Kategorie Kultur

1 Frank Berberich

Chefredakteur „Lettre International“

Begründung: „… weil er mit seinem Sarrazin-Interview eine bundesweite Debatte über den deutschen Umgang mit Migration ausgelöst hat, sich gegen „political correctness“ stemmt und damit das Konfliktpotenzial dieses Themas jenseits populistischer Schlagzeilen auf eine ernst zu nehmende Ebene der gesellschaftlichen Kultur in diesem Land gehoben hat.“

2 Nils Minkmar

Feuilleton-Redakteur „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“


Begründung: „… weil er wie kein anderer anhand kleiner Beobachtungen das große Ganze erklären kann, seine Analysen gesellschaftlicher Entwicklungen von genauer Beobachtung, gedanklichem Tiefgang und intelligenter Provokation zeugen. Dass er auch das literarische Fach beherrscht, bewies er 2009 mit seinem Buch „Mit dem Kopf durch die Welt“.“

3 Carolin Emcke

freie Autorin

Begründung: „… wegen ihrer ungewöhnlichen thematischen und intellektuellen Bandbreite: So bereist sie als Kriegs- und Krisenreporterin den Nahen Osten oder Albanien und richtet dabei immer wieder den Blick auf die bedrohten Kulturschätze, dann setzt sie sich mit politischer Fragekultur am Beispiel „Hart, aber fair“ („Der große Korrektor“, Die Zeit, 16.4.09) auseinander – und was sie nicht verstanden hat, steht in ihrem Blog „Was ich nicht verstanden habe“.“

1 Kai Diekmann

Chefredakteur „Bild“-Zeitung und „Videoblogger-in-chief“


Begründung: „… für seinen 100-Tage-Blog www.kaidiekmann.de, in dem er außergewöhnliche Selbstironie zeigte. Mit seinem Blog setzte er, jenseits des Schlagabtauschs mit der taz, satirisch-unterhaltsame Maßstäbe im Web. Und weil sich nur wenige exponierte Journalisten solche Experimente trauen, die auch vor persönlichen Blamagen nicht haltmachen.“

2 Ina Müller

Moderatorin NDR

Begründung: „… weil sie 2009 „Inas Nacht“ erfolgreich in die ARD gebracht hat. Mit Müller, die Chanson und Kabarett gleichermaßen beherrscht und zudem das Plattdeutsche pflegt, hat der NDR einen echten Glücksgriff getan – und ihr 2009 mit „Stadt, Land, Ina!“ gleich die nächste Sendung anvertraut. Müller ist zudem die erste nicht-peinliche Trägerin des Deutschen Comedypreises.“

3 Martin Sonneborn

freier Autor

Begründung: „… weil niemand die Grenzen der Satire so exakt auszutesten vermag wie er. Sonneborn bringt den täglichen Wahnsinn des Unterhaltungsgewerbes bestens auf den Punkt – und die Kollegen von „Zimmer frei!“ ebenso souverän in Bedrängnis wie den Bundeswahlleiter, der Sonneborns „PARTEI“ die Teilnahme an der diesjährigen Bundestagswahl verwehrte.“

1 Ronny Blaschke

freier Journalist (u. a. „Zeit“, „SZ“, „NZZ“, „FR“, Spiegel Online)

Begründung: „… für seinen „Zeit“-Beitrag über die Nazi-Unterwanderung des Fußballvereins Lokomotive Leipzig: „Angriff von rechts außen“ (3.9.2009) – mit dem er eindrucksvoll den Blick auf Tabuthemen im Profisport lenkte – mit außerordentlichem Mut und beharrlicher Recherche.“

2 Andreas Burkert

Sportredakteur „Süddeutsche Zeitung“

Begründung: „… weil er in der Bundesliga nicht nur beim FC Bayern so gut verdrahtet ist wie kaum ein Zweiter – was ihn in die Lage versetzt, dem Menschen hinter dem Profisportler besonders nahe zu kommen. Sein Interview mit Philipp Lahm war eine Sternstunde des Sportjournalismus und schlug bekanntlich hohe Wellen im Bayern-Kosmos. Burkert macht Sport zur Story.“

3 Thomas Kistner

Begründung: „… für seine kontinuierlich kritische und gute Sportberichterstattung, die längst nicht bei Spielberichten und Bundesliga-Tratsch haltmacht, sondern sich auch mit den unschönen Abgründen des Sports befasst – was im abgelaufenen Jahr der Wettskandale und Manipulationen wieder einmal bitter nötig war.“

Sportredakteur „Süddeutsche Zeitung“


1 Werner Bartens

Leitender Redakteur „Süddeutsche Zeitung“

Begründung: „… weil er in diesem Jahr mit seiner fundierten, sachlichen und zugleich für Laien verständlichen Berichterstattung vor allem zur Schweinegrippe seinem Ruf als Autorität in der Branche alle Ehre gemacht hat.“

2 Eckart von Hirschhausen

Kolumnist, Autor, Moderator (NDR)

