Glaubensbekenntnisse

Kunstvolle Farbenlehre im Öffentlich-Rechtlichen: Kaum hatte das ZDF verkündet, dass Peter Frey (52) am 1. April dem bisherigen und aus dem Amt gehebelten Chefredakteur Nikolaus Brender nachfolgen soll, begannen die Spekulationen, ob das politische Gesamtkunstwerk ZDF farblich ausgewogen genug ist. Frey gilt als SPD-nah und relativ links, ergo rot. Deshalb musste zum Ausgleich jemand auf seinen bisherigen Posten als Hauptstadtbüro-Leiter nachrücken, der die fehlenden Schwarz-Anteile ausgleicht. Die als konservativ geltende Bettina Schausten (44) passte ins Bild, zumal sie sich mit der Kanzlerin sehr gut verstehen soll. Bisher leitete sie das Ressort Innenpolitik. Politisch scheint es also zu passen. Nur religiös tendiert das Zweite jetzt ziemlich Richtung Rom: Seit der Doppelernennung geben Katholiken den Ton an. Bettina Schausten absolvierte die katholische Journalistenschule, das „Institut zur Förderung des Publizistischen Nachwuches“, IFP, Peter Frey ist Mitglied im Zentralkomitee deutscher Katholiken. Als engagierter Katholik gilt ebenso der ZDF-Programmdirektor Thomas Bellut, der für das ZDF 2006 den Papst (72) interviewte. Durchs Raster gefallen ist Protestant Peter Hahne, jetziger Stellvertreter Freys im Hauptstadtstudio. Er wird wie Schausten der CDU-Seite zugerechnet, somit müsste er, der Ausgewogenheit wegen, bald auf einen anderen Posten rücken. Besonders bitter für ihn: Hahne hatte sich bei der Unterstützungskampagne für den katholischen Ex-Chefredakteur Brender betont zurückgehalten, hatte wohl gehofft, selbst zum Zug zu kommen. Übrigens ist auch Intendant Markus Schächter katholisch. Beim ZDF scheint noch ein anderer Herr als Roland Koch über die Besetzung der wichtigsten Posten zu wachen.

Erschienen in Ausgabe 01+02/2010 in der Rubrik „Rubriken & Kolumnen“ auf Seite 60 bis 62. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.