Die Journalisten des Jahres 2010

Alle Preisträger 2010 und die Begründungen der Jury – sowie die Fotos der Preisverleihung am 07.02.2011 im Deutschen Historischen Museum, Berlin.

Journalist/in des Jahres

Carolin Emcke, freie Autorin

Die Jury: „Carolin Emcke hat 2010 durch ihre publizistischen Beiträge der gesellschaftlichen Debatte in Deutschland wichtige Impulse gegeben. Ihr ist es gelungen, Themen wie kulturelle Identität und gesellschaftliche Konfliktsituationen aus der nationalen Bauchnabelschau zu holen und in den internationalen Kontext einzuordnen. In der Vielfalt ihres publizistischen Wirkens, als Reporterin, Essayistin, Buchautorin, zeigt sie eine außergewöhnliche Bandbreite mit hoher intellektueller Unabhängigkeit in ihrer Urteilskraft. Beispielhaft dafür stehen 2010 ihre Reportagen aus dem Irak und Europa wie auch ihr Essay „Liberaler Rassismus“ („Die Zeit“/„Zeit-Magazin“). Vor ihrem internatio- nalen Hintergrund erhalten ihre kritischen Reflexionen umso mehr Gewicht, wenn sie warnt: „Mehr als das Internet schreckt mich die zunehmende Neigung unserer Zunft, sich angstvoll mit sich selbst zu beschäftigen und darüber die Auseinandersetzung mit der Welt zu vernachlässigen.“

Kategorie Ehrenpreis

Hans-Werner Kilz, bis Ende 2010 Chefredakteur „Süddeutsche Zeitung“

Begründung der Jury: „Mit außergewöhnlicher Souveränität und beispielhafter journalistischer Hal- tung hat er die ,Süddeutsche Zeitung‘ an die Spitze der meinungsbildenden Medien in Deutschland geführt. Auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten hat er stets die redaktionelle Unab- hängigkeit als oberstes Gebot verteidigt. Sein Wirken setzt Maßstäbe für die Branche, weil er stets klas- sische Tugenden wie sorgfältige Recherche und schreiberisches Können mit Innovationsfreude zu verbinden wusste.“

Kategorie Politik

1. Sabine Adler, Deutschlandfunk

Begründung der Jury: „Sabine Adlers Kommentare, Berichte und Interviews zeichnen sich durch ebenso kompetente wie kluge Analysen auf konstant hohem Niveau aus. Sie entzieht sich bewusst dem oft allzu aufgeregten Haupt¬stadtjournalismus. Das macht sie zur unverzichtbaren Stimme im Konzert der politischen Berichterstattung.“

2. Henryk M. Broder, freier Autor

„Er hält unserer Gesellschaft pointiert und mit Lust an der Selbstironie und Provokation den Spiegel vor. Ohne Ermüdungserscheinungen, wie 2010 die Spannbreite von Recherchestücken, die Magazingründung ,neugier.de‘ oder sein jüngster Coup, die ARD-Deutschlandsafari ,Entweder Broder‘ zeigen.“

3. Günter Bannas, FAZ

„Wie kein zweiter Hauptstadtjournalist seziert Bannas das Berliner Geschehen. So beweist er mit seinen Analysen ein ums andere Mal seinen geschärften Weitblick. Insbesondere seine Stücke über den schwarz¬gelben Regierungsbetrieb geben in der Politberichterstattung den Takt an.“

4. Heribert Prantl, „Süddeutsche Zeitung“

„Er kommentierte 2010 das innenpolitische Geschehen von Stuttgart 21 bis Sarrazin so krachend und lehrreich, dass er dem Leser auch dann ein intellektuelles Vergnügen bereitete, wenn er nicht Prantls Meinung war.“

Dirk Kurbjuweit, „Der Spiegel“

„Er besitzt den Mut, gegen den öffentlichen Mainstream souverän klare Position zu beziehen, z.B. mit der Titelgeschichte „Die Dagegen-Republik“ und seinem streitbaren Essay „Die Wutbürger“ – mit dem er nebenbei das Wort des Jahres 2010 prägte.“

6. Stephan Lamby, freier Autor

„Auch 2010 verdankte ihm das Publikum wieder herausragende TV-Dokumentationen, etwa „Steinbrücks Blick in den Abgrund – Macht und Ohnmacht eines Krisenmanagers“ oder das von ihm produzierte Stück „Der große Nebenverdienst – Korruption in Deutschland“.“

7. Bettina Schausten, ZDF

„Mit ihr ist der Stabwechsel beim ZDF gelungen: Sie hat 2010 eine hervorragende Performance in Sachen Meinungsbildung aus Berlin hingelegt.“

8. Marietta Slomka, „heute journal“

„Geschickt hält sie in Interviews die Balance zwischen sachlichem, freundlichem Ton und knallharter Nachhakerei – und entlarvt damit manchen Politprofi wie zuletzt Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech in Sachen Stuttgart 21.“

9. Nico Fried, „Süddeutschen Zeitung“

„Seine pointierten, harten und hochinformierten und dabei nicht parteipolitisch gefärbten Kommentare waren im politisch höhepunktarmen Jahr 2010 ein echtes Lese-Muss.“

10. Christopher Ricke, Deutschlandradio

„Ihm gelang ein Scoop historischen Ausmaßes – wenn auch ungeplant: Sein Interview mit Bundespräsident Horst Köhler und dessen missverständliche Äußerungen zu Bundeswehr und deutschen Wirtschaftsinteressen führten schließlich zu Köhlers Rücktritt.“

