Wie Print und Online zusammenarbeiten sollten

Nachgefragt: Wie sehen Medienmacher die Zukunft der Zusammenarbeit – in einer

a) weitergehender Integration von Print und Online-Redaktion oder

b) eine stärkere Trennung von Print und Online-Redaktion?

 

Oliver Bialas, Herausgeber audimax MEDIEN GmbH

b) eine stärkere Trennung von Print und Online-Redaktion, gewichtet nach redaktionellem Konzept und vor allem Inhalten.  News sind fest in Online-Hand, das wird in den USA natürlich besonders deutlich, da dort die Tageszeitungen nicht den hohen Qualitätsstandards entsprechen, die den deutschen Zeitungsmarkt auszeichnen. Print hat bei uns im Magazinbereich gute Positionierungs- und Entwicklungschancen, wenn – aber nur wenn spezielle Leserbedürfnisse befriedigt werden.

Christoph Dernbach, Leiter dpa-Netzwelt

Print und Online müssen so eng wie möglich zusammenarbeiten, um die Herausforderungen zu meistern. Die künftigen Grenzen werden auch nicht mehr durch On- und offline definiert, sondern durch „pay“ und „free“. Außerdem darf die Herausforderung durch Mobile nicht unterschätzt werden.

Rüdiger Ditz, Chefredakteur Spiegel Online GmbH

Grundsätzlich gilt: Ohne ein ausgereiftes Nachrichtenmanagement über verschiedene Kanäle hinweg und mithin redaktionelle Kooperation wird man als Medienmarke nicht bestehen können. In Abhängigkeit vom Erscheinungsrhythmus und redaktioneller Ausrichtung der Printausgabe muss allerdings jedes Medium seinen effizienten Weg finden.

 Carsten Erdmann, Chefredakteur „Berliner Morgenpost“

Eine Trennung von Print und Online-Redaktion ist – wenn überhaupt – meiner Meinung nur kurzfristig erfolgreich. Wir arbeiten seit Jahren in einer Redaktion, die alle Marken und alle Kanäle, ­ ob Print, im Web oder als App, ­ gemeinsam bespielt. Dieses Modell ist nachhaltig erfolgreich und wir bauen es weiter aus.

Sven Gösmann, Chefredakteur „Rheinische Post“ 

Der Weg führt  zur kanalübergreifenden Redaktion mit Spezialisten für Print/Mobile/Online/Bewegtbild. Nur so bietet ein Medienhaus das überraschende journalistische Vollangebot für jeden Leser- und Nutzerwunsch.

Christoph Grote, Geschäftsführer Oldenburgische Volkszeitung Druckerei und Verlag KG

a, weil es auf die inhaltliche Kompetenz einer Redaktion ankommt. Auf der Inhaltsseite müssen die besten Köpfe sitzen – und von denen hat kaum ein Haus genug für zwei Redaktionen. Die Entscheidung, ob die Inhalte Online oder im Printprodukt publiziert werden, kommt erst an zweiter Stelle.

Thomas Hauser, Chefredakteur der „Badischen Zeitung“

Wir brauchen leider beides. Planung und Informationsbeschaffung von Print und Online muss schon aus Gründen endlicher Ressourcen eng verzahnt sein, wir brauchen aber bei der Verarbeitung der Inhalte Spezialisten für die verschiedenen Medien.

Stefan Hans Kläsener, Chefredakteur der „Westfalenpost“

Was die Erstellung von Inhalten angeht, ganz eindeutig: a. Mit der Ergänzung, dass dahinter Spezialisten für die verschiedenen Digitalkanäle produktiv unterstützen. Journalismus wird noch arbeitsteiliger, aber der Autor bleibt Herr der Geschichte.

Tanit Koch, Leiterin der Unterhaltungsredaktion von „Bild“

a) eine noch weitergehende Integration von Print und Online-Redaktion. Weil gute Redaktionen nach dem „wir“-Prinzip arbeiten, nicht mit dem „wir hier und jetzt, ihr dort und dann“-Modell.

Christian Lindner, Chefredakteur der „Rhein-Zeitung“

a) Weil immer klarer wird: Der Content ist das Wichtigste – nicht der Verteilweg. Zersplitterte Redaktionen werden nicht genug hochklassigen Content generieren können. Und konvergente, also crossmedial organisierte Redaktionen werden Experten für den jeweils besten Verteilweg haben, die den Content-Generierern entlastend helfen. Fraktionen oder gar unterschiedliche Firmen für die verschiedenen Medienprodukte helfen da nicht, sondern blockieren nur oder lähmen gar.

Stephan Marzen, Verlagsleiter Tageszeitung Inland/GF rp-online.de

a) da wir (nur) dann die Stärken unserer „traditionellen“ oder besser erfahrenen Apparate mit den Anforderungen der neuen, digitalen Welt verbinden können. Hieraus entsteht im Idealfall ein deutlicher Mehrwert auf beiden Seiten.

