Salamitaktik

New York Es begann damit, dass Anfang Februar New Yorker Medien spekulierten, die „New York Times“ (NYT) werde einen schlimmen Artikel über Gouverneur David Paterson bringen. Mitte Februar kam der Artikel dann endlich, beschrieb allerdings nur das turbulente Privatleben von David Johnson, einem Berater Patersons. „Und das war alles?“, fragte die Medienszene. Drei Tage später legte die „NYT“ nach. In einem großen Paterson-Porträt deutete sie an, dass sich der Gouverneur über Gebühr für seine Getreuen einsetzt. Das ist im Staat New York allerdings normal und so passierte gar nichts. Nach einer Woche erschien der dritte „NYT“-Artikel und der brachte es auf den Punkt: Berater Johnson hat seine Freundin verprügelt und der Gouverneur die Frau eingeschüchtert, damit sein Freund kein Verfahren bekommt. Jetzt endlich erklärte Paterson, er werde auf eine Kandidatur verzichten.

Genau das dürfte das Ziel der Artikelserie gewesen sein. Schließlich wollten einige von Patersons demokratischen Parteifreunden, darunter der mächtige Senator Charles Schumer, verhindern, dass der unpopuläre Politiker bei den Wahlen im November erneut antritt. Paterson hatte das lange nicht einsehen wollen. Also half man ein wenig nach. Das lässt sich zwar nicht beweisen, aber bis auf Neulinge glauben alle New Yorker Journalisten, dass es so war.

Einigen Parteifreunden ging Patersons Verzicht offensichtlich nicht weit genug. Sie wollten einen Rücktritt. Es war natürlich reiner Zufall, dass die „NYT“ nun einen weiteren Artikel brachte: Paterson hat sich von einem Lobbyisten zu Baseballspielen einladen lassen, für viele tausend Dollar.

So viele Salamischeibchen in einem Land, das keine gute Wurst hat.

http://nyti.ms/dxRnVn

Erschienen in Ausgabe 04+05/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 12 bis 12 Autor/en: Christine Mattauch. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.