Jan Schweitzer, geboren 1971 in Ankum, studierte zunächst Medizin (1991-1998 mit den „Arzt im Praktikum“-Schwerpunkten Kardiologie, Gastroenterologie, Onkologie). Anschließend absolvierte er die Henri-Nannen-Schule (24. Lehrgang) und sammelte auch Fernseh-und Hörfunkerfahrungen (u. a. NDR, ProSieben). 2001 wurde er Medizinredakteur bei der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ (FAS). 2003 wechselte Schweitzer als Redakteur ins „stern“-Ressort Wissenschaft und Medizin – und erhielt mehrere Preise für Reportagen (2005 Heureka-Journalistenpreis, 2006, gemeinsam mit Anika Geisler, den GlaxoSmithKline-Publizistikpreis zum Thema Biomedizin). Am 1. Januar hat er als Nachfolger von Christoph Drösser die Chefredaktion von „Zeit Wissen“ übernommen.
Warum sind Sie Journalist geworden?
Zur Auswahl stand: Arzt oder Journalist. Da fiel die Entscheidung für den Journalismus nicht schwer: Er ist abwechslungsreicher, kreativer und es gibt keine derart hierarchischen Strukturen wie in der Klinik.
Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag?
Als Schüler schrieb ich für die „Münstersche Zeitung“ über ein Konzert der Band „Ride“.
Ihre Vorbilder im Journalismus?
Horst Schlämmer.
Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?
Wenn er nach allen Seiten recherchiert, nicht nur einer These hinterher. Und wenn er das Ergebnis dann noch spannend aufschreiben kann.
Wie wird sich der Journalistenberuf künftig verändern?
Printjournalisten werden noch mehr auf Qualität setzen, noch intensiver recherchieren, noch besser schreiben müssen, um sich von Laien-Autoren abzuheben. Und es wird nicht mehr reichen, bei Recherchen Block und Stift dabei zu haben. Sie werden zusätzlich eine Kamera und ein Aufnahmegerät brauchen.
Stört Sie das schlechte Image von Journalisten?
Nur manchmal, wenn journalistische Dampfplauderer Experten oder Informanten verschrecken. Aber dann ist nicht nur das Image schlecht, dann sind es auch die Journalisten selbst.
Können Sie ein Buch oder einen Beitrag über „Ethik im Journalismus“ empfehlen?
Im Buch „Unsere tägliche Desinformation. Wie die Massenmedien uns in die Irre führen.“ beschreiben Schneider, Matthies und Naß sehr prägnant, wie uns die Medien manipulieren, ob gewollt oder ungewollt. Und sie zeigen, dass Medien nicht das sind und auch nicht das sein können, was sie vorgeben zu sein: objektiv.
Wie wichtig ist Klatsch?
Für „Bunte“, „Bild“ und Co. ist er sehr wichtig, für mich eher nicht.
Wie und wo lernt man Journalismus am besten?
Zunächst durch viele Praktika und viel freie Mitarbeit. Und schließlich an guten Journalis-tenschulen.
Haben es Frauen im Journalismus schwerer?
Nein, wenn sie als freie Journalistinnen arbeiten oder als Redakteurinnen. Ja, wenn es um Führungspositionen geht.
Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?
Dass ich mich manchmal bei einer Recherche verzettele. Das ist oft eine Schwäche, macht aber manchmal auch einen durchschnittlichen Text zu einem guten.
Ihre Lieblings-Internetadressen?
www.zeit.de; www.clinicalevidence.com; www.worstpills.org; www.kicktipp.de.
Welches Buch lesen Sie gerade?
„Von Menschen und Ratten. Die berühmten Experimente der Psychologie“, von Lauren Slater.
Ihr liebstes Hobby?
Musik sammeln und hören. Vor allem Mod-Musik aus Großbritannien.
Was war ihr bisher größter Erfolg?
Mit meiner Frau zusammengekommen zu sein.
Ihr größter Flop?
Es gab einige Fehlschläge, die im jeweiligen Moment ärgerlich waren, die man aber im Nachhinein betrachtet nicht als große Flops bezeichnen kann.
Welche Medienprojekte aus jüngerer Zeit sind für Sie besonders zukunftsträchtig?
„Zeit Wissen“; „Süddeutsche Zeitung am Sonntag“.
Ihre Lieblingszeitungen?
„Süddeutsche Zeitung“; „Die Zeit“.
Ihre Lieblingssendung?
Der „Tatort“ aus Münster.
Ohne was kommt ein Journalist nicht aus?
Ohne Stift, Papier und Computer wird’s schwer. Und neugierig, kritisch und hartnäckig muss er sein.
Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?
Er hat Arbeit und Familie stets zur vollsten Zufriedenheit erledigt und den Erwartungen in jeder Hinsicht und in besonderer Weise entsprochen.
Erschienen in Ausgabe -1/2007 in der Rubrik „Terminal“ auf Seite 90 bis 90. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.