemühen um mehr europäische Transparenz, gepaart mit notwendiger Skepsis und herausragender Sachkompetenz, hilft entscheidend, die Probleme Europas besser zu verstehen. Diese journalistische Kernaufgabe erfüllt er mit Bravour. Das machte ihn 2012 zur Ausnahmeerscheinung im deutschen Fernsehen.

 Zur „Redaktion des Jahres 2012wählte die „medium magazin“-Jury  die „heute show“ (ZDF):

„In einem Jahr, das politisch und wirtschaftlich wenig Anlass zum Lachen gab, hat die „heute show“ mit Bravour bewiesen, wie trotzdem oder eben gerade deswegen intelligenter Humor funktionieren kann. Die freitäglichen Lachnummern sind modernes politisches Kabarett, das süchtig macht. 2012 hat das gesamte Ensemble zu einer Einheit gefunden, die mit seltener Parität der Akteure besticht. So bietet „heute show“ einen unschlagbaren Crossover zwischen Comedy und Aufklärungsjournalismus“

Ein Sonderpreis geht in diesem Jahr an die Initiative „PRO QUOTE“ :

…weil sie quasi  handstreichartig dafür gesorgt hat, dass ihre Forderung nach einer Besetzung von mindestens 30 Prozent der journalistischen Führungspositionen mit Frauen zu einem wirklich relevanten Thema in den Redaktionen 2012 wurde. Die Vielzahl der Reaktionen auf die (ehrenamtliche) Journalistinnen-Initiative und tausendfache Unterstützung der Forderung quer durch alle Mediengattungen hat tatsächlich etwas in Bewegung gesetzt und trägt bereits erkennbar Früchte. Das verdient Anerkennung und Unterstützung.

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Die Jury-Begründungen zu den Top-„Journalisten des Jahres“  in den Fachkategorien lauten:

CHEFREDAKTEUR: 

Wolfgang Büchner, dpa, Er hat aus der dpa ein Unternehmen mit multimedialen Visionen und technologischen Innovationen gemacht, ohne den Markenkern anzutasten. Zugleich zeigte er beste Managerqualitäten, indem er den Dienstleistungsgedanken der Agentur nach innen wie außen neu definierte und sich als standfester und beharrlicher Kämpfer für Qualitätsjournalismus im Nachrichtensektor bewies. So hat er dpa fit gemacht auf einem hart umkämpften Markt und alte wie neue Kunden überzeugt.

POLITIK:

Sonia Seymour Mikich, Leiterin Programmgruppe Inland WDR: Eigenwillig und authentisch hat sie in „Monitor“ 10 Jahre lang als Redaktionsleiterin und Moderatorin wichtige Debatten geführt, Missstände recherchiert und damit gezeigt, wie unverzichtbar unabhängige politischen Magazine im öffentlich-rechtlichen Fernsehen sein können. Dass sie nicht nur als Fernsehfrau sondern auch als Schreiberin herausragende Akzente zu setzen versteht, zeigte im Mai 2012 ihr aufsehenerregender Beitrag „Wie die Klinik krank macht“ in der FAZ – über eigene leidvolle Erfahrungen als Patientin. Seit Mitte 2012 sorgt sie als streitbare Leiterin der WDR-Programmgruppe Inland dafür, dass Sendungen wie „Monitor“, „die story“, „Menschen hautnah“ und Dokumentationen nicht in einer öffentlich-rechtlichen Nische verschwinden.

WIRTSCHAFT:  

Jörg Eigendorf„, Leiter des Investigativressorts der „Welt“-Gruppe…. setzte mit seiner Berichterstattung über die Luxusreisen von Journalisten, bezahlt von ThyssenKrupp, und deren Hintergründe einen Domino-Effekt in Gang, der seinesgleichen 2012 suchte. Die Konsequenz: eine Neuordnung des ThyssenKrupp-Vorstandes und eine überfällige Debatte über neue Regeln in der eigenen Zunft. Eigendorf zeigte beispielhaften Mut und Standvermögen, als er die Missstände – auch in der eigenen Branche – thematisierte, gleichwohl er in seiner Recherche dem Druck ungewöhnlich vieler Seiten ausgesetzt war.

KULTUR:

Nils Minkmar, verantwortlicher Redakteur des Feuilletons der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: … verpasste seit Jahresbeginn mit eigenen Akzenten einer ehrwürdigen Zeitung jugendliche Frische. Seine hartnäckige, vorurteilsfreie und augenöffnende Begleitung der Europa- und Finanzkrise aus anderen als wirtschaftlichen Gesichtspunkten in diesem Jahr hat immer wieder für Gesprächsstoff und vor allem Anregung zum Nachdenken über andere Blickwinkel gesorgt. Er schafft ein Feuilleton mit alten Tugenden von zugleich moderner Prägung. Das verdient hohe Anerkennung.“

UNTERHALTUNG:  

Charlotte Roche, Jan Böhmermann, ZDF-Kultur:  …Peinlich, grenzwertig, geschwätzig – all das mag auf „Roche & Böhmermann“ zutreffen, aber dazwischen passieren mehr großartige Momente als in zehn Jahren „Markus Lanz“. Große Unterhaltung eben: frech, unkonventionell und informativ. Eine Ausnahmeerscheinung in der uniformen deutschen Talkshow-Fließbandproduktion. Der verdiente Lohn: 2013 gibt es Sendeplätze im ZDF-Hauptprogramm.

