Pro & Contra in Sachen „Heuschrecken“

Mit der Spekulation über einen Einstieg von Finanzinvestoren in den Kreis der zerstrittenen Gesellschafter der „Süddeutschen Zeitung“ ist die Debatte um sogenannte Heuschrecken in Verlagen neu entbrannt. Für Verwunderung sorgte, dass sich die Gewerkschaft Ver.di (zu der die Deutsche Journalisten-Union gehört) nicht mehr kategorisch gegen den Einstieg von Finanzinvestoren in die Medienbranche wehrt. „Wenn man die Chance hätte, mit Finanzinvestoren ein angeschlagenes Unternehmen nach oben zu ziehen, wäre das doch gut“, sagte Martin Dieckmann, immerhin der medienpolitische Referent des Ver.di-Bundesvorstands, Mitte April auf den Frankfurter Journalistentagen.

Dieckmann sorgt sich offenbar nicht mehr, dass Finanzinvestoren Verlage kaputt sparen könnten. „Öffentlichkeit gefällt einem gewissen Typus von Finanzinvestoren nicht“, sagte er mit Blick auf die Proteste vor der Übernahme des Berliner Verlags („Berliner Zeitung“) durch die Investoren Veronis Suhler Stevenson (VSS) und Mecom. Die Folge: „Es gibt kaum einen Finanzinvestor, der in Deutschland übrig geblieben ist. Das hat kaum einer zur Kenntnis genommen.“ Beim Berliner Verlag ist nur noch Mecom (Vorsitz: David Montgomery) beteiligt, VSS hat sich zurückgezogen. „Finanzinvestoren handeln zwar nicht mit Zeitungen, sondern mit Verlagen. Aber weil sie mit Verlagen handeln, müssen sie zwischendurch auch mit Zeitungen handeln“, sagte Dieckmann und verwies darauf, dass die Rendite des Berliner Verlags nicht so hoch getrieben werden konnte, wie das die Investoren ursprünglich geplant hätten.

Während der Sprecher der Deutschen Beteiligungs AG, Thomas Franke, sagte „Auch Finanzinvestoren sind dran interessiert, dass ihr Objekt an Wert gewinnt. Sonst würde es keiner mehr kaufen“ und damit in ungewohntem Einklang mit dem Gewerkschafts-Funktionär stand, warnte der ehemalige Chefredakteur der „Frankfurter Rundschau“, Wolfgang Storz, heftig vor einem Einstieg von Finanzinvestoren in Zeitungsverlage: „Wir brauchen eine Firewall zur ´Süddeutschen` und anderen Zeitungen“. Er sieht das Problem in solchen Fällen „in der Radikalität“: Finanzinvestoren, von Rendite suchenden Anlegern getrieben, hätten eine Investitionsphase von drei bis fünf Jahren. Das sei „keine lange Zeit für Medienunternehmen“, die zudem eine wichtige Aufgabe in der Demokratie zu erfüllen hätten. Einen Einstieg von Finanzinvestoren bei der „Süddeutschen Zeitung“ hält er für „verheerend“.

Daniel Bouhs

Erschienen in Ausgabe 5/2007 in der Rubrik „Kurz u. Bündig“ auf Seite 9 bis 9. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.