Die globale Krise im Lokalen

Kaum ein Themenfeld ist so schwierig zu durchschauen wie der globale Finanzmarkt. Nicht zuletzt über die Cross Border Leasing-Geschäfte vieler Kommunen, bei denen städtisches Eigentum an amerikanische Fonds verkauft und zurückgemietet wird, ist die Krise in den Gemeinden angekommen. Auch Kurzarbeit spielt eine Rolle, schwindende Aufträge an lokale Firmen oder die Kreditklemme für Unternehmen. Wie die Finanzkrise im Lokalen aufbereitet werden kann, zeigen Beispiele aus der „Südwest Presse" (Ulm), der „Waiblinger Kreiszeitung" und dem „General-Anzeiger" (Bonn).

Lokaltipp des Monats:

Finanzberater: Einen Einblick in das Innenleben einer örtlichen Bank bot die „Waiblinger Kreiszeitung" ihren Lesern. Ein ehemaliger Filialleiter berichtete der Zeitung, wie Banken zu ihrer Rendite kommen, wie das verkauft wird, was der Bank gut tut und nicht dem Kunden. Allerdings kam nicht er mit der Geschichte auf das Blatt zu. Ein Redakteur hörte zufällig von dem Mann, der nach drei Hörstürzen gekündigt hatte, und machte ihn über das Einwohnermeldeamt ausfindig. Unter der Bedingung, dass weder sein Name noch die Bank genannt würden, war er bereit, über seine Erfahrungen zu berichten. Dazu veröffentlichte die Zeitung Zitate aus einem Artikel der Betriebsräte-Zeitschrift AIBplus über die Lage von Bankberatern und den Druck, unter dem sie stehen: Zum einen seitens des Vorstands, zum anderen seitens der Kunden, die um ihr Geld fürchten oder es bereits verloren haben.

Kontakt: Jörg Nolle

Tel. 07151 / 56 62 76

E-Mail: kreis@redaktion.zvw.de

Ideenbörse:

Risikogeschäft: Einen Millionengewinn mit Mini-Risiko versprach sich die Stadt Ulm und vertickte das Kanalnetz per Cross Border Leasing. Die „Südwest Presse" dröselte das Vertragswerk auf und wies auf Gefahren hin – denn ohne Risiko war der Deal mitnichten, wie die Finanzkrise zeigte. Vor dem Bankencrash in den USA hatte die Zeitung das Thema rein nachrichtlich begleitet, da sich niemand richtig mit der Materie auskannte. Das änderte sich mit der Krise. Der Leiter der Regionalredaktion und einige seiner Kollegen begannen, sich einzuarbeiten: Über Gespräche sowohl mit dem Bürgermeister und mit Universitätsprofessoren als auch mit Anwälten, die auf Finanzverträge spezialisiert sind. So entstand eine ganze Reihe von Artikeln und Kommentaren sowie eine Sonderseite, auf der die Redaktion das Vertragswerk erläuterte.

Kontakt: Willi Böhmer

Tel. 0731 / 15 68 18

E-Mail: w.boehmer@swp.de

Übersicht: Die Folgen der Konjunkturkrise für die Region stellte der „General-Anzeiger" (Bonn) auf einer Doppelseite dar – und zwar ressortübergreifend. Ein Redakteur aus dem Bereich Wissenschaft interviewte einen Professor zum Thema „Wie viel Psychologie ist bei der Finanzkrise im Spiel?" Die Lokalredaktionen machten eine Umfrage vor Ort und wollten wissen, ob die Bürger bereits Auswirkungen der Finanzkrise spüren und wie sie reagieren. Die Wirtschaftsredaktion recherchierte bei Unternehmen und fragte für den Aufmacher in unterschiedlichen Branchen nach: der Bauindustrie, bei Immobilienvermittlern, bei Einzelhändlern und bei Gastwirten. Außerdem stellte das Ressort die Sicht eines Optimisten und die Sicht eines Pessimisten gegenüber.

Kontakt: Florian Ludwig

Tel. 0228 / 6 68 84 42

E-Mail: f.ludwig@ga-bonn.de

Tipp

Weitere interessante Beispiele aus der lokaljournalistischen Praxis finden Sie in der aktuellen „drehscheibe".

Kontakt: Redaktion „drehscheibe",

Raufeld-Medien, Mehringdamm 57, 10961 Berlin, Tel. 030 / 695 665 22,

E-Mail: info@drehscheibe.org,

Homepage: www.drehscheibe.org

Erschienen in Ausgabe 04+05/2009 in der Rubrik „Service“ auf Seite 68 bis 68 Autor/en: Katrin Matthes. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.