Klaus Brinkbäumer neuer „Spiegel“-Textchef

Warum sind Sie Journalist geworden?

Der Vater meines besten Freundes war stellvertretender Chefredakteur der „Westfälischen Nachrichten“ in Münster; bei einem Kindergeburtstag durfte ich über Fernschreiber, Dunkelkammern, die Setzerei und das ganze Geschrei staunen – von da an gab’s nichts anderes mehr.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag, was war das Thema?

WN, Lokalausgabe Hiltrup, ein Volleyballspiel. Ich vermute, der Vater des besten Freundes hat nachgeholfen.

Ihre Vorbilder im Journalismus?

Zahllos. In Amerika der Reporter Dana Milbank und der Essayist David Brooks; in Deutschland die vielen „Spiegel“-Kollegen, von denen ich lernen durfte: Heiner Schimmöller, Cordt Schnibben, Olaf Ihlau, Jürgen Leinemann, Ulrich Schwarz, Hans Hoyng, Christoph Scheuring, Joachim Preuss, Hans Leyendecker und einige mehr; und (das leichte Ungleichgewicht dieser Auflistung fällt mir dann doch auf …) natürlich auch Frauen, etwa Schriftstellerinnen wie Anne Tyler oder Alice Munro.

Wie würden Sie in 140 Zeichen die Herausforderungen für den Journalismus charakterisieren?

Dass das in 140 Zeichen nicht möglich ist, ist die Herausforderung.

Wie wichtig ist Klatsch?

Von 1 bis 10: 3.

Mit welchem Ihrer Merkmale würde man Sie am treffendsten karikieren oder parodieren?

„Sie finden ihn auf dem Wasser.“

Was sind Ihre persönlichen (handwerklichen) Stärken und Schwächen?

Was ich gern glaube: Schnelligkeit, Konzentration, Teamgeist unter Zeitdruck; was ich weiß: in zynischer Gesellschaft wäre ich gerne schlagfertiger.

Welche Netzwerke nutzen Sie, wo sind Sie selbst Mitglied?

Manhattan Sailing Club (demnächst Norddeutscher Regatta Verein) und FC St. Pauli. Gilt das?

Welchem Thema würden Sie ein Buch widmen, wie hieße es ?

New York und den USA, den Titel verrate ich nicht.

Mit wem würden Sie gerne mal einen Tag die Rolle tauschen?

Henrik Lundqvist (Torwart der New York Rangers) oder Russell Coutts (Skipper/technischer Direktor von BMW Oracle Racing).

Auf welchen Beitrag sind Sie besonders stolz?

„Die afrikanische Odyssee“ (2006).

Ihr größter Flop?

„Der Held stürzt“, eine Verabschiedung von Boris Becker – vier Wochen später gewann Becker die US Open. (Ach, und noch besser war ein Radiointerview, live, bei dem ich den Namen meiner Gesprächspartnerin, der Volleyball-Nationalspielerin Michaela Luckner, vergessen hatte und vor Schreck einfach schwieg, 30 endlose Sekunden lang.)

Welche berufliche Entscheidung würden Sie rückblickend anders treffen?

Mehr Geduld beim Studieren hätte nicht geschadet.

Sind Sie Mitglied einer Partei – und warum/warum nicht?

Nein, weil ich in Menschenmengen klaustrophobisch bin.

Im nächsten Leben werden Sie?

Leider gibt’s keins, wir sollten es lieber jetzt tun.

Welcher Rat (und von wem) hat Ihnen auf Ihrem beruflichem Weg besonders geholfen?

„Junger Kollege, das Glück kommt zu dem, der warten kann“ (Heiner Schimmöller); „Trau dich“ (Cordt Schnibben).

Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?

Die Wahrheit.

Klaus Brinkbäumer, geboren 1967 in Münster, arbeitet seit 1993 für den „Spiegel“, zuletzt als New-York-Korrespondent. Er studierte in Santa Barbara/Kalifornien und München, volontierte 1987 am ifp und begann seine journalistische Laufbahn als Redakteur bei der „Abendzeitung“. Bekannt wurde Brinkbäumer vor allem für seine Reportagen, für die er schon einige Preise erhielt: so etwa 2007 den Egon-Erwin-Kisch-Preis für das Stück „Die afrikanische Odyssee“, in dem er den Migrationsstrom von Afrika nach Europa nachzeichnet. Seit dem 1. Januar 2011 ist er „Spiegel“-Textchef und rückte damit in die Chefredaktion des Hamburger Magazins auf.

Link:tipp

Mehr Fragen und Antworten von Klaus Brinkbäumer siehe

www.mediummagazin.de

Erschienen in Ausgabe 01+02/2011 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 66 bis 66. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.