Kategorie Reporter

1. Holger Gertz, „Süddeutsche Zeitung“

Begründung der Jury: „Er zeigte 2010 Reportertugenden in außergewöhnlicher Vielfalt von konstant hohem Niveau: Seine Fußballreportagen, die stets mehr als ,nur‘ Sport erzählen, die Beiträge aus Südafrika, jenseits der Fußballstadien, und die Porträts, etwa über Heiner Geißler oder Michael Schumacher, gehören zu den Meisterstücken des Genres.“

2. Jörg Schindler, „Frankfurter Rundschau“

„Sein Text über den Missbrauchsskandal an der Odenwaldschule weitete die bundesweite Missbrauchsdebatte in der Folge entscheidend. Schindler deckte auf, benannte Unliebsames und brach so gesellschaftlichen Konsens auf. Ohne seine langjährige, akribische Recherche zum Thema wären wir um einige wichtige Wahrheiten ärmer.“

3. Christoph Cadenbach, Bastian Obermayer, „SZ-Magazin“

„Mit ‚Der lange Schatten der Schuld‘ über die SS-Männer John Demjanjuk und Erich Steidtmann haben sie wieder einmal ein großartiges Stück Journalismus geliefert. Als Pars pro Toto zeigt dies ihre Re- cherchekompetenz wie ihren Themenmut.“

4. Alexander Gorkow, „Süddeutschen Zeitung“

„Als Leiter der „Seite 3“ verantwortet er die besten Reportagen einer deutschen Tageszeitung, schreibt auch selbst glänzend und hat so aus der Seite 3 der „Süddeutschen“ wieder die beste Zeitungsseite des Landes gemacht.“

5. Gisela Friedrichsen, „Spiegel“

„Sie beherrscht die hohe Kunst, Gerichtsprozesse als „pars pro toto“-Geschichten für unsere gesellschaftliche Verfasstheit zu nutzen; im gesamten Kachelmann-Tralala war und ist sie das erholsame Korrektiv.“

6. Judith Luig, Redakteurin „Die Welt“

„Sie wandelt sicher zwischen Feuilleton und Trash, schreibt Walser-Porträts genauso souverän wie Wacken-Reportagen. Eine echte Bereicherung für die Titel der Welt-Gruppe, zu der die vorübergehende tazzwei-Leiterin Anfang 2010 frisch gewechselt ist.“

7. Anita Blasberg, Stefan Willeke, Autoren „Die Zeit“

„Ihre Reportage „Das Kundus-Syndrom“ aus dem Frühjahr 2010 beleuchtete auf eindringliche Weise die Realität und die Bedingungen des Bundeswehr-Einsatzes in Afghanistan.“

8. Cordt Schnibben, Ressortleiter Gesellschaft beim „Spiegel“

„Er gibt der Reportage als Königsdisziplin den Rang, der ihr gebührt, und füllt sie zugleich durch ressortübergreifende Teamarbeit mit neuem Leben. Zudem ist er der beste Talentförderer der Branche.“

9. Wolfgang Bauer, freier Autor

„Ein Aufrechter seines Genres. Bis Sommer 2010 im „Focus“-Reportagepool, ist er nun für GEO und „Neon“ weltweit unterwegs und scheut dabei weder Erdbeben in Haiti noch Bomben in Bagdad.“

10. Renate Meinhof, Redakteurin „Süddeutsche Zeitung“

„Zu den gelungensten Porträts zählten auch 2010 wieder die von Renate Meinhof – erwähnt seien nur ihre Stücke über Margot Käßmann oder Sahra Wagenknecht.“

Kategorie Wissenschaft

1. Ranga Yogeshwar, ARD

Begründung der Jury: „Ihm gelingt es, selbst komplizierte wissenschaftli¬che Themen mit Leichtigkeit zu erklären. 2010 etwa bei allen großen Themen, die die Republik bewegten, in allen möglichen Kanälen und Formaten: sei es in der Kurzform auf NDR-Info oder den TV-Abendshows der ARD. Besonders verdienstvoll: seine aufklä¬rerische Arbeit in der Sarrazin-Debatte.“

2. Christoph Drösser, „Die Zeit“

„Mit der sensationellen Infografik-Serie ,Wissen in Bildern‘ setzte er neue Maßstäbe in der journalistischen Wissensvermittlung: Datenjournalismus, gerade im komplexen Bereich Wissenschaft, ist ganz neu zu denken. Und sein Dauerbrenner, die tägliche Kolumne ,Stimmt’s‘, die auf mehreren Kanälen läuft, ist feinste Alltagswissenschaft.“

3. Dennis Wilms, „W wie Wissen“

„Er, der einst im ,Tigerenten Club‘ begann, setzt nun sachkundig und verständlich auf Wissensver¬mittlung; ob bei ,W wie Wissen‘, ,Planet Wissen‘, ,Polettos Koch¬schule‘ (seit Herbst auf NDR) oder, ab 2011, bei ,Odysso‘. Wilms verzichtet auf Mätzchen und packt Erwachsene und Junge zugleich.“

4. Harro Albrecht, „Die Zeit“

„Aufklärung als Waffe: Das ist sein Motto. Er verwandelt mit seinen Texten über die Pharmaindustrie und ihre Produkte, HIV und sämtliche medizinethischen Debatten von Sterbehilfe bis Embryonenschutz seine Leser in mündige, weil wissende, Bürger.“

5. Eckart von Hirschhausen, ARD

„In seinen neuen ARD-Shows „Deutschlands großer Gedächtnistest“, „Das fantastische Quiz des Menschen“ und „Frag doch mal die Maus“ schafft er es, Menschen aller Altersklassen Wissen auf unterhaltsame Art und Weise nahezubringen.“

6. Markus Grill, „Der Spiegel“

„Ganz klar aus der Masse herausragend im vergangenen Jahr: sein Text „Operation Hippokrates“ vom März, in dem er detailliert beschrieb, warum der Leiter des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen, Sawicki, geschasst wurde.“

