„Nicht ganz zu Ende gedacht“

Der Mensch wächst an seinen Vorbildern. Nachdem Nicolas Sarkozy jüngst beschloss, französischen Jugendlichen zum 18. Geburtstag zwölf Monate eine Tageszeitung zu abonnieren, äußerte Jürgen Rüttgers auf dem Medienforum in Köln eine ähnliche Geschenkidee – allerdings für 200.000 nordrhein–westfälische Neuntklässler. Seitdem spekulieren Verleger in NRW, wer die gute Idee bezahlen soll. Eine unrepräsentative Umfrage ergab: die Frage ist immer noch offen. „Die Idee ist wohl nicht ganz zu Ende gedacht“, sagt etwa Sven Gösmann, 43, Chefredakteur der „Rheinischen Post“. Neuntklässler, die zu einem hohen Prozentsatz noch bei ihren Eltern wohnen dürften, seien auch die falsche Zielgruppe. „Ich fände es sinnvoller, das Abo jungen Menschen in der Berufsausbildung zu finanzieren“, sagt er. Ähnlich macht das bereits mit Erfolg die „Rheinpfalz“ in Ludwigshafen (s. a. „medium magazin“ 3/2008, http://tinyurl.com/naz3ae). Aus Verlagskreisen kommt zudem der Einwand, dass sich die Zeitungen mit dem kostenlosen Abo ins eigene Fleisch schnitten. So würden die Eltern junger Zeitungsleser die eigene Ausgabe der Tageszeitung für das kostenlose Jahr ab– und dann vielleicht nicht wieder neu bestellen. Darüber hinaus verlören die Zeitungsverlage mit den möglicherweise ebenso vom Gratis–Abo profitierenden Lehrern eine treue Abo–Zielgruppe. In NRW laufen angeblich Gespräche der Staatskanzlei mit dem dortigen Zeitschriften–Verband. Eine Einigung steht noch aus. Jochen Brenner

Erschienen in Ausgabe 07+08/2009 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 8 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.