Freiheit mit Risiken

Zur  Situation der  „Freelancer“ und insbesondere der Journalistinnen in Syrien und im arabischen Raum – ein Beitrag von Carl Wilhelm Macke, JhJ:

„Es waren nicht zuletzt auch Journalistinnen und Journalisten, die zu den politischen Veränderungen in Nordafrika beigetragen haben. Und schon unter den Diktaturen von Mubarak und Ben Ali gehörten Blogger in Ägypten und Tunesien zu den weltweit aktivsten, vor allem jedoch mutigsten Online-Journalisten. Sie sassen oft lange Zeit in Gefängnissen, wurden von der Welt vergessen, haben aber nie ihren Mut und Willen zur Veränderung der Verhältnisse aufgegeben.

Besonders gelitten haben immer die Journalistinnen und Journalisten in Syrien, wo es auch selten Kontakt zu Hilfsgruppen ausserhalb des Landes gab. Noch heute ist die Situation in diesem von dem Assad-Clan diktatorisch geführten Land sehr gefährlich für den freien Journalismus.

In einer Mitte Mai von kanadischen Journalisten weltweit verbreiteten Pressemitteilung wird auf die besonders risikovolle Arbeit von ‚Freelance-Journalistinnen’ in Syrien und anderen arabischen Staaten hingewiesen. Werden sie auf Demonstrationen als Journalistinnen identifiziert, werden sie nicht selten auf der Stelle verhaftet, beleidigt und auch geschlagen. Als extrem gefährlich für Journalistinnen gilt derzeit der kleine, aber reiche Staat Bahrein. Jeder Versuch, über die Methoden der Polizei und der Sicherheitsdienste zur Niederschlagung der Proteste zu berichten, wird brutal unterbunden. Die Wut des staatlichen Gewaltapparats richtet sich gegen jede Form der freien Berichterstattung, aber auch gegen Frauen, die sich nicht an den zugelassenen ‚Frauen-Leitbildern’ orientieren.

Unabhängige Journalistinnen gelten da als ganz besonders verdächtigt und gefährlich für die Stabilität des Systems. Es wird von ‚Hunderten von Frauen’ berichtet, die in den Gefängnissen einsitzen und dort auch gefoltert werden. Unter ihnen seien auch viele „Free Lance Journalistinnen“, berichtet das „Bahrain Center for Human Rights“. Eine oppositionelle Frau, die aber nicht als Journalistin gearbeitet hätte, sei bei den Demonstrationen erschossen worden.

Trotz dieser erschütternden Nachrichten, die in den Mitteilungen der kanadischen Journalistenvereinigung IFEX noch um weitere Fälle in Ägypten und Lybien ergänzt wird, geht der hartnäckige Emanzipationskampf in den arabischen Off-und Onlinemedien aber weiter.

So ist jetzt Manal al-Sharif zu einer kleinen Ikone des Widerstands auch in Saudi Arabien geworden. Sie hat es gewagt, einen kurzen Film von sich ins Internet zu stellen. Man sieht sie dort am Steuer eines Autos – was für Frauen in Saudi Arabien bis jetzt eine strafrechtliche Verfolgung bedeutet. In den scheinbar kleinen wie in den dramatischen großen Befreiungskämpfen in arabischen Ländern spielen derzeit Journalistinnen ein wichtige Rolle. Man sollte sie dabei mit professionellem Know-How wie mit finanziellen Hilfen unterstützen.

Der Autor: Carl Wilhelm Macke, Journalisten helfen Journalisten, Kontakt per eMail