Gefährlicher Einsatz

Für Fassungslosigkeit und Trauer nicht nur bei den Kollegen der Deutschen Welle sorgte im Oktober 2006 die Ermordung der beiden deutschen Journalisten Christian Struwe (39) und Karen Fischer (30) in Afghanistan. Noch größeres internationales Aufsehen erregte im gleichen Monat der Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja (48). Dass sich Berichterstatter in aller Welt immer größeren Gefahren für Leib und Leben ausgesetzt sehen, zeigt auch die Jahresbilanz von „Reporter ohne Grenzen“ (ROG): Demnach wurden allein bis Mitte Dezember 2006 81 Journalisten und 32 Medienassistenten getötet-die Mehrzahl im Irak, aber auch in Mexiko, einem vom Westen kaum beachteten Krisenherd.

143 Journalisten befanden sich Ende letzten Jahres in Haft; der größte Teil davon wie 2005 in China und Kuba sowie den afrikanischen Staaten Eritrea und Äthiopien. Eritrea selbst stand auch 2006 wieder zusammen mit Nordkorea und Turkmenistan am Ende der von ROG veröffentlichten Rangliste zur Situation der Pressefreiheit: „Die Regierungen in diesen Ländern dulden keinerlei Kritik. Medien stehen unter ihrer Kontrolle und Abweichungen von der offiziellen Linie werden unnachgiebig verfolgt.“ Der Foltertod der turkmenischen Journalistin Ogulsapar Muradova (58) im September 2006 hat diese Einschätzung in besonders drastischer Weise bestätigt. Doch ROG vermeldet auch positive Trends: „Jedes Jahr steigen neue Länder aus ärmeren Regionen wie beispielsweise Bolivien auf und nehmen Plätze vor einigen europäischen Ländern oder den USA ein. Dies zeigt, dass auch ärmere Staaten das Recht auf Information achten können.“

Beste Arbeitsbedingungen für Journalisten boten sich übrigens auch 2006 wieder in Finnland, Irland, Island und Holland, die sich den ersten Platz der Rangliste teilen. Auch aus den neuen osteuropäischen EU-Staaten wie Tschechien und Estland lagen kaum Meldungen über Zensur oder Repressalien vor. Ganz im Gegensatz zu Deutschland, das sich im Vergleich zu 2005 von Rang 18 auf Rang 23 verschlechterte. Die USA belegten in Bezug auf die Verhältnisse im Inland zwar den 55. Rang; für die Begrenzung der Auslandsberichterstattung (vor allem zum Vorgehen im Irak) wurden sie allerdings mit dem 119. Rang abgestraft. Dies stuft ROG als alarmierend ein, ebenso wie die zunehmende Aushöhlung der Pressefreiheit in Frankreich und Japan.kw

Erschienen in Ausgabe 1/2007 in der Rubrik „Fotos des Jahres“ auf Seite 6 bis 7. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.