Einfach wechseln?

Das neue Windows-Betriebssystem Vista ist auf dem Markt. Und bei Microsoft gibt man sich mächtig Mühe, die Anwender davon zu überzeugen, sofort und ohne groß nachzudenken von ihrem alten XP-System auf das neue Vista umzusteigen. Microsoft verspricht den Umsteigern viel: besserer Virenschutz, intensivere Prüfung von neu zu installierenden Programmen und ein Antispionagesystem, das gegen Hackerattacken schützt. „Alles wird sicherer“, hat Microsoft-Chef Steve Balmer versprochen. Allerdings wird auch alles ein Stück mehr überwacht. Und schon allein das sollte Journalisten skeptisch machen. Darüber hinaus muss bei jedem Systemumstieg natürlich sorgfältig abgewogen werden, welche Vorteile und Nachteile er mit sich bringt. Sicherheit gegen Überwachung ist da schon fast eine weltanschauliche Angelegenheit. Schnelligkeit gegen Kompatibilität liegt schon eher auf der technischen Ebene eines „Computertipps“. Und schneller ist Vista, keine Frage. Allerdings setzt das neue Windows dafür auch die Anforderungen an die Hardware enorm herauf. Ein Gigahertz Taktfrequenz und ein Gigabyte Hauptspeicher sind die Mindestvoraussetzungen, um vernünftig mit Vista arbeiten zu können. Wer hier noch mit anderen Hardwarevoraussetzungen antritt, sollte etwaige Umstiegspläne sofort beerdigen.

Abwarten empfohlen. Und auch sonst macht es durchaus Sinn, mit dem Umstieg auf Vista bis zur Auslieferung des ersten Servicepacks zu warten, das für Juni 2007 angekündigt ist. Denn bis dahin wird Vista zu älteren Anwendungsprogrammen noch einige Kompatibilitätsprobleme aufweisen, die die Arbeit nicht unbedingt erleichtern. Wer etwa noch mit dem alten Cool Edit pro arbeitet und noch nicht auf das Audible von Adobe gewechselt hat, ist gut beraten, bis zum Servicepack-Termin mit dem Betriebssystemwechsel zu warten. Denn unter Vista kommt es bei diesem Audio-Schnittsystem doch zu einigen Problemen, zumindest waren die Labortests mit dem Release Candidate 1 alles andere als zufrieden stellend. So ließ sich Cool Edit nicht vom Desktop starten, das Plug-in zur Erstellung von MP3-Dateien wollte sich einfach nicht installieren lassen und im Mehrspur-Modus kam es immer wieder zu nicht reproduzierbaren Abstürzen, die weder bei XP noch beim Vorgängersystem Windows 98 auftraten.

Wer auf Vista umstellt. muss natürlich auch Schutzsoftware wie Virenprüfprogramme oder Firewalls erneuern. Außerdem werden für die meisten betriebssystemnahen Vorgänge Neuversionen oder zumindest angepasste Neuinstallationen erforderlich. Das gilt für Software wie Internet Clean-up und vergleichbare Pakete, mit denen die Protokollierung des Internet-Verhaltens ausgeschlossen und entsprechende Log-Dateien des Betriebssystems gelöscht werden sollen. Das gilt aber auch für einige Übersetzungspakete, wie dem Personal Translator, der unter Vista plötzlich Speicherfehler meldet. Unzuträglichkeiten gab es auch bei der Arbeit mit gespiegelten Platten und dem Videoschnittprogramm Premiere unter Vista. Bei der Arbeit mit AVI-Dateien, die größer als ein Gigabyte waren, verhagelten Speicherprobleme und saftige Systemabstürze die Freude an der eigentlich kreativen Arbeit. Überhaupt keine Schwierigkeiten machte die Arbeit mit den Programmen der Office Suite von Microsoft. Wer seinen PC nur für derartige Erledigungen nutzt, kann den Umstieg auf Vista ruhigen Gewissens vornehmen, wenn er denn bereit ist, die zusätzliche Überwachung durch das System in Kauf zu nehmen.

Erschienen in Ausgabe -1/2007 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 84 bis 84. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.