Wo sind sie?

Ein Platz im Zentrum der iranischen Hauptstadt von hoher Symbolkraft: Die Ayatollahs Chomeini und Chamenei überwachen die eingefrorene Gesellschaft, unter deren Oberfläche es brodelt. Das Foto stammt aus dem Jahr 2008 – als der in Deutschland aufgewachsene Fotograf Reza Nadji (30) das erste Mal in seine Geburtsstadt Teheran reiste, um sie für seine Diplomarbeit an der Fachhochschule Dortmund zu porträtieren.

Schon damals stieß er in Teheran auf eine krasse Diskrepanz zwischen der staatlich diktierten islamischen Lebenswelt und der tatsächlichen – und macht das zum zentralen Thema seiner Diplomarbeit. Auffällig: In seinen Bildern tauchen kaum Menschen auf. Auf den ersten Blick wirkt die Bildstrecke wie Architekturfotografie. Reza Nadji hat bewusst weitgehend auf Menschen in seinen Fotos verzichtet, gerade an Orten, wo sie man sie eigentlich erwartet – und will so zum Nachdenken über die Sitation der Iraner anregen. Dass sich die Protestbewegung nach der Präsidentschaftswahl einen so öffentlichen Weg bahnte, hat auch ihn überrascht. Und gleichzeitig in seinem Eindruck, den er damals vor Ort in Teheran gewonnen hat, bestätigt.

Reza Nadjis Diplomarbeit wurde mit dem unabhängigen Förderpreis Gute Aussichten ausgezeichnet.

Tipp: In Kooperation mit dem Forum junge

Fotografie stellen wir regelmäßig Nachwuchsfotografen mit ihren Arbeiten vor, mehr Info und Fotos, auch zu Reza Nadji,

siehe www.mediummagazin.de

Erschienen in Ausgabe 07+08/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 6 bis 7 Autor/en: Thomas Strothjohann. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.