Sind „mare“ die Themenschwerpunkte ausgegangen?

Die vielfach ausgezeichnete „Zeitschrift der Meere“ (verkaufte Auflage des Zweimonats-Titels im III. Quartal: 30.000) aus dem dreiviertel Verlag feiert im April ihren 10. Geburtstag. Mit der aktuellen Ausgabe hat sich „mare“ von den Themenschwerpunkten verabschiedet. Zum Kurswechsel ein Interview mit Chefredakteur Nikolaus Gelpke.

„mare“ hat sich von seinem monothematischen Themenkonzept verabschiedet. Warum dieser weitgehende Schritt?

Nikolaus Gelpke: Die Schwerpunkte haben uns geprägt, indem sie uns zwangen, anders zu denken. Wir sind durch eine harte Schule gegangen. Es gab aber immer mal wieder „Pflichtstücke“, um eine gewisse Erwartungshaltung zu befriedigen, zum Beispiel beim Thema Delfine. Das war dann nicht so wahnsinnig originell. Die Schwerpunkte führten zu redaktionellen Zwängen, viele Artikel fielen so heraus. Ein weiterer wichtiger Punkt war die Titelbildgestaltung: Es ist sehr schwierig, ein Thema wie „Salz“ bildlich umzusetzen.

Haben sich womöglich die Schwerpunktthemen erschöpft?

Nein, wir hätten noch etwa 20 Themen auf Halde. Die Herausforderung bestand für „mare“ immer darin, die richtige Mischung aus Originalität und Aussicht auf einen guten Verkauf zu finden.

„mare“ lief vor fast zehn Jahren vom Stapel. Setzen Sie zum Jubiläum 2007 bewusst eine Zäsur?

Der Zeitpunkt des neuen Konzepts ist reiner Zufall. Mit den Jahren sieht man einfach mehr Schwachstellen, was ja keine Katastrophe bedeutet. Wir haben die Schwerpunkte ohne Ankündigung eingestellt. Wir hätten das Ganze nie gemacht, wenn wir unter dem Strich Leserverluste befürchten würden. Übrigens gab es auch in der Redaktion zwei Lager, doch inzwischen ist selbst der härteste Gegner umgeschwenkt. Im Prinzip hat sich „mare“ ja nicht verändert. Es gibt jetzt aber mehr innere Konkurrenz: Wir müssen mehr auf die Heftmelodie achten und eine spannende Themenmischung finden. Mit der Heftstruktur aus den Ressorts Wissenschaft, Politik, Kultur und Leben kehren wir zur ursprünglichen Idee von „mare“ zurück, die keine Schwerpunkte vorsah.

Bedeutet diese „Befreiung“, dass freie Autoren bei „mare“ künftig bessere Chancen haben?

Wir können uns mit Sicherheit mehr öffnen und jetzt in jeder Ausgabe mehr Geschichten über Menschen erzählen: Wie denken sie? Welche Schicksale gibt es zu erzählen? Bei den Angeboten, die wir erhalten, fehlt oft der originelle Zugang. Auch mehr Interviews könnte ich mir vorstellen, denn wenige beherrschen diese schwierige journalistische Form.

Interview: Bernd Stößel

Kontakt: Redaktion „mare“, Nikolaus Gelpke (Chefredakteur), Sandthorquaihof, Pickhuben 2, 20457 Hamburg, Tel. 040 / 36 98 59 0, Fax 040 / 36 98 59 90, eMail mare@mare.de

Freie Autoren wenden sich mit ihren Themenvorschlägen an die zuständigen Ressortleiter:

Stellvertretende Chefredakteurin + Kultur: Zora del Buono,

delbuono@mare.de;

Textchef + Wirtschaft / Wissenschaft:

Olaf Kanter, kanter@mare.de;

Gesellschaft / Politik:

Sandra Schulz, schulz@mare.de;

Reisen / Genuss: Dimitri Ladischensky, ladischensky@mare.de.

Erschienen in Ausgabe -1/2007 in der Rubrik „Rubriken“ auf Seite 70 bis 70. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.