Hallo, wie geht’s… den Ressortleitern? ReGe – Teil 6

Wie die Ressortleiter als „Könige ohne Truppen“, der Rege-Chef als „König ohne Land“ kooperieren.

Serie: So wie wir ein Jahr lang die Startphase der Gemeinschaftsredaktion der G+J-Wirtschaftstitel begleitet haben, werden wir an dieser Stelle kunftig über die Arbeit der neuen DuMont-Redaktionsgemeinschaft (Start: 26. April) berichten.

Sie trafen sich in einem Hotel in Bahnhofsnähe, verkehrsgünstig gelegen in Kassel-Wilhelmshöhe. Sie sollten sich endlich einmal persönlich kennenlernen: 26 Redakteure und Ressortleiter der Wirtschaftsteile von „Berliner Zeitung“, „Frankfurter Rundschau“, „Kölner Stadtanzeiger“, „Mitteldeutscher Zeitung“ und von der DuMont-Redaktionsgemeinschaft (intern: „Rege“) . Seit April bereits liefert die Rege Texte für alle vier Zeitungen. Im September lud Robert von Heusinger nun die Beteiligten aus den Redaktionen und Rege an einen Tisch. Nach dem Abendessen und einem langen Abend an der Bar bekamen Heusingers Kollegen am darauffolgenden Samstag nicht nur freundliche Worte zu hören. Er hatte einen alten Freund als Blattkritiker dazugebeten: Götz Hamann, Vize-Wirtschaftschef der „Zeit“. Hamann hatte die über Wochen gesammelten Wirtschaftsteile der vier Zeitungen durchgearbeitet. „Er hat sich auf den Inhalt konzentriert“, sagt Heusinger, „nicht auf Arbeitsabläufe oder die Frage: Ist die Rege sinnvoll oder nicht?“ Heusinger erzählt, dass Hamann die Redaktionen zwar gelobt habe, weil sie eigene Schwerpunkte setzten und sich weniger als früher von Agenturmaterial leiten ließen. Doch die Hauptkritik lautete: Ihren Standortvorteil, die räumliche Nähe zu Banken, Behörden und wichtigen Firmen, würden sie nicht ausreichend nutzen und große Themen nicht runterbrechen auf die Region – so würden sie die Gesundheitsreform nicht etwa anhand der Pharmafirmen in Frankfurt und Berlin erzählen, sondern abstrakt bleiben. „Er hat sich auf den Inhalt konzentriert“, sagt Heusinger über die Blattkritik, „nicht auf Arbeitsabläufe oder die Frage: Ist die Rege sinnvoll oder nicht?“

Intern intensiv diskutiert wurde schon vor dem Treffen die „Zuständigkeits-Matrix“. So nennt Heusinger den Plan, der regelt, welcher Redakteur für welches Unternehmen und welches Thema zuständig ist. Wer kümmert sich um die Bahn, die Kollegen bei der „Berliner“ oder jemand bei der Rege? Ursprünglich hatte sich Heusinger vorgestellt, dass Kollegen aus den einzelnen Redaktionen ebenso verantwortlich sind für Firmen in ihrer Region mit bundesweiter Bedeutung wie seine Rege-Leute. Das Problem: Findet ein FR-Redakteur noch genug Zeit zum Blattmachen, wenn er für vier Zeitungen eine große Bank covert? Heusinger einigte sich mit den Ressortleitern darauf, dass die Hauptverantwortlichen für fast alle Themen in der Rege sitzen. Er wünscht sich aber, dass die Redaktionen vor Ort sich um die Regionalisierung kümmern, etwa O-Töne vom örtlichen Stromversorger besorgen. Doch zwingen kann er sie nicht. Denn die Ressortleiter haben in den Redaktionen das Sagen, sind der Rege nicht unterstellt: „So ist unsere Struktur.“ Heusinger kann für Themen werben und sie vorschlagen. Ob sie ins Blatt kommen, wird in Köln, Halle, Berlin und Frankfurt entschieden. „Die Ressortleiter sind die Könige ohne Truppen und der Rege-Chef ist ein König ohne Land“, sagt er. Da helfe nur ganz viel reden, wenn er ein Thema unbedingt platziert haben will. Am besten laufe es, wenn die Rege in der wöchentlichen Schaltkonferenz (Freitags um 14 Uhr Berlin, Frankfurt und Köln) „die großen Themen der Woche überzeugend rüberbringt“: „Dann kriegen wir sie auch meist durch“, sagt er, aber: „Schwierig sind allerdings nachrichtenarme Tage, die B-Tage. Dann hat jeder eine andere Idee, das kostet Zeit.“ Mittlerweile klappe die Abstimmung aber ziemlich gut, auch organisatorisch, und seit September arbeiten FR und „Berliner“ endlich mit demselben Redaktionssystem. Zunehmend komme Feedback aus den Redaktionen auch bei der Rege an. Heusinger glaubt, dass dabei nicht zuletzt das Treffen in Kassel geholfen hat: „Wer einmal gemeinsam bis nachts um drei an der Bar gestanden hat, spricht einfach offener miteinander.“ Oliver Trenkamp

Erschienen in Ausgabe 10+11/2010 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 7 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.