Test: „Financial Times Deutschland“

Die „Financial Times Deutschland“ hat eine verkaufte Auflage von 100.920 Exemplaren. Davon sind 49.124 abonniert. Vor einigen Wochen erfolgte eine Neugestaltung. Die Typographie wurde völlig erneuert und außerdem ein Umbruch mit variablen Spaltenbreiten eingeführt. Die Umstellung erfolgte völlig geräuschlos, ohne große Werbekampagne und ohne viele Leserreaktionen. Insgesamt ein gelungener Coup.

Titelseite

01 Zeitungskopf: Er hat seine schwarze Schattenkante verloren. Das bemerkt man auf dem blauen Grund allerdings nicht.

02 Anriss oben: Es wird ein kräftiger Anriss über dem Kopf eingesetzt, der vor allem am Kiosk deutlich sichtbar ist.

03 Formulierung des Anrisses: Die Überschrift „Aufschwung am Barren“ führt die Leser erst einmal in die Irre, weil es nicht um ein Sportgerät geht, sondern um Goldbarren. In diesem Fall stört der Gag die Informationsaufnahme.

04 Aufmacher: „Deutschland im Kaufrausch“ lautet die Headline. Die Visualisierung erfolgt mit kleinen Preisschildchen, die den Titel teilweise abdecken. Sogar der eigene Preis wird einbezogen. Prima Idee.

05 Artikelmenge: Während man früher darauf achtete, möglichst viele Meldungen und Anrisse auf der Titelseite zu platzieren, sind hier nur vier Artikel und zwei Anrisse zu finden. Statt der Meldungen wird die eigene Meinung prominent auf der ersten Seite platziert, nämlich durch den Leitartikel rechts und den Aufsetzer unten.

06 Grundschrift: Sie ist sehr gut lesbar. Die Spalten sind tendenziell breiter. Das wirkt sich positiv auf die Lesbarkeit längerer Artikel aus.

07 Einspalter: Der lange Einspalter links wird durch zwei einzeilige Zwischenzeilen aufgelockert. Der Einspalter wirkt zu lang und die Zwischenzeilen zu klein. Besser: lange Einspalter vermeiden und mehrzeilige Zwischenzeilen einsetzen, die dementsprechend mehr Inhalt haben.

Innenseite

01 Doppelseite: Auf Seite 20 bis 21 wird das Thema des Anrisses in fünf Artikeln aufbereitet.

02 Visualisierung: Die Visualisierung des Themas Gold erfolgt mit Goldbarren, die links aufgestapelt sind, und der fantastischen Kurve des Goldpreises, die über beide Seiten verläuft.

03 Galerie: Oben läuft ein schwarzes Band über die Seite: die Galerie. Links wird das Thema der Seite angegeben, rechts stehen Zahlen und Fakten. Negativ an der Galerie ist die weiße Schrift auf schwarzem Grund, weil diese Umkehrung schlecht lesbar ist.

04 Aufmacher: Er steht links oben und hat eine fette Überschrift, während die anderen Überschriften auf der Seite mager sind. Dadurch wird der Aufmacher noch zusätzlich herausgehoben und es kommen Kontraste auf die Seite.

05 Schiebespalte: Sowohl auf der linken als auch auf der rechten Seite sieht man eine schmalere Spalte. Dieses Element kommt aus dem Zeitschriften-Design und wird Schiebespalte genannt. Hier wird sie für ein Porträtbild und ein Zitat eingesetzt, also zur Auflockerung der Seite.

06 Fieberkurve: Es werden vier Punkte auf der Kurve markiert. In kleinen Textblöcken werden sie erklärt.

07 Weißraum: Oberhalb und unterhalb der Kurve ist einiger Weißraum, der die Seite auflockert und gliedert.

Erschienen in Ausgabe 12/2010 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 71 bis 72. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.