7. Volker Stollorz, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“

„Seine Arbeit ist auf beständigem Niveau hervorragend, seine Wissenschaftstexte, etwa über das Verhältnis von Menschen und ihren Genen, sind eine Bereicherung. Er beweist: Journalismus ist im besten Sinne Aufklärung.“

8. Stefan Klein, freier Autor

„Seine Wissenschaftsgespräche im „Zeit-Magazin“ lassen uns jedes Mal aufs Neue Forscher und Forschungswelten verstehen, die ohne seine sensible und präzise Fragearbeit nicht zu verstehen wären.“

9. Jürgen Kaube, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“

„Weil er die Wissensgesellschaft herrlich beim Nennwert nimmt und immer wieder dekonstruiert. Journalismus wie seiner, der sich so konsequent den Geisteswissenschaften widmet, ist selten. Wer wie Kaube aus dieser Position heraus einen Blick auf unsere Gesellschaft richtet, ist unverzichtbar.“

10. Nike Heinen, freie Autorin

„Sie schrieb 2010 über Phänomene wie Gesichtsblindheit am Beispiel der legendären Jane Goodall, Phantomschmerzen, Alzheimer und die Informationshaltigkeit unserer Gene – lauter schlüssige Einblicke in den Status Quo der aktuellen Forschung.“

Kategorie Kultur

1. Frank Schirrmacher, FAZ

Begründung der Jury: „Sein Meisterstück war 2010 die wegweisende Behandlung des Aufregers des Jahres: Thilo Sarrazins Thesen. Schirrmachers Essays und Interviews, auch zum Thema Internet oder Auswärtiges Amt, sind der beste Beweis, dass die Auseinandersetzung mit der Kultur einer Gesellschaft das Fundament politischer Berichterstattung ist.“

2. Dieter Moor „TTT – Titel, Thesen, Temperamente“

„Er und sein Team rund um die Kultursendung ,ttt‘ sind 2010 angetreten, gesellschaftspolitische Themen konsequent über Kulturberichterstattung abzubilden, und schafften es ein ums andere Mal, pointiert und geistreich größere Dimensionen als nur das Klein-Klein der nächsten Ausstellungseröffnung zu zeigen.“

3. Silke Burmester, freie Autorin

„Als ´Kriegsberichter`¬statterin meldet sie sich jede Woche in der taz zu Wort – und entlarvt mit ihrem lakonischen Tonfall die oft hyperventilierende, sich um sich selbst drehende Medienmeute. Sie legt jedes Mal ihren Finger direkt in die Wunde der Branche – eine unverzichtbare Wohltuung für die (Medien-)kultur des Landes.“

4. Arnd Brummer, „Chrismon“

„Gerade im kirchenkritischen Jahr 2010 hat Arnd Brummer  als Chefredakteur und Autor mit seiner klugen Gratwanderung zwischen Glaubensbekenntnis und Kirchenkritik  gezeigt, wie kirchliche Publizistik funktionieren kann: mit anspruchsvollem, immer wieder überraschenden Journalismus in Wort und Bild, der die Adressaten zu Lesen verführt. So bringt „Chrismon“  die besondere Kultur religiöser Werte auch solchen Lesern nahe, die mit Kirche eigentlich nicht viel am Hut haben.

5. Andrian Kreye, „Süddeutsche Zeitung“

„Sein kultureller Output ist enorm – im Blatt und im Blog. Kreye analysiert das hochgeistige und verschont sich auch nicht mit den Niederungen der Kulturnation, kann Pop und Internet kulturell verankern.“

6. Gert Scobel, 3sat

„Immer wieder aufregend: sein Art, Wissensthemen anzupacken – speziell etwa die dreiteilige Serie, drei Wochen hintereinander, über Philosophie im Frühjahr 2010. Derartiges gibt es sonst nirgends im deutschen Fernsehen, das muss man erst einmal machen (dürfen).“

7. Tom Schimmeck, freier Autor

„Er ist ein Missionar im besten Sinne, einer der besten Medien- und Kulturkritiker der Republik. In dieser Qualität überzeugte 2010 auch sein erstes Buch, Titel: „Am besten nichts Neues“, Thema: Medien und Meinungsmache.“

8. Kerstin Decker, freie Autorin

„Ihre klugen und differenzierten „Schlaglöcher“ in der taz sind Pflicht sowie ihre nicht minder klugen und kenntnisreichen Kultuartikel im „Tagesspiegel“, mit denen sie nun, 20 Jahre nach der Wiedervereinigung, auch den Wessis den früheren Osten begreiflich macht.“

9. Peter Seewald, freier Autor

„Er landete mit dem Interview mit Papst Benedikt XVI. einen echten Scoop: das erste Interview mit einem Papst in der Geschichte der katholischen Kirche. Was jahrelange thematische Spezialisierung und journalischische Hartnäckigkeit bewirken können, trat hier aufs beste zutage.“

10. Johanna Adorján, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“

„Für ihr rasant-komisches portraitierendes Interview mit Reich-Ranicki zu seinem 90. Geburtstag verdient sie allemal Lob. Genauso aber für ihre immer wieder feinsinnige, analytisch-genaue Perspektive auf aktuelle kulturelle Themen – so etwa das Portrait über die Ding-Sammlerin und Autorin Leanne Shapton vom Januar 2010.“

Kategorie Sport

1. Philipp Köster „11 Freunde“

Begründung der Jury: „Er hat im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft selbst Meisterhaftes geleistet. Pünktlich zum 10. Jubiläum von ,11 Freunde‘ zeigten er und sein Team mit seinen WM-Specials, was der Begriff ,Fußballkultur‘ im besten Sinne bedeuten kann. Kein Wunder, dass Gruner + Jahr von diesem Meisterspiel profitieren will und mit eingestiegen ist.“

