Asyl gegenüber

Mitten in der Medienkrise wagt sich in Dänemark ein neues Blatt auf den Markt. „VisAvis“ (avis ist das dänische Wort für Zeitung) ist zugegebenermaßen ein etwas ungewöhnliches Produkt und will sich gar nicht am Markt messen lassen. „Wir gehen neue Wege, um Asylbewerbern eine Stimme zu geben“, sagt Joachim Hamou vom Redaktionsteam. „VisAvis“ baut auf dem selben Modell auf wie die sogenannten Obdachlosenzeitungen, nur eben dass hinter dem Projekt Asylbewerber und nicht Obdachlose stehen. „Asylbewerber sind Experten auf ihrem Gebiet. Trotzdem werden sie in der Asyldebatte kaum gehört, mit der eigenen Zeitung soll sich das ändern“, so Hamou. „VisAvis“ ist Teil eines größeren Projektes, ADT (Asylum Dialog Tanken) genannt, das sich den Asylbewerbern in Dänemark widmet. Im Frühjahr lud man zu Workshops ein, um mit den Asylbewerbern deren Situation zu diskutieren. In Dänemark wohnen sie in Lagern, die eigentlich dazu gedacht sind, die Menschen nur zwischenzeitlich aufzunehmen, doch viele Asylbewerber werden jahrelang dort untergebracht und sind üblicherweise vom dänischen Arbeitsmarkt und allem, was damit verbunden ist, ausgeschlossen. Initiiert wurde ADT von Dänen, die sich für die Situation der Asylbewerber im Lande interessieren, viele von ihnen sind wie Hamou Künstler und kommen von der Königlichen Dänischen Kunstakademie.

Weil Asylbewerber in Dänemark normalerweise nicht arbeiten dürfen, können sie am Verkauf des Blattes auch nicht direkt selber verdienen. Stattdessen fließt das gesammelte Geld in Projekte, von denen die Asylbewerber profitieren sollen.

www.vis-a-vis.dk

Erschienen in Ausgabe 09/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 47 bis 47 Autor/en: Clemens Bomsdorf, Kopenhagen. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.