Noch ein Hochglanz-Weekly: „Grazia“

Was in Deutschland irgendwie nicht funktionieren will, entpuppt sich jenseits des Rheins als Erfolgskonzept: wöchentlich erscheinende Hochglanz-Frauenzeitschriften. Jetzt gab es wieder einen prominenten Neuzugang. „Grazia“, die Traditionszeitschrift aus dem italienischen Hause Mondadori, ist am 29. August mit großem Paukenschlag in Form einer massiven Vorab- und parallel laufenden Werbekampagne, einem Einführungspreis (1 Euro) plus einer Fashion-Show im Palais Royal gestartet. Acht Millionen Euro lassen sich die Italiener den Launch im Hexagon kosten. Ziel ist, im ersten Jahr 160.000 Exemplare pro Woche zu verkaufen.

Damit ist „Grazia“ zwar weit entfernt vom Marktführer im wöchentlichen Bereich, der Zeitschrift „Femme Actuelle“, die nahezu 1 Mio. Mal jede Woche über den Ladentisch geht, aber sie könnte einer anderen Liga von Magazinen erheblich zusetzen. Als ihre direkten Konkurrenten gelten „Elle“, „Gala“ und „Madame Figaro“, die als Beilage zur Tageszeitung den Neustart relativ gelassen zusehen kann. Doch die beiden anderen haben bereits vorab mit Senkungen im Copy-Preis reagiert.

Zu Recht, denn „Grazia“ stößt mit ihrem Heftinhalt direkt gegen die beiden wichtigsten Themenblöcke von „Elle“ und „Gala“: Mode und Promis. Beide Themen werden großzügig behandelt, während die in deutschen Frauenzeitschriften gern gesehenen Ressorts Sex, Liebe, Partnerschaft, Reise und Kochen völlig fehlen. Stattdessen liest man in der 180 Seiten starken Erstausgabe Berichte über Politik, Tagesgeschehen und sogar Sport. Ein Rezept, mit der „Grazia“ bereits in England Erfolge feierte, und das nahezu eins zu eins in den neuen Markt importiert wurde. Die französische Ausgabe ist die 13. Länderedition des 1938 in Italien gestarteten Blattes, womit Mondadori es gelungen ist, wie „Vogue“ oder „Cosmopolitan“, eine internationale Marke aufzubauen und Synergien zu nutzen. Abzuwarten bleibt, ob Mondadori sich mit dem Konzept auch nach Deutschland wagt.

www.grazia.fr

Erschienen in Ausgabe 10+11/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 18 bis 18 Autor/en: Barbara Markert, Paris. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.