Neue Bücher

Gegen das Wegschauen

„Fotos für die Pressefreiheit 2011“, Reporter ohne Grenzen, Berlin 2011, 101 S., 12 Euro

Zum 18. Mal lenkt der Band „Fotos für die Pressefreiheit“ den Blick auf Ereignisse des vergangenen Jahres, diesmal also 2010. Reporter ohne Grenzen nimmt Staaten ins Visier, in denen Presse- und Meinungsfreiheit stark gefährdet sind. Zu Beginn wird auf jeweils einer Seite die Lage in mehreren Ländern geschildert, es folgen Reportagen, unter anderem aus „Spiegel“ oder „Süddeutscher Zeitung“, begleitet von Bildserien – etwa über die Mao-Darsteller in China, die jede Altersstufe des Diktators repräsentieren. Der Verkaufserlös des Bandes dient zur Finanzierung von Anwaltskosten, medizinischer Hilfe und Öffentlichkeitsarbeit für verfolgte Journalisten weltweit.

Bonner TV-Legende Fides Krause-Brewer: „Journalistin ist man immer. Meine Erinnerungen an das 20. Jahrhundert“, Nicolai Verlag 2011, 223 S., 24,95 Euro

Ihr Name steht für den Fernseh-Wirtschaftsjournalismus der Bonner Republik: Fides Krause-Brewer. Die 92-Jährige wirft in ihren „Erinnerungen an das 20. Jahrhundert“ einen Blick zurück auf die alte Bundesrepublik, aber auch auf Kindheit und Jugend in der Nazizeit. Der umfangreichste Teil des Buches, „Meine Laufbahn als Journalistin“ betitelt, schildert immer wieder Begegnungen mit führenden Politikern. Adenauer, Erhard oder Genscher – eine Bundeskanzlerin war noch Zukunftsmusik. Wer Fides Krause-Brewer in ihrer journalistischen Laufbahn am meisten beeindruckt hat? Adenauer etwa; mancher Fragesteller, sagt sie, sei erstaunt, dass sie ihn persönlich erlebt habe. Vor allem aber der ein Jahr vor ihr geborene Helmut Schmidt: Er sei der beste Bundeskanzler gewesen, nicht zuletzt wegen seiner profunden Kenntnisse wirtschaftlicher Zusammenhänge. Die Autorin ihrerseits wird in der Einleitung von Marietta Slomka geadelt: Krause-Brewer habe den „Weg für uns Journalistinnen“ bereitet. Die Geehrte stellt allerdings klar, dass ein möglicher Aufstieg in der ZDF-Hierarchie seinerzeit wohl auf entschiedenen Widerstand gestoßen wäre.

Mediale Skandalstars

Marc Polednik / Karin Rieppel: „Aufstieg und Absturz in der Medienwelt“, Klett-Cotta, Stuttgart 2011, 254 S., 17,95 Euro

Keine Prominenz ohne Medien. Doch dem schnellen Aufstieg folgt oft ein noch rasanterer Absturz. Die beiden Fernsehjournalisten Marc Polednik und Karin Rieppel schildern anhand von 13 Fällen, welche Mechanismen am Werk sind; Anstoß war der Fall Margot Käßmanns. Großzügig gewähren die Medien auch immer mal wieder eine zweite Chance, wie etwa Cem Özdemir. Eine grundlegende Frage: Was taugt überhaupt zum Skandal? Immer wieder stießen die Autoren auf Kommentatoren als zuverlässige Tribünengäste, immer schon da, bevor es losgehe: Alice Schwarzer, Franz Josef Wagner, Henryk M. Broder. Was nun aber nicht bedeutet, dass den „Opfern“ Empathie zuteil würde: von einem bloßen Hoch- und Runterschreiben könne keine Rede sein, Prominente lieferten die Anlässe für Lob und Tadel schließlich selbst. Die Skandal-Zeitrechnung kenne eine Zäsur „nach Guttenberg“. Jeder, der in der Öffentlichkeit stehe, müsse sich darauf einstellen, dass das Internet als gnadenlose und anonyme Instanz Verfehlungen ans Tageslicht der Öffentlichkeit bringe.

Erschienen in Ausgabe 12/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 71 bis 71. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.