2. Thomas Kistner „Süddeutsche Zeitung“

„Er blieb auch im fußballverrückten Jahr 2010 hartnäckig an den Abgründen und Intrigen des Fußballgeschäfts dran, etwa dem ,Skandal‘ um die DFB-Schiedsrichter Amerell und Kempter und die unrühmliche Rolle, die DFB-Präsident Zwanziger dabei spielte; oder dem Hickhack um die Vertrags¬verlängerung von Bundestrainer Jogi Löw.“

3. Ronald Reng, freier Autor

„Mit seiner Biografie über Robert Enke ist ihm das einfühlsame Porträt eines guten Freundes gelungen. Jenseits der persönlichen Dimension hat Reng mit diesem Buch einmal mehr bewiesen, dass er ein ernst zu nehmender Schriftsteller ist; eine seltene Gabe unter Journalisten.“

4. Roland Zorn, FAZ

„Seine Berichterstattung über die Fußball-WM 2010 war ein Höhepunkt und die Krönung seiner über 30-jährigen Karriere: In Zorn fand das Turnier einen Fan ohne Fanatismus und beobachtenden Fachmann, der Fußball-Kenner ebenso wie Laien in seinen Bann zog.“

5. Jens Weinreich, freier Autor

„Er steht für eine neue Generation von Sportjournalisten, bei denen Sachkenntnis und Nähe zu den Athleten nicht in Kumpanei abdriften. Und er piesackt unerbittlich den Fifa-Blatter-Komplex, wo andere längst resigniert haben – zuletzt bei der WM-Vergabe für 2018 und 2022.“

6. Astrid Rawohl, Deutschlandfunk

„Sie verantwortet eine Sportredaktion, die wie keine andere auf die politischen und wirtschaftlichen Dimensionen des Sports schaut – vom Schiedsrichter-„Skandal“ bis zum Gerangel um die Münchner Olympia-Bewerbung.“

7. Arnd Zeigler, WDR

„Von der allzu verbreiteten Anbiederei im Sportjournalismus ist bei Zeigler keine Spur – derart kritisch, renitent, unterhaltsam, kurzum „heutig“ ist sonst keine Sportberichterstattung im TV. Und niemand frotzelt schöner mit Jürgen Klopp.“

8. Robert Ide, „Tagesspiegel“

„Dass er einer der besten Analytiker und Schreiber des deutschen Sportjournalismus ist, bewies Ide 2010 einmal mehr mit seinen Texten über die Fifa und Theo Zwanziger.“

9. Christian Zaschke, „Süddeutsche Zeitung“

„Er gehört zu der seltenen Spezies Sportreporter, die sogar dem Feuilleton auffallen – und ist deshalb auch einer der Autoren der SZ-Magazinkolumne „Das verstehe ich nicht“. Seine Fähigkeit über den Tellerrand zu sehen ist vorbildlich.“

10. Béla Réthy, ZDF

„Zur Fußball-WM war es wieder faszinierend zuzuhören, wie er das laufende Spielgeschehen immer wieder um Archivdaten erweiterte. Und wenn auf dem Rasen nichts passierte, leistete er sich sogar einen seltenen Luxus: Er schwieg.“

Kategorie Wirtschaft

1. Klaus Ott „Süddeutsche Zeitung“

Begründung der Jury: „Er machte sich als glänzender investigativer Journalist 2010 vor allem um die Aufklärung des Bayern-LB/HypoAlpeAdria-Komplexes verdient. Seine Hartnäckigkeit und Fähigkeit, Fehlentwicklungen in komplexen Wirtschaftsprozessen und -verflechtungen aufzuspüren und auch für Laien verständlich zu machen, sind vorbildlich.“

2. Klaus Boldt „Manager Magazin“

„Er lässt sich von keinem Mächtigen beeindrucken, sondern verfolgt das Motto ,All the news that’s fit to print‘, ohne dabei die Gebote der Fairness zu missachten. Kein Großverlag, den er nicht schon durchleuchtet, kein mediales Dickschiff, das er nicht schon geentert, kein Mogul, dem er nicht schon auf den Zahn gefühlt hätte.“

3. Heike Göbel, FAZ

„Sie spricht sachlich Klartext, wo andere allzu oft drum herumschreiben – genannt seien nur ihre Stücke über die Euro-Sicherungsmechanismen oder ihr herausragendes Interview mit Wolfgang Schäuble. Göbel hat die Wirtschaft, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, lebendig und pointiert beschrieben.“

4. Roland Tichy, „Wirtschaftswoche“

„Er hat einfach ein untrügliches Gespür dafür, dem sperrigen, unnahbaren Thema Wirtschaft Woche für Woche packende Geschichten abzuringen. Tichy, mit seinem mal knarzigen, mal knallharten Tonfall, versteht es nicht nur als Blattmacher, sondern ebenso als Autor z.B. in seinen „Chefsache“-Kommentaren, kritische Substanz mit Lesereizstoff zu füllen und unübersehbare Akzente zu setzen.“

5. Marc Beise, „Süddeutsche Zeitung“

„Im vergangenen Jahr fungierte er regelmäßig als journalistischer Übersetzer für die komplexen wirtschaftlichen Themen. Mit seiner verständlichen, einordnenden und mythenschleifenden Berichterstattung trug er ganz wesentlich zur Versachlichung der öffentlichen Diskussion über die Ursachen und Konsequenzen der Wirtschaftskrise bei.“

6. Wolfgang Uchatius, „Die Zeit“

„Seine Arbeiten sind wunderbar solide und angenehm distanziert. Ganz besonders aufgefallen ist sein herausragendes Dossier „Der Goldhamster“  – das Portrait eines überzeugten Gold-Anlegers gehört zweifellos zu den erhellendsten Geschichten des Jahres.“

