Ran an die Jugend

Wenn eine Aktion, die Jugendliche für gedruckte Medien begeistern soll, „Nationale Initiative Printmedien“ getauft wird, und wenn die Auftaktveranstaltung zu dieser Aktion auch noch im Kanzleramt über die Bühne geht, dann ist größtmögliche Ernsthaftigkeit angesagt. Kulturstaatsminister Bernd Neumann begrüßte am 17. April Vertreter von elf Initiativpartnern, von den Verleger- und Journalistenverbänden übers Grosso und die Jugendpresse bis zur Bundeszentrale für politische Bildung. Was soll diese Initiative leisten? Einen Austausch zwischen den Partnern in Gang bringen, wie junge Leser an Zeitungen und Zeitschriften herangeführt werden können. Einen Dialog mit externen Wissenschaftlern anregen. Und: Jugendliche „unmittelbar“ in die Initiative einbeziehen.

Als erste Aktion wurde ein Schülerwettbewerb ins Leben gerufen, bei dem es eine Berlinreise zu gewinnen gibt. Das ist ebenso wie das Thema („60 Jahre Deutschland“) keine besonders originelle Idee. Und ob elf Interessenverbände wirklich an einem Strang ziehen können, um eine Aufgabe zu bewältigen, die eigentlich nur von den Verlagen selbst gelöst werden kann? Man wird sehen.

Doch: „Mit Trübsinn ist nichts zu gewinnen“, zitierte Keynote-Sprecher Thomas Schmid („Welt“) Theodor Fontane. Seine Botschaft: Die Zeitung muss vom hohen Ross herabklettern und sich neu erfinden, um in dem tiefgreifenden kulturellen Wandel bestehen zu können (s. a. Interview mit Thomas Schmid, Seite 26ff.).

Susanne Gaschke („Die Zeit“) kritisierte in einem weiteren Vortrag die „Ideologie des Digitalismus“, der mittlerweile auch einige Print-Verleger verfallen seien. Die- se hielten Blogs und Social Networks offenbar für erfolgversprechender als das Geschäft mit Gedrucktem, so Gaschke. Heinrich Kreibich von der Stiftung Lesen merkte an, dass viele Projekte zur Leseförderung an der mangelnden Finanzierung scheiterten. In diesem Punkt sei Deutschland ein „Entwicklungsland“. An der Bereitschaft, die Initiative finanziell zu unterstützen, müsse sich das neue Netzwerk messen lassen.

Erschienen in Ausgabe 5/2008 in der Rubrik „spektrum“ auf Seite 8 bis 8 Autor/en: Christian Meier. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.