„Absolut nachahmenswert“: Zeitungsprojekte für Azubis

Viele Regionalzeitungen bauen ihre Kooperationen mit Ausbildungsbetrieben aus. Wie funktioniert das in der Praxis, und was bringt es? Robert Domes fragte bei der „Rheinpfalz“, der „Saarbrücker Zeitung“, der „Rheinischen Post“ und der „Rheinzeitung“ nach.

Drei Fragen:

1. Welchen Nutzen hat die Zeitung von dem Projekt?

2. Es wird oft von einem hohen Betreuungsaufwand gesprochen. Wie sieht das aus Ihrer Sicht aus?

3. Würden Sie das Projekt zur Nachahmung empfehlen? 

 

Die Antworten:

Birte Ambrosius, "Rheinpfalz"
Birte Ambrosius, „Rheinpfalz“

Birte Ambrosius, „Rheinpfalz“

1. Wir sehen das ZeiLe-Projekt als längerfristiges Engagement für den Bereich der Jungen Zielgruppe und als Imagewerbung für die Marke DIE RHEINPFALZ. Selbstverständlich steht hier auch der Aboverkauf im Fokus.

2. Das Projekt bedarf einer guten Betreuung, denn eine gute Kommunikation zu den Teilnehmern ist essentiell für das Gelingen des Projektes und die Folgeeffekte für den Lesermarkt.

3. Ja, weil es für alle Seiten im Grunde nur Vorteile bringt. Der Auszubildende erlebt den Nutzen der Zeitung am Arbeitsplatz und in der Berufsschule, der Ausbilder kann seinen Azubis eine zusätzliche Förderung bieten und der Verlag kommt in Kontakt mit jungen Menschen und kann dort anhand konkreten Erlebens für sein Leistungspaket werben. Ein kleines Substitut also für die früher übliche Gewohnheit, mit dem Medium aufgewachsen zu sein.

 

Manfred Hartmann, "Saarbrücker Zeitung"
Manfred Hartmann, „Saarbrücker Zeitung“

Marc Hartmann, „Saarbrücker Zeitungsverlag“

1. Hauptvorteil des Projektes ist, dass junge Menschen, die in der Region verwurzelt sind und hier Ihre berufliche Orientierung erhalten, an die Heimatzeitung herangeführt werden. Die Auszubildenden nehmen die Tageszeitung während des Projektes als wichtiges lokales/regionales Informationsmedium wahr und erkennen Ihren ganz persönlichen Nutzen der Zeitungslektüre. Wir hoffen natürlich, dass wir einige Teilnehmer später auch als Leser gewinnen können.

2. Der Betreuungsaufwand ist sowohl für den Verlag als auch für die teilnehmenden Auszubildenden (und Ausbildungsbetriebe) gering. Die 14-tägigen Wissenstests zu aktuellen Inhalten der Zeitung können von den Teilnehmern in etwa 15 Minuten bearbeitet werden. Die Nullmessung zu Beginn des Projektes und die Abschlussmessung erfordern eine Bearbeitungszeit von ca. 1 Stunde. Die Zusammenarbeit zwischen den Betrieben, der Universität Koblenz-Landau und unserem Verlag funktioniert absolut reibungslos.

3. Das Projekt ist absolut nachahmenswert! Bei „ZeiLe“ profitieren alle Beteiligten: Die Auszubildenenden erzielen nachweislich große Fortschritte bei Allgemeinwissen, Ausdruck und Argumentationsfähigkeit. Ferner werden das Konzentrationsvermögen und die Lesekompetenz gefördert und das Interesse der Teilnehmer an aktuellen Themen steigt. Davon profitieren selbstverständlich auch die Ausbildungsbetriebe in einem hohem Maß.

 

Alexander Friedrich, "Rheinische Post"
Alexander Friedrich, „Rheinische Post“

Alexander Friedrich, „Rheinische Post“

1. Gerade als Zeitungsverlag ist es wichtig, auch an die Leser von morgen zu denken. Mit „News to Use“, dem Azubi-Projekt der Rheinischen Post, knüpft der Verlag an eine Reihe von Leseförderungsprogrammen – angefangen vom Kindergarten bis hin zur 10. Klasse an weiterführenden Schulen – an. Natürlich unterstützen solche Projekte das Image auf der einen und den Abo-Verkauf auf der anderen Seite. Allerdings steht hier die Förderung junger Menschen und das Heranführen an das Medium Zeitung im Vordergrund.

2. Bei der Rheinischen Post nehmen derzeit knapp über 500 Azubis am Projekt teil. Bei so einer hohen Anzahl ist der Betreuungsaufwand nicht zu unterschätzen. Dadurch, dass bei News to Use die Fragen im Unternehmen anhand von zugesendeten Musterantworten selbst kontrolliert werden, entfällt dieser Aufwand. Dadurch eröffnen sich neue Zeitfenster zur Organisation von Workshops oder Events.

3. Ja, würde ich. Vor allem deswegen, weil wir fast immer ein positives Feedback erhalten und Unternehmen aus allen Branchen als Teilnehmer begrüßen. Dies zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Mit Unterstützung von Verbänden/Ministerien aus NRW (wie zb in Hessen, Rheinland-Pfalz oder Saarland) könnte dem Projekt mehr Wertschätzung entgegengebracht werden. Dies würde vor allem bei der Ansprache ausbildender Unternehmen helfen und den Fokus der „Lernförderung“ mehr in den Vordergrund stellen.

 

Sabine Scharn, "Rhein-Zeitung"
Sabine Scharn, „Rhein-Zeitung“

Sabine Scharn, „Rhein-Zeitung“

1. Das Langzeitleseprojekt „Zeitung lesen macht Azubis fit“ ist eine effektive  Möglichkeit, eine junge Zielgruppe aktiv an das tägliche Zeitunglesen zu bringen, zu gewöhnen und nachhaltig zu überzeugen. Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Auszubildenden direkt den Erfolg sehen und den Gewinn des Zeitungslesens selbständig erfahren. Der Wissenszuwachs erleichtert auch die Integration – nicht nur, aber auch bei Auszubildenden mit Migrationshintergrund. Diese positive Erfahrung mit dem Medium Zeitung bleibt entscheidend haften.

2. Ein Baustein des Projektes sind die zweiwöchigen Quiz-Befragungen, die dazu dienen, die Motivation und den Ehrgeiz der Auszubildenden zu fördern sowie das regelmäßige Zeitunglesen zu fordern. Die Universität Koblenz-Landau verschickt die Quizze an die Unternehmen. Die ausgefüllten Testbögen werden von den Ansprechpartnern zurück an die Universität gesandt. Diese Tätigkeit würde ich als einzigen Aufwand innerhalb des Projektes definieren, der demzufolge sehr überschaubar ist.

3. Keine Frage, die Ergebnisse der letzten Projektjahre überzeugen absolut. Neben dem Wissenszuwachs wurde die signifikante Verbesserung der Lese- und Sprachkompetenz bei allen teilnehmenden Auszubildenden bestätigt. Und der Gewinn der Projektbeteiligten liegt auf der Hand: Die Zeitungshäuser erreichen junge Menschen, die Auszubildenden verbessern ihre Kompetenzen und die Unternehmen profitieren durch Imagegewinn und Förderung des Nachwuchses.