7. Hermann-Josef Tenhagen, „Finanztest“

„Wie kaum ein anderer weiß er kluge, unabhängige Analysen und Verständlichkeit zu vereinen. Tenhagen führte eindeutig als der klarste Kopf und Formulierer durch die Finanzkrise.“

8. Ulrike Herrmann, taz

„Mit ihrem Buch „Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ hat Ulrike Herrmann 2010 den wichtigsten journalistischen Beitrag zum wirtschafts- und gesellschaftspolitischen Diskurs geleistet. Kompetent bis ins Detail, pointiert und unideologisch erklärt sie die Konfusion der deutschen Bildungsbürger, die aus Statuspanik konsequent politische Entscheidungen unterstützen, die garantiert nicht in ihrem Interesse sind.“

9. Thomas Tuma, „Der Spiegel“

„Als Leiter des Wirtschaftsressorts sorgte er für eine kontinuierliche investigative Rechercheleistung seiner Redaktion. Und klärte nebenher in seinem Blog „Weltkrise privat“ auf, indem er das große Ganze aufs Alltägliche herunterbrach.“

10. Nikolaus Piper, „Süddeutsche Zeitung“

„Der US-Korrespondent des Blatts machte auf sich aufmerksam mit seiner stets klugen, unaufgeregten Analyse der Bankenkrise und ihren Folgen. Und wie er in diesem Jahr die Debatte um den Bankenrettungsschirm journalistisch begleitete war beispielhaft.“

Chefredakteur des Jahres

01. Wolfgang Büchner, dpa

Die Begründung der Jury: „Ihm ist es gelungen, der dpa neue Impulse zu geben: Er setzt Maßstäbe für Kommunikation und Transparenz, so beim offenen Umgang mit Fehlern. Er meisterte den Umzug in einen zukunftsweisenden Newsroom und schaffte es, das Team für seine Vorstellungen einer multimedialen Agentur als Dienstleister zu motivieren.“

02. Giovanni di Lorenzo, „Die Zeit“

„Er hat die ,Zeit‘ 2010 behutsam und klug weiter- entwickelt, etwa mit neuen Seiten wie ,Glauben und Zweifeln‘. Zudem fiel die ,Zeit‘ auch in den Debatten um Köhler oder Sarrazin wohltuend auf mit gemäßigter Rhetorik und kluger Argumentation. Mit dieser konstant hohen Qualität gibt di Lorenzo einer ganzen Branche Hoffnung.“

03. Dominik Wichmann „SZ-Magazin“

„Er beweist meisterlich, dass Tiefgang und Unterhal¬tung kein Widerspruch sind – und ist zugleich einer der besten Talent-Scouts der Branche. Gerade 2010 fiel das ,SZ-Magazin‘ auf mit einer ungewöhnlich breiten, stets überraschenden Mischung, die auch vor sperrigen Themen wie NS-Täter nicht zurückschreckte.“

04. Ute Frieling-Huchzermeyer, „Landlust“

„Sie zeigt ein untrügliches Gespür für den Zeitgeist im besten Sinne, ihre Hingabe, mit der sie sich einem Nischenthema widmet, ist unvergleichlich und vorbildlich. Die beeindruckendsten Abo-Zuwächse des Jahres 2010 sprechen Bände und sind zu Recht der Lohn für diese außergewöhnliche gute Arbeit, die sich von den zahlreichen Nachahmern nicht beirren lässt .“

05. Gabor Steingart, „Handelsblatt“

„Er hat es mit seinen neuen Impulsen geschafft, aus dem traditionalistischen Wirtschaftspflichtblatt eine moderne Zeitung zu machen. Seine innovativen Ansätze, von der 24h-Redaktion in Kooperation mit den Auslandskorrespondenten in Übersee bis hin zur beeindruckenden Online-Offensive, machen ihn zweifellos zu einem der umtriebigsten Figuren der Branche.“

06. Wolfgang Blau, „Zeit Online“

„Mit seinem Team hat er „Zeit Online“ sowohl inhaltlich wie technisch in die erste Liga geführt und wegweisende Akzente für den Online-Journalismus gesetzt. Seine Strategie beweist, dass Online gegenüber Print nicht das hässliche Entlein sein muss.“

07. Wolfram Weimer, „Focus“

„Der neue Burda-Mann zeigt auf seinem Weg mit  „Focus“ bemerkenswerten Mut zu journalistischen Experimenten, klaren Positionen und einem schärferem Blattprofil. Mit dem prominent platzierte Debatten-Salon und dem neuen Ressort „Menschen“ hat er gute Eckpfeiler gesetzt.“

08. Jan-Eric Peters, „Welt“-Gruppe

„Sein experimentierfreudiger Kurs war ein ungewöhnlicher Multi-Kraftakt in einem Jahr: Er hat für die „Welt“ die erste iPad-App einer europäischen Zeitung etabliert, „Welt“, „Welt am Sonntag“ und „Welt Online“ überarbeitet und deutlich modernisiert,  ein Investigativressort gegründet und die Debatten im Land über Westerwelle oder Sarrazin vorangebtrieben. Respekt!“

09. Gabriele Fischer, „brand eins“

„Auch 2010 hat sie es wieder geschafft, mit den Heft-Schwerpunkten wirtschaftliche Zusammenhänge in Geschichten zu erzählen. „brand eins“ bildete über überraschende Zugänge aktuelle gesellschaftliche Großwetterlagen ab und zeigte parallel dazu vollkommen Neues, sei es, zum Thema „Marken“ mit Margot Käßmann zu sprechen oder ein Heft der Schnittmenge aus Ökonomie und Tieren zu widmen.“

