Auf der Flucht

Morddrohungen gegen TV-Journalisten aus Libyen. „Journalisten helfen Journalisten“ berichten:

Hamza S.*  arbeitete von 2010 bis 2014 als Reporter für die privaten libyschen Fernsehsen­der Al-Assema TV und AL-Nabaa. Wegen seiner Berichterstattung über Kinderar­beit, sexuellen Miss­brauch und Drogen- und Waffenhan­del sowie Korruption und Menschen­rechtsverletzungen all­gemein geriet er gleichermaßen in den Fokus von Regierungsvertretern und Milizen.

Für seine Reportagen über Entführungen, illegale und willkürliche Verhaftungen, über Folter und Er­mor­dung von Häftlingen in libyschen Gefängnissen erhielten er und seine Familienan­gehörigen re­gelmäßig Morddrohungen. Einen direkten Angriff durch Sicherheitskräfte des ehemaligen libyschen Parlamentsvorsitzenden, den sein TV-Team filmen konnte, legte er den zuständigen Justizstellen zwar als Beweis vor. Die Anzeige wird jedoch bis heute nicht ver­folgt.

Hamza S. wurde im Rahmen seiner journalistischen Arbeit mehrfach verhaftet, verhört und mit der Waffe bedroht. Als bei ihm ein versteckt gedrehter Film über die Misshandlung eines Gefangenen gefunden wurde, wurde der Reporter von Milizen verschleppt und gefoltert. Mitte Juli 2014 berichtete er über bewaffnete Aktionen der in Tripolis berüchtigten Miliz „Axis 11“. Wegen der auf diesen Bei­trag folgenden neuen Morddrohungen floh er am 23. Juli 2014 aus Angst um sein Leben aus der liby­schen Hauptstadt und versteckte sich zunächst innerhalb des Landes.

Weitere Morddrohungen zwangen ihn am 6. September 2014 zur Flucht nach Tunesien, wo er sich derzeit aufhält. Aber selbst dort haben nach Angaben eines amnesty-Researchers, der ihn in Tunis traf, die Morddrohungen nicht aufgehört. Nach Angaben von Reporter ohne Grenzen ist das Leben kritischer Journalisten in Libyen stark gefährdet: Sieben Journalisten wurden in­nerhalb des vergangenen Jahres getötet. Insge­samt gab es in diesem Zeitraum 127 Überfälle auf Medienvertreter.

*Hamza S.: Der Name  wurde aus Sicherheitsgründen geändert. 

Der Autor: Carl Wilhelm Macke