Trauma der indonesischen Zensur

In Jakartas Megaplex-Kino „Blitz“ verstopften am 1. Dezember mehr als hundert Journalisten den Eingang zur Raucherlounge. Um sieben Uhr wollte der Jakarta Foreign Correspondent Club (JFCC) hier den australischen Film „Balibo“ zeigen. Dieser handelt von sechs australischen Journalisten, die 1975 während der indonesischen Invasion in Osttimor ums Leben kamen. Um halb acht gab der Vorstand des JFCC bekannt, dass der Film nicht gezeigt werden könne, weil er zwei Stunden zuvor von der staatlichen Zensurbehörde verboten wurde. Zwar bezog der Bann sich eigentlich auf das am 4. Dezember beginnende Jakarta International Film Festival, doch gilt er automatisch für alle öffentlichen Vorführungen im Land. Schlechtes Timing für beide Seiten: Mit der gesamten Auslandspresse vor Ort, die sich noch dazu um einen spannenden Filmabend betrogen fühlte, hagelte es am nächsten Tag böse Kritik in den internationalen Medien. „Ich war eigentlich optimistisch, dass der Film in Jakarta gezeigt wird“, so Produzent Robert Conolly. „In einer neuen Ära indonesischer Demokratie hätte ich weniger politische Zensur erwartet.“ Die zuständige Kommission im indonesischen Parlament glaubt dagegen, dass die Zensurbehörde richtig entschieden habe. „Der Film könnte ein erneutes Trauma in unserer Gesellschaft auslösen“, behauptet der Abgeordnete Kemal Azil Stamboel. „Er dient sicherlich nicht zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Australien und Indonesien.“

www.balibo.com

Erschienen in Ausgabe 01+02/2010 in der Rubrik „Rubriken & Kolumnen“ auf Seite 42 bis 42 Autor/en: Christina Schott, Jakarta. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.