SPORT:

Evi Simeoni, Reporterin und Redakteurin der FAZ:  Dass es der Sportreporterin keineswegs nur um sportliche Siege und Niederlagen geht, zeigt eindruckvoll ihr erster Roman „Schlagmann“: Er handelt von einem Hochleistungssportler, der am Leistungsdruck zugrunde geht. Dahinter steht eine andere, kritischere Auffassung von Sportberichterstattung, die sich auch in Simeonis Sportberichten zeigt – sie stehen nie isoliert, sondern helfen, die (Sport-)Welt besser zu verstehen.

WISSENSCHAFT:  

Jürgen Kaube, zuständiger Redakteur der „Geisteswissenschaften“ und stv. Leiter des Feuilletons der FAZ: Beschneidung, Piraten, Fußball – Jürgen Kaube schreibt keine abgehobenen Feuilletontexte, sondern greift die wichtigen gesellschaftspolitischen Themen auf und verarbeitet sie zu klugen, kurzweiligen Beiträgen, die die Gedanken in Gang setzen und Meinungsbildung möglich machen. Seine inhaltliche Bandbreite, sein Stil und seine Unabhängigkeit sind beeindruckend, wie das vom ihm verantwortete  „Geisteswissenschaften“ -Segment als Solitär in der deutschen Feuilleton-Landschaft  eindrucksvoll unter Beweis stellt.

REPORTER

Christoph Reuter, Reporter des „Spiegel“: war 2012 einer der ganz wenigen Journalisten, die über Monate unter schwierigsten Bedingungen aus Syrien und einer Region im Umsturz berichtet haben. Aus Sicherheitsgründen erschienen viele seiner Reportagen aus Syrien anonym. Seine Berichterstattung über das Massaker in Hula, ohne Rücksicht auf eigene Gefährdung, warf ein grelles Schlaglicht auf ein Verbrechen, das ohne seine Berichte der internationalen Öffentlichkeit weitgehend verborgen geblieben wäre. Das allein schon  verdient hohen Respekt.

REGIONAL / LOKAL:

> Chefredakteur: Joachim Braun, „Nordbayerischer Kurier“ (Bayreuth)

…steht für  einen unerschrockenen Journalismus, wie man sich ihn nur wünschen kann in einer Region: Gradlinig und kantig scheut er keine Konfrontation mit der Obrigkeit (was u.a. 2012 dazu führte, dass der Bayreuther Oberbürgermeister nicht wiedergewählt wurde). Ebenso wenig scheut er sich davor, alte redaktionelle Zöpfe abzuschneiden (z.B.Vereins- und Honoratioren-Berichterstattung). Er selbst geht mit gutem Beispiel voran und gibt mit seinem kritischen Blog „An(ge)kommen in Bayreuth“ täglich die journalistische Haltung vor, die er auch von seiner Redaktion erwartet.

> Autor/in : Wolfgang Kaes, Chefreporter des Bonner „General-Anzeigers“ …zeigt beispielhafte Lokalreporter-Tugenden: Er deckte in akribischen, monatelangen Recherchen (u.a. Gespräche mit 62 Personen) ein Verbrechen auf, das Polizei und Staatsanwaltschaft zum Handeln zwang. Der Fall Trudel Ulmen bewegte die Region und schließlich das ganze Land. Zudem deckte er auf, wie das Rheinschifffahrtsunternehmen „KölnDüsseldorfer“ mit dem Ausflaggen seiner Schiffe Steuerlöcher nutzt, was für Schlagzeilen weit über die Region sorgte. Ein Lokalreporter mit Vorbildcharakter: Mit Beharrlichkeit und Spürsinn setzt er Themen, die berühren und bewegen.

NEWCOMER: 

Daniel Drepper, Niklas Schenck, freie Reporter… haben mit ihrer hartnäckigen Recherche im Zusammenhang mit dem Medaillenvorgaben für die deutschen Olympiasportler und dem Kampf um „ihr“ Recht im Zusammenhang mit dem Informationsfreiheitsgesetz die Behörden das Fürchten gelehrt und ihr Recht auf Informationen gegen viele Widerstände erzwungen. Selbst von hohen finanziellen Belastungen durch behördliche Forderungen haben sich die beiden talentierten Nachwuchsreporter nicht abschrecken lassen. Diese Standfestigkeit und Ausdauer sind beispielhaft.

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Kontakt:  Annette Milz, Chefredakteurin „medium magazin für Journalisten“ , redaktion@mediummagazin.de