Begründung: „… weil er die seltene Gabe besitzt, Wissenschaft und Humor zu verbinden – und vermeintlich trockene Wissenschaftsthemen so unterhaltsam rüberbringt wie kein anderer. Und dabei auf Tiefgang nicht verzichtet, z. B. als er 2009 bei der „Goldenen Feder“ wissenschaftlich begründet die Berichterstattung über den Amoklauf von Winnenden kritisierte.“

3 Ranga Yogeshwar

ARD, „Wissen vor acht“ /WDR


Begründung: „… weil er komplizierte Wissenschaftsmaterie verständlich und unterhaltsam darlegt, weil ihn auch die politische und gesellschaftliche Dimension wissenschaftlicher Erkenntnisse umtreibt – und weil er 2009 sein innovatives Format „Wissen vor acht“ trotz der Platzierung im Werbeblock 15 Minuten vor der „Tagesschau“ durchgesetzt hat.“

1 Alexander Osang

„Der Spiegel“

Begründung: „… für seine exzellente Nahaufnahme der Bundeskanzlerin: „Die Schläferin“ (46/2009) – ein Meisterstück des Porträts, das die Ausnahmequalität dieses Reporters 2009 nachdrücklich unter Beweis stellte.“

2 Antonia Rados

Reporterin RTL/n-tv

Begründung: „… für ihre exzellenten, mutigen Berichte und Reportagen aus Afghanistan in diesem Jahr wie „Frontline“.

Weil sie sich in ihren Beiträgen auch Denjenigen widmete, die nicht im Fokus der internationalen Schlagzeilen stehen, so den Frauen Afghanistans als „vergessene Opfer“.

3 Erich Follath

Autor „Der Spiegel“


Begründung: „… weil er in seinen ausnehmend meisterhaft recherchierten Beiträgen, seinen Interviews und Essays dem Leser immer wieder überraschende Einsichten in internationale Politik gewährt. Follaths Beitrag über den geheim gehaltenen israelischen Angriff auf eine mutmaßliche syrische Atomwaffen-Anlage war ein echter Scoop.“

Welche lokalen Autoren hatten 2009 besonders gute und engagierte Ideen?

1 Michael Ohnewald

Reporter „Stuttgarter Zeitung“


Begründung: „… für den ebenso liebevollen wie unbestechlichen Blick dieses brillanten Reporters fürs Lokalkolorit, den er in diesem Jahr auch in seinem Buch „Und plötzlich wird alles anders“ meisterhaft unter Beweis gestellt hat. Ein Lehrbuch für Lokaljournalisten!“

Welche regionalen Blattmacher haben 2009 konzeptionelles Können gezeigt?

1 Sergej Lochthofen

Chefredakteur „Thüringer Allgemeine“ (bis 1.12.2009)

Begründung: „… weil er mit mutigen, kreativen Ideen (Seite 1 Konzept der TA, Wahlaufruf zur Bundestagswahl) der Lese- und Politikmüdigkeit trotzte und damit dazu beitrug, dass im Verbreitungsgebiet der TA die Wahlbeteiligung höher ausfiel als im Rest Thüringens und der Einzug der Rechtsextremisten in den Landtag verhindert wurde.“

1 Ines Pohl

Chefredakteurin „taz“

Begründung: „… weil sie – obwohl sie in große Fußstapfen ihrer Vorgängerin Bascha Mika getreten ist – der „taz“ schon nach kurzer Zeit eine andere Handschrift verpasst hat, Mut und Meinungsstärke zeigte. Nun muss sie zeigen, dass sie halten kann, was sie verspricht.“

2 Sonja Eismann, Chris Köver, Stefanie Lohaus

Herausgeber von „Missy Magazine“


Begründung: „… weil sie gemeinsam beweisen, dass eine emanzipierte Frauenzeitschrift auch mod
ern sein kann und Feminismus nicht bei Alice Schwarzer aufhört. Und weil sie Ende 2008 trotz denkbar schlechter Bedingungen ihr Heft an den Kiosk brachten – und Ende 2009 immer noch da sind.“

3 Robin Meyer-Lucht

Gründer von carta.info

Begründung: „… für die gelungene Neugründung des Gruppen-Blogs und Alternativmediums carta.info. Das US-Vorbild, die „Huffington Post“, hat er zwar bis jetzt noch nicht erreicht, ist aber auf gutem Wege. Ein wichtiger Schritt dahin ist bereits getan: Mit Hartnäckigkeit und Kreativität hat Meyer-Lucht schon viele gute Autoren um sich geschart.“

1 „Die ZEIT“ (mit „Zeit Campus“)

Begründung: „… weil sie mit Chefredakteur Giovanni di Lorenzo an der Spitze 2009 wie keine andere Zeitung der Medienkrise erfolgreich trotzte, auf allen Ebenen immer besser wurde, das Profil des Blattes anspruchsvoll verjüngt wurde, ohne die älteren Leser aus dem Blick zu verlieren – wie mit der erfolgreichen Weiterentwicklung von „Zeit Campus“ durch Manuel Hartung.

Erschienen in Ausgabe 01+02/2010 in der Rubrik „Titel“ auf Seite 20 bis 25. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.