Nichts wie weg, aber nicht die Künstler

Reykjavik Gelegentlich wundern sich Leute über meine Kombination aus politischer Berichterstattung (u.a. für „FTD“ und „Welt“) und Texten über Kulturpolitik und Kunst (u.a. für „art“ und „The Art Newspaper“). Dabei ist diese Kombination nicht nur spannend, sondern kann auch ausgesprochen nützlich sein: So geschehen kürzlich, als ich in Island über das Referendum berichtete und für die „Welt am Sonntag“ außerdem recherchierte, wie die Auswanderung Island bedrohe. Während meiner Reise traf ich auch auf Dorothée Kirch, die neue (deutsche) Chefin des Center for Icelandic Art. Ihre Organisation ist nur für die Kunstnische interessant, weshalb ich mich eigentlich mit ihr traf. Dann stellte sich aber heraus: Während Island unter Abwanderung im großen Stil leidet, gibt es in der Kunstszene eine Gegenbewegung, sagte mir Kirch. Künstler zieht es zurück in ihre Heimat Island. Das Klima für die nichtkommerziellen Kreativen sei seit dem Crash besser, die Leute mehr an nicht-monetären Dingen interessiert. Ein weiterer Grund ist oftmals, dass Künstler ihren Lebensunterhalt zu einem großen Teil mit isländischen Stipendien bestreiten. Die sind wegen des Verfalls der Krone nun im Ausland nur noch rund die Hälfte wert. Da wird selbst Berlin teuer.

www.welt.de/die-welt/wirtschaft/article6764301/Exodus-aus-dem-Land-der-Elfen.html

Erschienen in Ausgabe 04+05/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 12 bis 12 Autor/en: Clemens Bomsdorf. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.