Wie gehen WDR, Spiegel & Co. mit eigenen Daten um?

Wie steht es eigentlich bei Journalisten um die Erfassung und Auswertung der Telefondaten in den eigenen Reihen? Medienunternehmen haben nach einer Stichprobe des „medium magazins“ durch die Bank weg strenge Regularien, wie sie mit den Telefondaten ihrer Mitarbeiter umgehen. Allerdings werden bei vielen die Daten in jedem Fall erfasst – allein um Buch zu führen, bei welchen Redaktionen welche Kosten anfallen.

Während es beim „Spiegel“-Verlag heisst, es würden grundsätzlich keine in Einzelverbindungsnachweisen erfasste konkrete Telefondaten erhoben, gespeichert und ausgewertet, sieht es vor allem bei den öffentlich-rechtlichen Sendern anders aus. Sie müssen sich immerhin regelmäßig den Prüfungen der zuständigen Landesrechnungshöfe aussetzen lassen und dort auch ihre Ausgaben darlegen – und Details gegebenenfalls begründen.

Der WDR etwa lässt wissen, er speichere „alle Verbindungsdaten von Telefonaten, die über seine Telekommunikationsanlagen aufgebaut werden“. Das Prozedere sieht laut einer Sprecherin allerdings vor, dass die Daten von einem gesonderten „Gebührencomputer“ erfasst werden, der bei der Übergabe der Daten an die Verwaltung die letzten drei Stellen durch X-Zeichen ersetzt, also teil-anonymisiert. Damit kann theoretisch nachvollzogen werden, wer wann in welches Unternehmen oder zu welcher Verwaltung telefoniert hat. Die Nebenstelle, also der tatsächliche Gesprächspartner, wäre nach diesem Modell aber nicht identifizierbar. Übrigens bekommen die WDR-Abteilungsleiter monatlich eine – ebenfalls teil-anonymisierte – Übersicht aller Gespräche, die insgesamt mehr als 25 Cent gekostet haben. Laut der Sendersprecherin müssen diese Listen aber laut Dienstanordnung nach Durchsicht, spätestens jedoch nach drei Monaten gelöscht werden. Im Rechenzentrum würden die Ursprungsdaten zudem nach sechs Monaten automatisch getilgt. Sollte intern ein Missbrauch geahndet und dabei auf Gesprächsdaten zurückgegriffen werden, muss der Datenschutzbeauftragte des Senders zustimmen.

Auch „NDR“ und „ZDF,“ die beiden anderen vom „medium magazin“ angefragten gebührenfinanzierten Sender, gaben an, die letzten drei Stellen aller Rufnummern in den Einzelverbindungsnachweisen zu anonymisieren. Bei diesen Sendern muss bei einer Nutzung der Daten zur Ahndung von Verstößen neben dem Beauftragten für den Datenschutz auch der Personalrat zustimmen.

RTL und Gruner + Jahr (beide Bertelsmann) teilen unisono noch schärfere Regelungen als ARD und ZDF mit: Bei RTL ist eine „systematische, automatisierte oder zielgerichtete Leistungs- und Verhaltenskontrolle“ verboten. Anders als etwa beim WDR werden leitenden Mitarbeitern des Privatsenders nicht automatisch Telefon-Daten ihrer Mitarbeiter vorgelegt. Allerdings erhalten auch bei Gruner + Jahr einzelne Mitarbeiter eine „verdichtete, nicht auf den einzelnen Mitarbeiter beziehbare Darstellung“ zur Kontrolle der Ausgaben. Und auch bei Axel Springer gilt bei der Auswertung von Telefondaten eine restriktive Politik. Dort heißt es, Informantenschutz genieße höchste Priorität. Deshalb halte eine Vereinbarung der Geschäftsführung mit dem Betriebsrat schon seit mehr als zehn Jahren fest, dass „vollständige Einzelverbindungsnachweise“ sowie eine „Weiterleitung und/oder Auswertung entsprechender Daten“ tabu seien. dan

Erschienen in Ausgabe 6/2008 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 8 bis 8. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.