10. Manfred Hart, „Bild.de“

„Er hat bild.de zum meistgeklickten Nachrichtenportal Deutschlands gemacht und gezeigt, wie eine konsequente Markenführung onlinespezifisch funktionieren kann: Mit der Mischung aus News und Entertainment erreicht bild.de unter seiner Führung mehr als 12 Millionen Nutzer pro Monat.“

Kategorie Regionales

Top 5 Chefredakteure Regional

1. Alfons Pieper, „Wir in NRW“

Die Begründung der Jury: „Mit seinem Blogger- Team hat er den Landtagswahlkampf in NRW aufgemischt. Die Veröffentlichun- gen über die inneren Auseinandersetzungen der Parteien auf kommunaler und NRW-Ebene in der verflochtenen Kommunal- und Landespolitik haben eine Transparenz bewirkt, die weder die Zeitungen vor Ort noch Öffentlich-Rechtliche leisten.“

2. Christian Lindner, Joachim Türk, „Rhein-Zeitung“

„Ihr Engagement und redaktionelles Konzept für Social Media und die Einbindung von Bloggern in die Neu-Gestaltung der „Rhein-Zeitung“ ist bemerkenswert und richtungsweisend. Und mit dem Schritt, die Tochter „Mainzer Rhein-Zeitung“ nach dem Relaunch konsequent als Lokal-Zeitung zu positionieren, bewiesen sie Mut, der von den Lesern mit  einem deutlichen Abo-Zuwachs belohnt wurde.“

3. Ralf Geisenhanslüke, „Schwäbische Zeitung“

„Mit seinem  Modernisierungskurs und dem Konzept der trimedialen Ausbildung für künftige (Zeitungs-) Redakteure hat er die „Schwäbische Zeitung“ auf einen guten Kurs gebracht. Besondere Anerkennung verdient, wie er im Verbund mit seinen Regionalleitern und der Redaktion Standvermögen im Konflikt um die vom Verlag veranlasste Beurlaubung des Redaktionsleiters Ulrich Mäule demonstrierte und damit redaktionelle Unabhängigkeit unter Beweis stellte.“

4. Lars Haider, „Weser-Kurier“

„Als Impulsgeber hat er dem Weser-Kurier, bisher einer eher biederen Regionalzeitung, ein zukunftsweisendes Konzept verpasst: originelle Themen, viele Menschen im Blatt und ein Service für regionale Leser, der seinesgleichen sucht.“

5. Claus Strunz, „Hamburger Abendblatt“

„Der Innovator aus Leidenschaft hat das „Abendblatt“ relauncht und es geschafft, Print und Online auf intelligente Weise zusammenzuführen.  Zudem hat er ein online-Bezahlmodell etabliert, das eine aufmerksame Beobachtung verdient.“

Top 5 Autoren Regional

1. Arndt Ginzel, Thomas Datt, freie Autoren

Die Begründung der Jury: „Beiden gebührt Anerkennung für ihre Haltung, mit der sie seit Jahren die Nachwehen aus ihren Recherchen zum ‚Sachsensumpf‘ ertragen. 2010 wurden sie wegen Verleumdung und übler Nachrede verurteilt, obwohl ihre Artikel presserechtlich unangefochten sind. Fortsetzung folgt 2011.“

2. Stefan Laurin, „Ruhrbarone“

„Die „Ruhrbarone“-Blogger bewiesen einmal mehr, wie unbequeme regionale Berichterstattung aussehen kann und muss: David Schraven, Stefan Laurin und ihr Team zeigten vor allem während des NRW-Wahlkampfs, dass aufklärender, kritischer Lokaljournalismus möglich ist. Auch und gerade jenseits der Verlags-Monopolisten.“

3. Detlef Schmalenberg, freier Autor

„Sein akribisch recherchierter und aufbereiteter Doppelseiten-Text „Das Milliarden- Puzzle“ über die Hintergründe des Einsturzes des Kölner Stadtarchivs im „Kölner Stadt-Anzeiger“ war beispielhaft, ebenso wie seine Reportage zur Missbrauchs-Thematik über Erfahrungen in einem Kölner Kinderheim.“

4. Franz Xaver Gernstl, BR

„In seiner „Deutschlandreise“ erweiterte er das Format „Gernstl unterwegs“, stets den Menschen links und rechts der Straße aufs Maul schauend. Die Doku der Reise wurde zu „Gernstls Grenzgeschichten“ und machte deutlich: So hat man die deutsch- deutsche Geschichte noch nie gesehen.“

5. Christine Kröger, „Weser-Kurier“

„Sie scheut sich als Reporterin nicht, heiße Eisen anzufassen, stets verbunden mit fundiertem Wissen und akribischer Recherche: sei es ihr Dossier über die Verstrickungen der lokalen Justiz ins Rotlichtmilieu oder ihre kontinuierliche Berichterstattung über die rechtsextreme Szene und die Hell’s Angles, die sie bundesweit zu einer gefragten Expertin werden ließ.“

Newcomer des Jahres

01. Sebastian Heiser, taz

Begründung der Jury: „Auf der neuen Investigativ-Stelle betreibt er das Projekt ,open taz‘: eine innovative Mischung aus Wikileaks-Prinzip und Leser-Blatt-Bindung. Sein Scoop 2010: die Geheimverträge der Berliner Wasserbetriebe, die er präzise analysiert komplett online stellte. Ebenso außergewöhnlich und lobenswert ist seine selbstkritische journalistische Grundhaltung.“

02. Katrin Prummer, Dominik Stawski, „Süddeutsche Zeitung“

„In ganz herausragender Weise stellten diese beiden Jungjournalisten während ihres Volontariats  2010 ihr Recherchetalent unter Beweis: Ihre akribische und zugleich feinfühlige Artikelserie in Teamarbeit zu den sexuellen Missbrauchsfällen der katholischen Kirche gehörte zu den Glanzlichtern in der Presse.“

