Was wird jetzt aus Bildblog?

Wieso verlässt Christoph Schultheis das Team?

Stefan Niggemeier: Christoph hat als einziger hauptamtlicher oder Vollzeit-Bildblogger sich intensiver mit „Bild" beschäftigt als jeder andere von uns. Ich kann verstehen, dass er nach viereinhalb Jahren sagt, jetzt ist es mal Zeit für eine andere Art von Beschäftigung.

Bietet die Bild-Zeitung nicht mehr genug Material für Bildblog?

An Material mangelt es nicht. Aber viele Methoden von „Bild" haben wir in den vergangenen Jahren so gründlich beschrieben, dass die Schwelle inzwischen hoch ist, einen davon an einem aktuellen Fall erneut zu thematisieren. Ein banales Beispiel: Wir schreiben schon lange nicht mehr auf, dass „Bild" es nicht einmal schafft, so schlichte Fakten wie Altersangaben richtig zu recherchieren, obwohl sie darauf besteht, sie immer anzugeben. Es ist auch unmöglich, jedes private Foto von einem Unfallopfer, das „Bild" sich vermutlich widerrechtlich aus einem Internetprofil besorgt hat, zu thematisieren.

Wie wird sich ihr privater Blog von bildblog unterscheiden?

BILDblog soll ein Watchblog im engeren Sinne sein und sich, vereinfacht gesagt, um klare journalistische Fehler kümmern. Mein eigenes Blog ist der Ort für einen subjektiveren Blick auf die Medien – und meine persönlichen Lieblingsthemen. Einiges, was bisher auf stefan-niggemeier.de stattfand, wird in Zukunft wohl eher auf BILDblog.de stehen.

Gegenstand des neuen, alten BildBlogs sollen nach Ihren Worten „Medien (sein), die es verdient haben": Was werden die Kriterien dafür sein?

Es geht natürlich um Relevanz: Wie schwerwiegend ist der Fehler oder wie viel sagt er generell über Mechanismen oder Irrwege im Journalismus aus? Je größer die Fallhöhe ist, also die Diskrepanz zwischen Größe und vermeintlicher Seriösität eines Mediums und seiner Fehlleistung oder publizistischen Verantwortungslosigkeit, desto interessanter ist die Sache natürlich. Aber es darf auch einfach mal skurril und lustig sein.

Haben Sie die Jahre der Bild-Lektüre verändert?

Bestimmt, aber das Entsetzen über den Einfluss, den dieses „Blatt" in Deutschland hat, und das Unverständnis darüber, dass Menschen freiwillig für „Bild" arbeiten, für „Bild" werben oder mit „Bild" zusammenarbeiten, ist nicht geringer geworden.

Gibt es etwas, was Sie an Bild zu schätzen gelernt haben?

Die konstant sinkende Auflage.

Interview: Jochen Brenner

Erschienen in Ausgabe 04+05/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 78 bis 78. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.