Gute Nachrichten zum Jahresende ’06: Die Medienbranche hat sich erholt, die Werbeumsätze haben deutlich angezogen, der Wachstumstrend soll auch 2007 ungebrochen anhalten, schreibt das Fachblatt „Werben & Verkaufen“. Das lässt auch auf eine Wiederkehr der guten Sitten hoffen – und auf „Antworten auf die Frage, ob und wie Medien ihre Glaubwürdigkeit in einer Zeit bewahren können, in der sich die Grenzen zwischen Journalismus und PR auflösen“. Denn solche Antworten wünscht sich nicht nur Jens Bergmann (siehe Umfrage unter den „Journalisten des Jahres“ 2005, Seite 18 ff).
Bei allen kritischen Entwicklungen im Journalismus, die das Jahr 2006 auch gebracht hat, ist dennoch spürbar: langsam keimt wieder Optimismus auf. Nicht jeder wird zwar „Focus Online“-Chefredakteur Jochen Wegner uneingeschränkt zugestimmt haben, der sagte: „Es gibt keine spannenderen Zeiten für Journalisten als derzeit“ (s. a. „medium magazin“ 11/2006). Aber auch jenseits der Aufbruchstimmung bei Onlinejournalisten gibt es positive Zeichen für eine (Wieder-)Besinnung auf einen Qualitätsjournalismus, der Kreativität und Seriosität gleichemaßen verbindet. Ein Beispiel dafür ist die Arbeit der „Journalisten des Jahres 2006“, Timm Klotzeck und Michael Ebert (siehe Seite 24 ff.). Sie haben mit „Neon“ vorgemacht, wie man allen Pessimisten zum Trotz auch junge Leser gewinnen kann – nicht nur als Online-Community, sondern auch für ein Magazin, das mehr bietet als nur „Häppchenkultur“ und Infotainment. Gegen den Trend verzeichnet „Neon“ weit überdurchschnittliche Wachstumsraten von mehr als 50 Prozent pro Quartal 2006. „Neon“ verkauft heute durchschnittlich rund 200.000 Exemplare. Das hätte vor zwei Jahren kaum jemand für möglich gehalten. Auf ihre weiteren Projekte, wie einen geplanten Multimedia-Titel für Zwölf-bis 16-Jährige, darf man gespannt sein.
Spannend verspricht auch die Entwicklung der Zeitungsbranche zu werden. Nach Jahren der Stagnation hat schon 2006 eine Fülle an strukturellen und konzeptionellen Innovationen gebracht. Die vielen bemerkemswerten Projekte zur Fußball-Weltmeisterschaft sind nur ein Beleg dafür. Viele weitere zeigen die Ergebnisse des „European Newspaper Awards“, die Norbert Küpper in einem ersten Ausschnitt in der „medium magazin“-Werkstatt „Zeitungstrends 2007“ in dieser Ausgabe vorstellt. Er ist auch Gründer und Organisator des „European Newspaper Congresses“, der u. a. von „medium magazin“ mitgetragen wird. 2007 wird dieser mittlerweile größte europäische Zeitungscongress vom 4. bis 6. März erneut in Wien stattfinden. Rund 400 Chefredakteure und Verlags-Führungskräfte aus ganz Europa werden dann über die innovativsten und spannendsten Zeitungskonzepte Europas diskutieren. Die Preisträger des „European Newspaper Awards“ werden in Wien ihre Konzepte vorstellen und Einblicke in ihre Arbeitsweisen geben. Zudem wird u. a. Christoph Keese, Vorsitzender der Chefredakteursrunde von Springers „Welt“-Gruppe, das neue Prinzip seines Hauses „Online First“ sowie das Konzept des neuen Newsrooms erklären. Den Auftakt am zweiten Kongresstag bildet das „European Editors Forum“ – diesmal zum Thema: „Wie stark beeinflussen Leserreporter die Zeitung?“ Führende Chefredakteure werden dabei über ihre Erfahrungen mit der Leserbeteiligung diskutieren. Ein Höhepunkt der Veranstaltung ist die Verleihung der „European Newspaper Awards“, die in diesem Jahr an „De Morgen“ (Belgien), „Bergens Tidende“ (Norwegen), „Hufvudstadsbladet“ (Finnland) und „Expresso“ (Portugal) gehen. Das komplette Programm, Anmeldung und Hotelbuchung gibt es im Internet unter http://www.newspaper-congress.eu. Wir würden uns freuen, Sie in Wien zu sehen.
PS: Übrigens: 2007 wird das „Jahr des Schweins“. Ende des Jahres werden wir also alle sagen können: „Schwein gehabt“. Na dann, allseits ein gutes Jahr!
Annette Milz
Erschienen in Ausgabe 1/2007 in der Rubrik „Editorial“ auf Seite 3 bis 3. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.