03. Dialika Krahe, „Der Spiegel“

„Mit gerade einmal 27 stellt sie in fast jeder Ausgabe ihr Gespür für Themen, Menschen und deren Geschichten unter Beweis. Sie berichtete aus Namibia, Nigeria, Winnenden, Neukölln. Ihre Reportagen beeindrucken stets mit eingefangenen kleinen Szenen, Gesten, Halbsätzen, die immer Grundsätzliches erzählen.“

04. Steffen Hallaschka, „Stern TV“

„Seine leicht ironischen und dennoch glaubwürdigen Berichte zu Verbraucherthemen in „ARD- Ratgeber Technik“ und „Markt“ sind jedes Mal eine Erholung im Fernseh-Einerlei. Er verspricht, die ideale Wahl als neuer Moderator von „stern TV“ zu sein.“

05. Michalis Pantelouris, freier Autor

„Er ging im Sommer 2010 neue Wege und stellte seine Recherchen Stück für Stück allen öffentlich zur Verfügung: im Zuge seines Experiment der „Live-Reportage: Warum starb Susan Waade?“ für die Zeitschrift „Neon“.“

06. Jan Hendrik Hinzel, Simon Kremer, Marc Röhlig, soukmagazine.de

„Die drei Kollegen haben innerhalb nur eines Jahres eine funktionierende Redaktion und ein Online-Magazin aufgebaut, das sich herrlich unaufgeregt mit dem Orient befasst. 2010 haben sie zudem ihr erstes Buch herausgebracht: die „Morgenlandfahrt“ – Prädikat lesenswert!.“

07. Katarzyna Mol, „Emotion“

„Sie hatte den Mut, einem Großkonzern ein Blatt abzukaufen, das dieser einstellen wollte – und dabei alles zu riskieren. Damit zeigte sie beispielhaft, wie man mit journalistischer Leidenschaft einem Blatt neues Leben einhauchen kann.“

08. Judith Rakers, „Tagesschau“

„Ein Tagesschau-Gesicht, das zur publizistischen Deutschland-Marke wurde – und eben nun auch an der Seite von Giovanni di Lorenzo die legendäre Talkrunde „3 nach 9“ moderiert. Sehr souverän.“

09. Michael Naumann, „Cicero“

„Er ist der ewig junge, alte Journalist. Wie er als neuer Chefredakteur „Cicero“ zu neuen Höhen führen, die Marke ausbauen will, verdient Anerkennung.“

10. Christian Frey, Kay Schächtele, freie Autoren

„Ihre  Audio-Slideshow-Tour durch Südafrika (www.wintermaerchen2010.com), die die beiden auf eigene Faust unternahmen und produzierten, war bemerkenswert – nicht nur, weil das auf eigenes wirtschaftliches Risiko geschah. Mit diesem journalistischen Projekt sorgten sie für einen erholsam frischen Blick auf die WM.“

Kategorie Unterhaltung

1. Oliver Welke „Heute Show“ /ZDF

Die Begründung der Jury: „Als Kopf der ,Heute Show‘ gelingt es ihm, im deutschen TV die hohen Maßstäbe für Late-Night-Unterhaltung mit hartem politischen Kern zu füllen. Auf dem nicht ganz leichten wöchentlichen Sendeplatz schaffte er es, mit diesem Satire-Format zu beweisen, dass Journalismus und Unterhaltung im Fernsehen durchaus funktionieren.“

2. Hans Zippert, „Die Welt“

„So wie Zippert in ,Zippert zappt‘ Politisches auf Alltägliches herunterbricht, gelingt das Prinzip von ,entertain and edutain‘ aufs Vorzüglichste. Vor dem journalistischen Hochleistungssport einer täglichen Kolumne muss man sowieso den Hut ziehen. Und wie er gar seinen eigenen Schlaganfall, diesen Systemkollaps, mit Worten abbildete, war ein herausragendes Stück journalistischer Kunst 2010.“

3. Stefan Niggemeier & Lukas Heinser, „Oslog.tv“

„Ein Grand Prix, zwei vor allem medienkritische Journalisten und ein Videoblog, das mit dem Medienhype um Lena selbstironisch spielte: Wie sich die alten und den neuen ,Bild‘-Blog-Chef  ungefiltert als Fans zeigten und zugleich vorführten, welches Potenzial in einem solchen Blog stecken kann, gehörte definitiv zu den unterhaltendsten Formaten des Jahres.“

4. Martin Sonneborn, „heute-show“/ZDF

„Mit seinen großartigen Satirebeiträgen für die ZDF- „heute show“ führte er überhitzte Debatten gekonnt ad absurdum (etwa mit dem „Google Home View“-Beitrag).“

5. Jörg Thadeusz, RBB

„Aufschlussreich und direkt, aber nie unangenehm aufdringlich – Interviews à la Thadeusz sind eine Kunst, bei „Dickes B“ genauso wie bei „Thadeusz“. Und diese Kunst ist wirklich rar geworden.“

6. Kurt Kister, „Süddeutsche Zeitung“

„Mit seinen bitterbösen, kulturpessimistischen und zugleich brüllkomischen „Deutscher Alltag“-Kolumnen ist Kurt Kister ein Solitär in der Autorenszene – und hat sich damit nachhaltig als Chefredakteur der Süddeutschen empfohlen.“

7. Dagmar von Taube, „Die Welt“

„Ihre kontinuierlich guten Interviews auf Augenhöhe mit dem Jetset – von Lagerfeld bis Nathalie von Bismarck – erlauben dem Leser einen ungewohnt tiefgehenden Blick hinter die Kulisse aus Glamour und Glitzer.“

8. Matthias Matussek, „Der Spiegel“

„Nicht nur seine wunderbaren „Kultur-Tipps“ bei „Spiegel Online“ verdienen eine Würdigung, sondern auch seine Offline-Aktivitäten wie etwa die grandiose „Spiegel“-Reportage zum 80. Geburtstag von Clint Eastwood.“

