Sie haben in der Journalisten-Ausbildung mit vielen jungen Menschen zu tun, warum hören die teilweise gar kein Radio mehr?
Axel Buchholz: Sie sind davon genervt, dass ständig dieselbe Musik läuft. Das empfinden sie als langweilig und ausgelutscht. Und das können sie ja heute leicht umgehen mit dem MP3-Player. Besonders ein Programm für jüngere Hörer sollte doch den Mut haben, Titel zu spielen, die sich noch nicht am Markt durchgesetzt haben. Das ist ein Feld, das bisher dem Internet viel zu sehr überlassen wurde. Darüber hinaus sind im Netz natürlich auch schneller und passgenauer Informationen zu finden. Und außerdem ist das Radio heute kein Trendmedium für junge Leute mehr. Es scheint uncool geworden zu sein.
Aber trotzdem gibt es noch genug, die irgendwann beim Radio arbeiten wollen?
Es gibt viel Interesse für Radio bei meinen Studenten. Ich bemerke allerdings die Sorge, ob das Radio künftig überhaupt noch genügend journalistische Arbeitsplätze anbieten kann, besonders natürlich bei den Privaten.
Weil die Inhalte fehlen?
Genau. Oft ist es doch so: Da wird in die „Bild-Zeitung“ geguckt, was die für Geschichten haben, und das wird dann nachgekocht. Auch von dem Promi-Geschwätz, das da manchmal zu hören ist, sollte man wegkommen. Eigene journalistische Themen müssen wieder wichtiger werden.
Die ersten jungen Programme senden nun ja verstärkt Beiträge und Interviews …
Das ist erfreulich und hoffentlich nicht so risikoreich, wie von manchem befürchtet: Ich z. B. kenne keine Untersuchung, die besagt, dass junge Leute wirklich mehr Wort wollen und sich vor allen Dingen für politisches Wort wieder mehr interessieren. Aber ich hoffe natürlich, dass die neuen Konzepte Erfolg haben. Es wird jedenfalls entscheidend auf die Dosierung und die Qualifizierung ankommen. Auch junges Radio darf kein belangloses Laber-Radio sein.
Erschienen in Ausgabe 1/2007 in der Rubrik „Medien“ auf Seite 60 bis 60. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.