Jan-Eric Peters: „Ich verspreche mir besseren Output“

Zum 1. September hat die  „Welt-Gruppe“ eine Dependance in Australien eröffnet – als Teil einer 24-Stunden-Redaktion. Von dort wird künftig der Nachtdienst  für die blaue Gruppe der Axel Springer AG bei Tageslicht erledigt.

Jan-Eric Peters, Chefredakteur der "Welt"-Gruppe I Foto: Axel Springer
Jan-Eric Peters, Chefredakteur der „Welt“-Gruppe I Foto: Axel Springer

Chefredakteur Jan-Eric Peters verrät, warum er bald vielleicht noch mehr Redakteure nach Australien schickt.

Flugtickets nach Sydney kosten locker 1500 Euro und die zusätzliche Büromiete belastet Ihren Etat. Warum lohnt sich die Verlagerung der Nachtschicht trotzdem?

Jan-Eric Peters: Wir haben die Nachtschicht am Tage dort schon zwei Monate getestet und festgestellt, dass die Berichterstattung einfach besser wird. Es ist deutlich effektiver, tagsüber zu arbeiten. Außerdem befindet sich unser Sydney-Büro in den Räumen der Australian Associated Press, mit der wir kooperieren. Die Kollegen können also mit anderen Journalisten zusammenarbeiten.

Wie sieht die Zusammenarbeit mit der AAP aus?

Im Haus der Nachrichtenagentur sitzen unsere Kollegen sozusagen „mittendrin in der Aktualität“. Vorher verbrachten sie in Berlin ihren Nachtdienst alleine oder auch mal zu zweit oder zu dritt und rundherum war alles dunkel. Man war auf sich allein gestellt. Mit dem neuen Sydney-Büro ist das vorbei, die Kollegen sind dann meist zu zweit und zudem an eine volle Redaktion angeschlossen. Auch wenn es bei uns tiefe Nacht ist, können sie sich dort über die Relevanz von Themen austauschen.

Geht es Ihnen auch darum, die Zahl der Fehler zu reduzieren, die schläfrige Kollegen nachts machen?

Ich habe nie gezählt, ob tagsüber oder nachts mehr Fehler passieren. Das ist auch nicht der Grund, warum wir ein Büro in Sydney eröffnen. Ich verspreche mir dadurch vor allem einen besseren Output, also mehr aktuelle Geschichten für die frühen deutschen Morgenstunden. Die Verlagerung des Nachtdienstes ist für mich eine Investition in die Qualität unseres Angebotes. Es geht uns darum, die besten Geschichten zu haben.

TIPP: Infos zu den Plänen anderer Redaktionen für  24-Stunden-Schichten im In- und Ausland sowie eine Reportage über redaktionelle Nachtarbeiter finden Sie „medium magazin“ Ausgabe 9/2013, ET 6.September.

 Weitere Themen u.a.: Die Top 30 bis 30 des Jahres 2013, der Springer-Funke-Deal, das Desaster beim „Spiegel“, Wahlprognosen in den Medien, aktuelle Trends bei Redaktionssystemen, die gefährliche Arbeit deutscher Journalistinnen in Ägypten, der Umbau der „Heilbronner Stimme“, sicheres eMailen & mehr. 

PLUS gratis für Abonnenten: Die Werkstatt „Das 1×1 der Wirtschaft. Basiswissen für alle Ressorts“ sowie das „best of … Theodor-Wolff-Preis 2013“ .  Infos zum Bezug finden Sie hier 

Geht es heute nicht mehr ohne 24-Stunden-Redaktion?

Wir haben den 24-Stunden-Betrieb vor gut drei Jahren begonnen. Das hat sich bewährt, weil in der Nacht natürlich tatsächlich viele interessante Dinge passieren. Bloß weil wir in Deutschland schlafen, schläft ja nicht der Rest der Welt. Außerdem lesen einige Nutzer auch nachts. Wenn ich beispielsweise um zwei Uhr noch unterwegs bin, schaue ich auch immer nach, was so los ist. Unsere Peaks mit den meisten Lesern sind außerdem frühmorgens und am späteren Abend. Ohne Nachtdienst würden wir die morgendliche „Haupteinschaltzeit“ einfach nicht gut genug nutzen. Wenn die großen Ressorts bei uns morgens um sechs Uhr anfangen, braucht es Zeit, bis alles in Gang kommt. Bis dahin waren viele Leser schon längst auf unserer Seite oder der App unterwegs.

Seit dem 1. September also kümmern sich Johannes Wiedemann und Sabrina Frangos in Australien um „Welt Online“. Wie lange bleiben die beiden?

Wir werden auf jeder Position im Vierteljahresrhythmus wechseln. Wenn sich die Arbeit eingespielt hat, kommt und geht alle sechs Wochen ein Kollege. So kann der jeweils schon „Erfahrene“ den „Neuen“ einarbeiten.

Ist der Ruf nach Australien ein Schmankerl für verdiente Mitarbeiter?

Das spielt ebenfalls eine Rolle. Wir sehen den Auslandseinsatz auch als „Incentive“, für drei Monate mal etwas aufregend Neues zu machen. Als wir unseren Plan intern verkündet haben, meldeten sich sofort viele interessierte Kollegen  – das reicht locker für das nächste und übernächste Jahr.

Bleibt es bei zwei Redakteuren im Außenposten Australien?

Ich will nicht ausschließen, dass wir dort auf Sicht vielleicht auch drei Leute im Dienst haben. Man muss das Verhältnis beachten: Am Tage arbeiten hier in Deutschland ein paar hundert Journalisten und nachts, wenn es auf dem anderen Teil des Erdballs rund geht,  sind es so wenige.

Dabei stehen schon so viele Veränderungen bei Axel Springer an. „Berliner Morgenpost“ und „Hamburger Abendblatt“ sollen zur Funke Mediengruppe übergehen, die „Welt“ künftig wieder alleine einen neuen Newsroom beziehen.

Der Umzug in den neuen Newsroom für die überregionale Berichterstattung soll wie geplant im Herbst beziehungsweise spätestens im Winter stattfinden. Die Vorbereitungen sind auf gutem Wege; aber Sie wissen ja, wie kompliziert das mit Bauanträgen und Genehmigungen sein kann.

Interview: Jens Twiehaus