Sind Sie gerne Unternehmer, Jan Weiler?

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihre Kolumne „Mein Leben als Mensch“ selbst zu vermarkten?

Jan Weiler: Das hat unmittelbar mit meiner Kündigung durch den „Stern“ zu tun. Die haben mir vor einem Jahr erklärt, sie könnten sich meine Kolumne nicht mehr leisten und müssten meinen Vertrag kündigen. Daraufhin fand ich, es sei der richtige Zeitpunkt, sich mal darüber Gedanken zu machen, wie ich unter diesen Umständen mit meiner Arbeit künftig Geld verdienen kann. Ich habe dann erst mal einen neuen Partner gesucht, nämlich die „Welt am Sonntag“, weil es einen für alle sichtbaren Ort geben muss, wo die Kolumne außer im Internet auch physisch existiert. Außerdem bietet mir die „WamS“ als fester Abnehmer eine gewisse Existenzsicherung. Sie müssen ja bei der Vermarktung von was auch immer, ob Himbeermarmelade oder Autoreifen oder Kolumnen im Internet, berücksichtigen, dass die Leute zunächst einmal nicht wissen, dass es das Angebot überhaupt gibt.

Wie machen Sie es denn bekannt?

Inzwischen steht das auf der Rückseite meiner Bücher, auch der Neuauflagen der alten Bücher. Außerdem bekommt jeder Besucher meiner Lesung eine entsprechende Postkarte, die liegt auf dem Sitz. Wenn die Leute sich zwei Stunden lang Kolumnen anhören und die mögen, dann können sie die Karte als Gedankenstütze mit nach Hause nehmen und dort die Kolumne abonnieren. Zusätzlich denke ich über verschiedene Wege der Web-Promotion nach.

Was gibt es alles unter der Marke Jan Weiler?

Ich schreibe Kolumnen, Romane, Hörspiele, Kinodrehbücher und gehe auf Lesereisen. Es ist ein verhältnismäßig profaner Autorenbereich, den ich abdecke. Außerdem mache ich hier und da ein bisschen Werbung. Wenn eine Agentur anfragt, dann arbeite ich an Kampagnen mit, weil mir das Spaß macht. Es gibt auch immer mal Anregungen, auf der Seite Merchandising-Produkte zu verkaufen – Kaffeetassen, T-Shirts und so was. Ich bin aber nicht Mario Barth, ich bin kein Entertainer, ich bin Autor. Ich versuche mein Geld damit zu verdienen, dass ich meine Texte unter die Leute bringe.

Sind Sie gerne Unternehmer?

Nein, überhaupt nicht. Das Unternehmerische geschieht geradezu gegen meinen Willen. Ich möchte eigentlich nur schreiben und vorlesen. Etwas anderes interessiert mich überhaupt nicht. Knapp zwei Wochen im Monat bin ich unterwegs auf Tournee. Die restlichen zwei Wochen bin ich zuhause, schreibe meine Kolumnen, mache meinen Bürokram und muss mich mit Dingen wie Apps, Podcasts und Texttunes auseinandersetzen. Es gibt ja beispielsweise mein Buch „Drachensaat“ jetzt auch als E-Book bei Rowohlt und als App. Ich finde das alles zwar ganz interessant, aber es raubt mir unverhältnismäßig viel Zeit. Ich bin schließlich nicht in diesen Beruf gegangen, um mir darüber Gedanken zu machen, wie man Pressemitteilungen auf seiner eigenen Hompage zum E-Book-Angebot bringt. Ich muss das aber machen, weil ich sonst das Gefühl habe, völlig von anderen abhängig zu sein.

Interview: Ulrike Langer

Linktipp: Mehr Antworten von Jan Weiler siehe www.mediummagazin.de, exklusiv für Abonnenten bis 30.3. Passwort Frei310

Erschienen in Ausgabe 03/2010 in der Rubrik „Titel“ auf Seite 33 bis 34. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.