Schlagabtausch via Anzeigen

New York. „We love Apple“, titelte Adobe in ganzseitigen Anzeigen. Gemeint war das Gegenteil. Kurz zuvor hatte Apple die Adobe-Anwendung „Flash“ wegen angeblicher Mängel von iPads verbannt. Per Inserat schoss die Softwarefirma zurück. „Was wir gar nicht mögen ist, wenn jemand uns die Freiheit nimmt“, erklärte sie im „Wall Street Journal“, der „Washington Post“ und der „New York Times“.

Frontalangriffe auf Geschäftspartner und die Konkurrenten sind in den USA nichts Ungewöhnliches. Interessanterweise werden die Kämpfe vornehmlich in Printmedien ausgefochten, obwohl das teuer ist: Eine Seite in der „New York Times“ kostet bis zu 170.000 Dollar. Doch wenn eine Sache wirklich wichtig ist, spielt das keine Rolle.

Im März stritten die Kabelgesellschaft Cablevision und der Fernsehsender ABC über Kabelgebühren. ABC drohte, Cablevision-Kunden von der Übertragung der Oscar-Nacht auszuschließen. Beide bewarben ihre Positionen in der NYT: „Die Uhr tickt!“ (ABC). „Gier!“ warf dafür Cablevision dem Sender vor. Legendär auch die Anzeigenschlacht zwischen den Suppen-Herstellern Campbell und Progresso. Sie beschuldigten sich gegenseitig, ihre Eintöpfe mit ungesunden Zusatzstoffen zu würzen. Am Ende ging bei beiden der Absatz zurück.

Für die gebeutelten Zeitungen sind solche Reibereien ein Segen. Wenn sie sich nicht selbst in Werbekämpfe verstricken, wie kürzlich die NYT und das WSJ. Der Streit eskalierte, als das WSJ ganzseitig im eigenen Blatt warb: „Not just Wall Street. Every Street“. Genau diesen Spruch hatte sich die NYT urheberrechtlich schützen lassen.

Erschienen in Ausgabe 07+08/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 14 bis 14. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.