ZDF stört sich an Werbeauftritt von Katrin Müller-Hohenstein

Sportmoderatorin Katrin Müller-Hohenstein sorgt mit einem Werbeauftritt im Dienst eines Molkereiunternehmens für Ärger beim ZDF. Chefredakteur Peter Frey sagte dem „medium magazin“ (Ausgabe

So tritt  Katrin Müller-Hohenstein in der Weihenstephan-Kampagne auf
So tritt Katrin Müller-Hohenstein in der Weihenstephan-Kampagne auf

7/2010): „Ihr Internet-Auftritt auf den Seiten von Weihenstephan ist nicht glücklich und kann so nicht bleiben.“ Der Vertrag entspreche „nicht den Vorstellungen des ZDF von Auftritten seiner journalistischen Köpfe“. Das habe er Müller-Hohenstein so mitgeteilt. Frey: „Ich gehe davon aus, dass dieser Internet-Auftritt schon bald Geschichte ist.“

Frey, der seit April Chefredakteur des ZDF und damit auch für den Sport zuständig ist, erfuhr nach eigenen Angaben erst im Zuge von „medium magazin“-Recherchen von dem Fall. Seine Sportmoderatorin, die freie Mitarbeiterin des Senders ist, tritt in einer Kampagne als „Schirmherrin des Weihenstephan-Qualitätsbeirats“ auf.

Katrin Müller-Hohenstein im Dienst des Qualitätsbeirats beim Molkerei-Besuch - ein Ausschnitt aus dem web-video von Weihenstephan
Katrin Müller-Hohenstein im Dienst des Qualitätsbeirats beim Molkerei-Besuch - ein Ausschnitt aus dem web-video von Weihenstephan

In einem PR-Film des Unternehmens stellt sie leitenden Mitarbeitern der Molkerei Fragen über die Produktion und testet Milchprodukte. Dass sie für das ZDF arbeitet, wird nicht erwähnt. Insertiert wird sie jedoch als „Moderatorin“. Werbebanner zu der Kampagne mit Müller-Hohenstein waren zuletzt unter anderem massiv auf sueddeutsche.de geschaltet.

Auf eine Anfrage von „medium magazin zu dem Vorgang antwortete Müller-Hohenstein, die derzeit für das ZDF in Südafrika ist und die WM-Berichterstattung des gebührenfinanzierten Senders moderiert, zunächst nicht.

"...Gemeinsam gehen sie als Qualitätsreporter den Geheimnissen der Milchveredelung auf den Grund!...dokumentiert Katrin Müller-Hohenstein, dass die Molkerei Weihenstephan ihr Qualitätsversprechen kompromisslos einhält." So promotet Weihenstephan die "beliebte TV Moderatorin" als Schirmherrin des Qualitätsbeirats.

Das Management von Müller-Hohenstein hat die Agentur TMA übernommen, an der wiederum Starwatch Music beteiligt ist, eine 100-Prozent-Tochter der Privatsendergruppe ProSiebenSat1. An TMA ist daneben noch die Talent-Agentur Performance Plus beteiligt, die bereits den DFB-Team-Chef Oliver Bierhoff sowie weitere Sportgrößen wie Michael Ballack und Boris Becker mit Werbeverträgen versorgte. Die für Müller-Hohenstein zuständige TMA-Managerin Sonja Bergler sagte dem „medium magazin“, sie wolle sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äußern. Offen bleibt deshalb, ob die TMA den Vertrag zwischen Müller-Hohenstein und Weihenstephan vermittelte.

Zum Umgang mit PR-Aufträgen für seine festen wie freien Mitarbeiter sagte Frey gegenüber „medium magazin“: „Ich bin nicht grundsätzlich dagegen, dass Kollegen Nebentätigkeiten ausüben, solange sie keinen werblichen Charakter haben und die journalistische Glaubwürdigkeit nicht gefährden.“ Er folge dabei einer pragmatischen Überlegung: „Wenn nicht ein ZDF-Gesicht vorträgt oder moderiert, kommt ein Kollege der ARD oder von RTL. Damit kann auch ein Stück öffentliche Bindung an das ZDF verloren gehen.“ Frey sagte auch, jeder Fall sei einzeln zu prüfen.
Das ZDF habe bereits „ausgeklügelte Richtlinien, die Transparenz schaffen“, betont Frey in dem Interview mit „medium magazin“. Vorgeschrieben sei, alle Nebentätigkeiten anzumelden und dabei die Höhe der Honorare anzugeben. Frey schwebt indes noch mehr vor. Er wolle mit seinen Kollegen in einer der nächsten Sitzungen über neue Richtlinien für Nebentätigkeiten seiner Mitarbeiter sprechen. „Wir müssen, vielleicht in einer Art Selbstverpflichtung, uns die Kriterien noch klarer machen.“

Daniel Bouhs/Annette Milz

Info: Das Exklusiv-Interview mit ZDF-Chefredakteur Peter Frey, in dem er sich erstmals nach Amtsantritt ausführlich über seine Pläne und Leitlinien für das ZDF äußert,  erscheint in „medium magazin“ Ausgabe 7/2010 am 7. Juli.

siehe update: Katrin Müller-Hohenstein bedauert …und wir stellen klar