Geotags sind maschinenlesbare Ortsangaben. Geotaggen bedeutet entsprechend, dass man einem Gegenstand oder Inhalt eine geografische Position zuordnet. Man kann in der Bildunterschrift schreiben, dass das Bild die Wildspitze in Tirol zeigt, man kann aber auch in die Metadaten des Bildes eintragen, dass es bei 46° 53‘ 7“ N, 10° 52‘ 2“ O aufgenommen wurde. Im Print ist eine sprachliche Ortsangabe natürlich sinnvoller, aber online entfaltet das Geotag sein Potenzial.
Interaktives Verorten
Die sozialen Netzwerke bieten schon seit langem an, Statusmeldungen mit Geotags zu versehen. So können die Follower und Freunde nicht nur sehen, was passiert ist, sondern auch genau wo. Auf der Trendsmap (s. Kasten) kann man an jeden Ort der Welt heranzoomen, um zu sehen, was dort gerade per Twitter diskutiert wird. Für Nachrichten werden Geotags bisher kaum genutzt. Nähe bedeutet Relevanz. Warum sollte ein lokales Nachrichtenangebot dem User also nicht die Möglichkeit geben zu sehen, was über seine Umgebung berichtet wird?
Bisher wurden Karten vor allem in aufwendigen datenjournalistischen Projekten wie den Irak-Protokollen bei „Spiegel Online“ eingesetzt (s. Kasten). Es geht aber auch ohne großen technischen Aufwand: Jeder kann Lokalnachrichten auf einer Google- oder Bing-Map anzeigen lassen. Das bietet einen interaktiven Zugang zum vorhandenen Nachrichtenangebot. Wer sich ein bisschen mit PHP und MySQL auskennt, kann den Prozess mithilfe von Google-Tutorials (Link s. Kasten) automatisieren. Dann erscheinen neue Artikel automatisch auf der Karte am „Tatort“. Die individuelle Google-Map lässt sich auch ans eigene Corporate Design anpassen und auf der eigenen Seite einbinden.
So funktioniert’s
Grundsätzlich gibt es drei Wege, Inhalte zu geotaggen:
1. Einen Ort auf der Google- oder Bing-Map markieren und die Nachricht mit einem Foto oder sogar Video (per Embed-Code) in die Popup-Ortsinformation eingeben.
2. Immer mehr Kameras und alle modernen Smartphones können den Aufnahmeort direkt in die Bildinformationen schreiben.
3. Mit Outdoor-GPS-Geräten, „Geologgern“, aber auch Smartphones (App s. Kasten) kann man festhalten, zu welchem Zeitpunkt man wo genau war. Kostenlose Software synchronisiert Fotos nachträglich mit der aufgezeichneten Route. Sie kann die Bilder auf einer Karte anzeigen und in die Bildinformationen schreiben, wo der Fotograf war, als er das Foto aufgenommen hat. Für PCs sind die Microsoft Pro Photo Tools am komfortabelsten. Sie unterstützen neben den üblichen Bildformaten auch RAW-Dateien und digitale Negative. Auch Differenzen zwischen GPS und Kamera-zeit lassen sich korrigieren. Grundsätzlich gilt: Nie vergessen, die Uhrzeit von Kamera und GPS-Gerät abzugleichen. Sonst kann man von vorne anfangen.
Erschienen in Ausgabe 12/2011 in der Rubrik „Praxis“ auf Seite 70 bis 70 Autor/en: Thomas Strothjohann. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.