Der Seitenwechsler der Monats: Christoph Grote

Dieser Wechsel ist konsequent: Christoph Grote (44) gibt zum Sommer seinen Posten als Chefredakteur der „Stuttgarter Nachrichten“ (SN) auf und zieht als Geschäftsführer in seine alte Heimat nach Vechta zur „Oldenburgischen Volkszeitung“ (OV). Grote war erst im November 2007 aus Hannover als Chef des Madsack-Blattes „Neue Presse“ nach Stuttgart gewechselt, hat in den zweieinhalb Jahren die SN kräftig umgekrempelt, ihr ein neues Layout verpasst, sich dort allerdings mit seinem Vorgehen nicht nur Freunde gemacht, wie bei den damaligen Mitarbeitern von „Sonntag aktuell“, denen er bescheinigte, ihr Blatt sei „betulich“ und werde „von zu vielen Leuten gemacht“. Dazu steht er auch heute: „Ich habe einfach meine ehrliche Meinung gesagt.“ Kurz darauf übernahm die SN die Produktion der (neu konzipierten) „Sonntag aktuell“, ein Ergebnis der Arbeitsgruppe unter Leitung von Christoph Grote – der nun sagt: „Chefredakteure haben viel mit Geld zu tun, das übernehme ich lieber selbst, anstatt mir das Budget von einem Verlag vorschreiben zu lassen.“

Die Größe kann ihn jedenfalls nicht gereizt haben: Anders als die SN mit einer Gesamtauflage von rund 360.000 Exemplaren, zählt die OV nur knapp 22.000 verkaufte Exemplare. Aber sie produziert nach wie vor ihren Mantel selbst. Daran will Grote nicht rütteln: „Gerade Lokalzeitungen sollten den Mantel auf die Bedürfnisse der Region zuschneiden und selbst anfertigen“, sagt er – eine erstaunliche Meinung, verantwortet er als Chefredakteur der SN doch auch die Mantelproduktion für 18 Lokalteile von Partnerredaktionen. „Das steht im Widerspruch zu dem Geschäftsmodell hier“, gibt Grote zu, aber „in Stuttgart war ich der Anbieter, hier habe ich ein anderes Interesse und komme zu einem anderen Ergebnis“. Bei der „Oldenburgischen Volkszeitung“ will sich Grote als Geschäftsführer nicht nur auf die Zahlen konzentrieren. „Ich werde nicht jeden Tag in der Konferenz sitzen, aber klar ist, dass ich eine Vorstellung von Lokalzeitung habe und diese umsetzen möchte.“ Das wird Chefredakteur Uwe Haring freuen zu hören.

Erschienen in Ausgabe 06/2010 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 78 bis 78. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.