9. Jan Böhmermann, EinsLive/WDR

„Das Multitalent fiel schon als Chefreporter der Harald-Schmidt-Show in der ARD auf, bei MTV ist er längst Kult („MTV Home“): Seit 2010 gibt er EinsLive zusammen mit Simon Beeck einen kräftigen Push mit seiner vierstündigen Radioshow und wirkt bei jetzt.de als Kolumnist („Gott fragt, Böhmermann antwortet“). Vielversprechend. “

10. Wolfgang Lechner, „Die Zeit“

„Er hat mit dem neuen Ressort „Zeit der Leser“ eine Marke gesetzt. Und zeigt Woche für Woche, wie eine intelligente und kreative Einbeziehung der Leser in Print funktionieren kann: mit gelungenen Rubriken und köstlichem, anregenden Lesestoff.“

Redaktion des Jahres

1. „Panorama – die Reporter“: Christoph Lütgert, Dieter Schiffermüller

Die Begründung der Jury: „Die Redaktion von ,Panorama – die Reporter‘ zeigt zweierlei zugleich: Mit der Machart der aufwendigen Presenter-Reportage, wie moderner TV-Journalismus aussehen kann. Vor allem aber, dass intensive Recherche auch für das vom Quotendruck getriebene TV kein Tabu sein muss, sondern sich auszahlen kann, wie die Kik-Story beweist. „

2. „Der Spiegel“

„Die Dossiers der Redaktion zu den Wikileaks-Dokumenten und zu Afghanistan („Ein deutsches Verbrechen“ vom 1.2.2010), setzten Maßstäbe in der Hintergrund-Berichterstattung im deutschen Journalismus. Darüber hinaus hat es die Redaktion geschafft, in schwierigen Zeiten weiterhin in Journalismus zu investieren, sich auf das Heft zu konzentrieren und nach wie vor gute Leute einzustellen.“

3. „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“

Die Aufbereitung des Missbrauchs-Skandals 2010 und die Erklärstücke zur Finanzkrise waren herausragend: So verbindet man Kritik mit einem Blick nach vorne. Dazu kommt die Fähigkeit der Redaktion, Themen der Gegenwart hintergründig, abwechslungsreich und auf kontinuierlich hohem Niveau zu setzen.“

4. „Dradio Wissen“

„Die Redaktion beweist, dass man nie genug Radio haben kann – und dass es in Zeiten des Internets möglich ist, einen neuen souveränen Sender zu entwickeln und ihm alle Möglichkeiten des neuen Mediums zu geben.“

5. „Chrismon“

„Die kontinuierlich guten Themen erschöpfen sich nicht in protestantischen Lebenswelten, sondern bieten auch Anders- und Nichtgläubigen etwas – zum Beispiel mit den ungewöhnlichen Portraits von Menschen und ihren Wegen, ihre  Schicksale zu meistern, und immer wieder überraschenden Gesprächs-Konstellationen. Dieser exzellente Magazin-Journalismus jenseits des Marktschreierischen verdient gerade im Jubiläumsjahr 2010 (10 Jahre Chrismon) hohe Anerkennung.“

6. „Kulturzeit“, 3sat

„Wenn es für einen aufgeklärten Menschen einen Grund geben kann, bereits vor der Tagesschau das Fernsehgerät anzuschalten, dann ist es die Kulturzeit auf 3sat – seit 15 Jahren und erst recht in einem Jahr, da Schlingensief die Bühne räumt und Sarrazin sie erklimmt.“

7. RadioEins, RBB

„Täglich zeigen sie, dass „nur für Erwachsene“ nicht humorlos-trocken sein muss, und halten ihr Publikum mit einer Leichtigkeit auf dem Laufenden, die in dieser Tiefe sonst kein Radioprogramm erreicht.“

8. „die story“, WDR

„Der Solitär im öffentlich-rechtlichen Programm verdient zu Recht seine Preise: Nirgendwo anders werden gute TV-Dokumentationen so gepflegt wie von der Redaktion „die story“. Dafür stehen auch 2010 z.B. Beiträge wie „Karstadt – Der große Schlussverkauf“, „Unterirdisch – Der Kölner U-Bahnbau“, „Ausgeträumt – 5 Jahre Leben mit Hartz 4″, Kindersklaven“ oder „Das Milliardengeschäft der Gewinnspiel-Mafia“ – um nur ein paar Highlights 2010 zu nennen.“

9. NDR info

„Für kontinuierliche Recherchen auf höchstem Niveau ist die Redaktion bekannt – und hat ihre Qualitäten 2010 mit ihren Enthüllungen zur HSH Nordbank und zu den Kundenprofilen der Hamburger Sparkasse wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt.“

10. „Zeit Online“

„’Zeit Online’ ist der beste Beweis, dass im Internet auch Tiefgang seine Abnehmer findet – dank einer herausragenden Mischung aus Hintergrund und Aktualität, vorbildlicher Transparenz und nutzerfreundlichem Layout und einer Redaktion, die sich nicht von Aufgeregtheiten verführen lässt.“

Sonderpreis

„Die Freischreiber“

Begründung der Jury: „Für die erfolgreiche ehrenamtliche Arbeit der ‚Freischreiber‘ zugunsten freier Journalisten gebührt den Initiatoren des jungen Verbandes eine besondere Anerkennung. 2010 haben sie zudem mit dem 1. Zukunftskongress: ,Mach’s Dir selbst‘ ein Podium für die wachsende Branche der Freien Autoren geschaffen, das sich mit wegweisenden Modellen für künftige Arbeitsmodelle beschäftigt und konstruktive Lösungsansätze bietet.“