Stefan Plöchinger, Chefredakteur von „sueddeutsche.de“

a. Gedruckte und digitale Produkte unterscheiden sich – sie funktionieren anders: Die einen werden einmal täglich genutzt, die anderen rund um die Uhr, die einen auf Papier, die anderen mit potentiell Hunderten verschiedenen Geräten. Das bedeutet, dass wir Experten für beides brauchen. Doch sie müssen eng zusammenarbeiten, wenn es um die Qualität der eigentlichen Geschichten geht. Darum müssen wir zusammen an der Zukunft arbeiten.

Kai N. Pritzsche, Verantwortlicher Redakteur für FAZ.NET

a) Die weitgehende Integration der Print-Online-Produktion ist auf jeden Fall der richtige Schritt, nur so kann man dem Wunsch der Leser, die Inhalte auf immer mehr Kanälen zu konsumieren, ohne Qualitätsverluste nachkommen.

Ulrich Reitz, Chefredakteur Westdeutsche Allgemeine Zeitungsverlag GmbH

Journalisten können noch was machen. Schon die Recherche Medien übergreifend anlegen, um am Ende eine spannende Story inklusive Fotos, Grafiken, O-Tönen und Film-Sequenzen überzeugend multimedial zu erzählen. Sich verabschieden vom Denken in Zeilenlängen. Dem Leser schneller und dorthin, wo er sich aufhält, zu geben, wonach er verlangt. Ihn zu überraschen, gehört dazu. Bei der Recherche „die da draußen“ mit Hilfe sozialer Netzwerke zu beteiligen. Überhaupt: Lernen, digital zu denken, also auch zu fragen, welche Inhalte sich wo für welchen Preis verkaufen lassen. Eine neue Arbeitsplatzkultur entwickeln. Das Büro als Einladung zur Kommunikation verstehen. Höhenverstellbare Schreibtische für alle anschaffen.

Friedrich Roeingh, Chefredakteur Allgemeine Zeitung, Verlagsgruppe Rhein Main

Wir kommen an einer stärkeren Integration von Print und Online gar nicht vorbei. Als Regionalzeitung leben wir vor allem von unserem Informationsvorsprung und unserem Hintergrundwissen in allen lokalen Verästelungen des Verbreitungsgebietes, d.h. alles unsere Reporter sind gefordert Online und Print zu denken. Den integrierten Newsroom brauchen wir nicht nur für die koordinierte Steuerung von Zeitung live und Zeitung print, sondern auch für die Umsetzung unserer Paid-Content-Strategien und die Entwicklung von regionalen Zielgruppen-Produkten auf den elektronischen Plattformen..

Thomas Schiller, Chefredakteur Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik

Es gibt da kein entweder/oder. Um eine sinnvolle Vernetzung des klassischen Geschäfts mit Online kommt kein Medienhaus mehr umhin. Für die Tiefe der Integration kann es kein Patentrezept geben. Die Lösung hängt von Produkten, Redaktionsgrößen, Workflows, Ausspielkanälen, Zielgruppen und nicht zuletzt von der Begeisterung der Mitarbeitenden ab, sich auf neue Wege einzulassen.

Björn Schmidt, DuMont-Net-Geschäftsführer

Ich befürworte eine integrierte Redaktion für die operative Schiene. Ein Redaktion muss Inhalte und Vertrieb auf die unterschiedlichen Kanäle Mobile, Web, Tablet, Smart TV und Print und die Devices anpassen. Da die digitalen Angebote noch stärker als print aus dem Zusammenschluss von Content, Werbemarkt und Kooperationen bestehen und getrieben werden müssen, bevorzuge ich die wirtschaftliche Trennung und Steuerung. Print und Digital sind völlig andere Geschäftsmodelle.

Uwe Vetterick, Chefredakteur „Sächsische Zeitung“

Der Trend geht zu Ersterem, ganz klar. Wobei innerhalb der integrierten Redaktion wohl noch einige Jahre Print das Leitmedium bleiben wird. Am Ende wird die Trennung in der Redaktion wahrscheinlich weniger zwischen Print und Digital verlaufen sondern zwischen Reportern und Editoren, also zwischen jenen, die die Geschichten recherchieren und jenen, die sie im Newsroom für die verschiedenen Kanäle aufbereiten.

Jochen Wegner, Chefredakteur Zeit Online

Eine pauschale Antwort darauf gibt es zum Glück nicht – das hängt ganz von der Kultur der Medienhäuser und auch von so einfachen Gegebenheiten wie der Print-Erscheinungsfrequenz ab.

Alle Befragten waren Teilnehmer der 1. Chefrunde-Studytours USA 2013. Siehe dazu auch das „Special Medienlabore USA“ in mediummagazin 3-/2013

Umfrage: Annette Milz