Die Stimme der Hoffnung

Die „Welt am Sonntag“ verdonnerte einmal ihren Reporter zum Selbstversuch: Durch Deutschland fahren, 1632 Kilometer, und permanent Radio hören. Herausgekommen ist das Protokoll einer quälenden Tour durch Telefonstreiche, Staumeldungen und Die-ganze-Welt-in-zwei-Minuten-News-Flashs. Und dann hört der Reporter die Stimme der Hoffnung: „Evi Seibert ist nach über 600 Kilometern die erste echte Moderatorin. Statt Gewinnspielen führt sie Gespräche über Wirtschaft und liest Mails vor.“ Evi Seibert (48), seit Jahrzehnten die Stimme des SWR, hat so ziemlich alles moderiert, was es in Radio und Fernsehen zu moderieren gibt, Musiksendungen genauso wie Politik und Dokumentation. Jetzt ist sie als Hörfunk-Korrespondentin und Studioleiterin für den SWR nach Paris gegangen und beliefert die ARD-Radiowellen mit Geschichten über Sarkozys Europapolitik und die angebliche Affäre von Lady Di mit Giscard d‘Estaing. „In so einem Job muss man Allrounder sein“, sagt sie. Stets hat sie sich als Journalistin verstanden – und war froh, dass beim Sender SWF3, wo sie begann, nicht in Schubladen gedacht wurde, wie sie sagt, „damals die große Ausnahme“. Politik, Musik, Wirtschaft und Buntes – überall musste sie fit sein. Das Handwerk lernte sie an der Deutschen Journalistenschule in München und moderierte schon während ihres Studiums für Radio und TV. Mit der Station in Frankreich schließt sich für sie ein Kreis: Seibert wuchs in Paris auf und lernte dort Kinder der damaligen Korrespondenten kennen. „Damals habe ich entschieden, Journalistin zu werden.“

Einen neuen Korrespondenten und Studioleiter schickt der SWR auch nach London: Stephan Lochner (33), bisher Moderator und Redakteur für Wirtschaft und Soziales in Baden-Baden, hat mit 16 im Lokalfunk angefangen und von einem eigenen Bandgerät geträumt, „das s viel gekostet hat wie ein Golf“, wie er sich erinnert. Nach einem Volontariat beim SWR hat er sich im Sender hochgearbeitet. Was sich geändert habe in den Jahren, sei das Tempo und damit auch die Anspruchshaltung der Sender, sagt Lochner. „Früher wurden Beiträge zwei Mal am Tag überspielt, zeitverzögert, heute macht man eine Geschichte, wenn sie passiert.“

Erschienen in Ausgabe 10+11/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 78 bis 81. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.