Layout „Welt am Sonntag“-Tabloid

Die „Welt am Sonntag“ hat eine Auflage von ca. 400.000 Exemplaren. Im Raum Köln wird eine Tabloid-Version getestet, die die ganze Woche über verkauft wird. Das Produkt hat 64 Seiten und erscheint im halben Nordischen Format. Es wird sehr oft über die Doppelseite gearbeitet. Gerade weil Bilder über den Bund laufen, wäre eine Heftung sicher hilfreich.

Man darf gespannt sein, wie das Produkt, das sich eher an eine jüngere Zielgruppe richtet, bei den Lesern ankommt.

Titelseite

01 Zeitungskopf: Er ist identisch mit dem Original. Man bemüht sich, die Bekanntheit des eingeführten Markenartikels „Welt am Sonntag“ für den Newcomer zu nutzen.

02 Anrisse oben: Die zarte weiße Schrift auf dem relativ dunklen Untergrund ist nicht gut lesbar. Außerdem: Dunkelblau, Violett, Grün wirken in dieser Kombination eher herbstlich, depressiv. Man kann mit Farben ja auch Dynamik, Freundlicheit, Wärme vermitteln.

03 Aufmacher: Gut ist, dass der größte Teil der Titelseite für den Aufmacher vorgesehen ist. Sehr gut ist auch, dass die Titelseite sehr viel Weißraum hat, was Bedeutung, Seriosität und Eleganz ausstrahlt.

04 Einzelverkauf: Das Bild und die Überschrift sind nicht plakativ genug, um am Kiosk gut wahrgenommen zu werden. Auch die Anrisse oben sind aus mehr als einem Meter Abstand nicht mehr zu entziffern. Zum Vergleich: „Die Zeit“ lässt Titelseiten vor Veröffentlichung mit Lesern testen. Bei dieser Zeitung wird inzwischen viel plakativer gearbeitet.

05 Grundschrift: Sie wirkt sehr streng, seriös, ist aber insgesamt etwas zu klein.

06 Kursiv: Seitenverweise, die Unterzeile des Kopfes, ein Teil der Überschrift: kursiv. Das ist nicht gut lesbar und wirkt hier eher altmodisch, rückwärtsgewandt.

Innenseite

01 Doppelseite: Bei den meisten Seiten wird über den Bund gearbeitet, aber ausgerechnet bei der Panoramaseite in der Heftmitte wird die Chance verpasst, mit einem großen Bild und einem großen Thema über die Doppelseite zu arbeiten.

02 Aufmacher: Im Verhältnis zur Seitengröße sind die Schriftgrade der Überschrift, Unterzeile, Zwischenzeile usw. richtig gewählt. Das Bild ist jedoch zu klein. Es wird auch nicht klar, dass der Bobfahrer in einer lebensgefährlichen Situation ist. Auf dem Foto ist nicht viel zu erkennen.

03 Spaltenbreite: Die meisten Seiten sind fünfspaltig umbrochen. Dieser Artikel ist mit vier Spalten eher auf entspanntes Lesen ausgerichtet – typisch für eine Wochenzeitung.

04 Kleinmaterial: Es ist ziemlich innovativ, eine komplette Seite mit Meldungen zu füllen. Sehr gut gelöst: Die Überschrift und das Bild in der Seitenmitte bilden den Eyecatcher, der den Aufmacher ersetzt.

05 Unter der Lupe: Diese Rubrik gibt in Form einer Infografik an, wo der Spieler gestanden hat. Das Problem: hier fehlt der Text. Die Aussage der Infografik erschließt sich nicht und der Text sagt auch nicht viel: „Die Bayern-Leihgabe war wesentlich beteiligt am Punktgewinn für den Club.“ Welches Spiel?

06 Zitat: Zitate, Zahlen, Tabellen sind immer Hingucker auf Zeitungsseiten. Besser: Foto der Person über das Zitat stellen.

Erschienen in Ausgabe 04+05/2010 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 69 bis 69. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.