Risiken und Nebenwirkungen

Das Internet vergisst nichts und niemanden. Deshalb geistert auch immer noch ein PDF–Dokument durch die Weiten des Netzes, das ein inzwischen sicherlich sehr unglücklicher Gruner und Jahr-Mitarbeiter offenbar versehentlich veröffentlichte. Das 20–seitige PDF enthält die Anzeigenverkaufsunterlagen für den im November erscheinenden Gesundheitsbeileger Vitaguide des Hamburger Verlagshauses. Das Heft soll nach eigenen Angaben acht hauseigenen Magazinen beiliegen (u. a. dem „Stern“, der „Brigitte“ und „Eltern“) und somit eine verkaufte Auflage von knapp 2,8 Millionen Exemplaren erreichen. Thematisch verorten die Verlagsleute den Titel für ihre potenziellen Anzeigenkunden als „titelübergreifende Kommunikationsplattform für die Pharmabranche mit passendem redaktionellem Umfeld“ – ein gängiges Geschäftsmodell.

Pikant ist daran, dass die dem Dokument beigefügten „Beispiele redaktioneller Seiten“ nicht den Eindruck erwecken, deutlich als Werbepublikation gekennzeichnet zu werden. Vielmehr werben die Verlagsmanager mit der „qualitativ hochwertigen, klaren und freundlichen Anmutung – wie man es von G+J–Titeln gewohnt ist.“ Verantwortlich sind aber nicht „Stern“– oder „Brigitte“-Redakteure, sondern der Geschäftsbereich Gruner und Jahr Corporate Media, in dem PR-Produkte wie das Lufthansa–Magazin oder der comdirect–Bank-Kompass erscheinen. Auch sprechen die veröffentlichten Beispiel-Themen nicht für ein kritisches Gesundheitsmagazin mit großem Rechercheanspruch: Geschichten über „Was tun bei Schnupfen, Husten & Co.“ oder „Winterpflege für die Haut“ erinnern eher an die (sehr erfolgreiche) „Apotheken-Umschau“. Gruner und Jahr hat das PDF inzwischen gelöscht, als HTML-Version ist es immer noch Google-Treffer Nummer eins. red

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Erschienen in Ausgabe 07+08/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 10 bis 10. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.