Marion Horn – die Frau, die „Bild“ macht

Ihr Jens-Lorenzen-Bild ist nur ein Duplikat: Das Original der „Bild“-Öl-Collage hängt im Nachbarbüro bei Marion Horns Chef in Abwesenheit, bei Kai Diekmann. Während der für etwa ein Jahr im Auslandseinsatz ist, um im Silicon Valley nach neuen digitalen Absatzmärkten zu forschen, führt die Kielerin das Tagesgeschäft im 16. Stock des Axel-Springer-Hochhauses in Berlin Kreuzberg – gemeinsam mit „Bild“-Urgestein und Sportexperte Alfred Draxler (60), seit 1978 bereits im Dienst von Springers Boulevard-Flaggschiff. Beide wechseln sich nun als „Stellvertreter des Chefredakteurs“ im Wochenrhythmus am „Bild“-Balken beim Blattmachen ab. Marion Horn ist eine Macherin, die nicht lange fackelt, wenn etwas hakt. Als ihr neuer Schreibtisch im Sommer auf sich warten lässt, ordert sie kurzerhand privat einen schmucken Holztisch. Das Zupacken hat sie früh gelernt: Mit 19 begann sie, Jahrgang 1966, ihre journalistische Laufbahn beim W&W Verlag in Hamburg, vier Jahre später, 1989, wurde sie Ressortleiterin Service bei „Bild der Frau“. 1992 hatte sie, inzwischen Mutter einer Vierjährigen, genug vom Frauenzeitungsjournalismus und kündigte. Noch im selben Jahr wurde Horn als 26-Jährige Deutschlands jüngste Chefredakteurin: Beim Bauer Verlag übernahm sie die abgewirtschaftete Sexpostille „Wochenend“ mit Titelthemen wie „Orgasmus-Geheimnisse des Orients“ und einem Millionen-Jahresbudget. Vier Jahre später, 1996, wurde sie verlagsintern zur Chefin „TV Hören und sehen“ befördert. 1998 übernahm sie von Mathias Döpfner die Chefredaktion der „Hamburger Morgenpost“ (damals noch G+J), wechselte 2000 zurück zum Springer-Verlag und entwickelte dort zunächst eine Frauenzeitschrift. 2001 machte Kai Diekmann sie zur stellvertretenden Chefredakteurin von „Bild“, zuletzt mit Zuständigkeit für die Außenbüros. 2009 wurde sie noch ein zweites Mal Mutter. Seit September 2012 führt Marion Horn nun „Bild“, als erste Frau seit der Blattgründung vor 60 Jahren. mth

Erschienen in Ausgabe 12/202012 in der Rubrik „Titel“ auf Seite 18 bis 21. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.