Universal-Dilettant?

Zu Standpunkt: „Bringt mehr Substanz!“ von Christian Lindner, s. „mm“ 12/06

„Ich finde es ungewöhnlich, dass ein Chefredakteur in den Lokalredaktionen Spezialisierung fordert, wo doch in der Vergangenheit oft der Allrounder gefragt war, positiv formuliert: der Alleskönner, frei nach Christian Lindner: der Universal-Dilettant.

Von B-und C-Texten kann eigentlich nur jemand reden, der die Basisferne einer Mantelredaktion genießt. Denn nur die Zeitungsmacher, die auch das Alltägliche nicht aus den Augen verlieren, werden vor Ort anerkannt – und viel wichtiger: wieder erkannt (und das nicht nur von den üblichen Verdächtigen wie Bürgermeistern, Landräten, Stadtvertretern, Vereinsvorsitzenden). Den Alltag spiegeln aber seltener die harten Nachrichten, sondern vielmehr die Geschichten über Menschen, in welcher journalistischen Form auch immer sie dargestellt werden.

Mehr Qualitätsmanagement? Korrektoren zum Beispiel wurden ja in fast allen Redaktionen aus den Stellenplänen gestrichen. Das schlechte Ergebnis ist jeden Tag in fast allen Blättern der Republik nachzulesen. Und das nicht, weil den Redakteuren die Rechtschreibung gleichgültig ist, sondern weil sie oft nicht mehr die Zeit haben, Qualitätskontrollen in der Sorgfalt auszuführen, die erforderlich wäre. Wer mehr Qualität fordert, muss auch den Rechercheuren, Schreibern, Fotografen und Layoutern in den Lokalredaktionen das Umfeld schaffen, in dem sie diese Leistung erbringen können. Bisher ist es aber so, dass immer mehr Arbeit auf immer weniger Schultern verteilt wurde. Schön und beispielhaft, wenn sich dieser Trend bei der „Rhein-Zeitung“ ins Gegenteil verkehren sollte …

Harald Klipp, Lokalsportredakteur beim „Ostholsteiner Anzeiger“ in Eutin

Erschienen in Ausgabe 3/2007 in der Rubrik „Kurz & Bündig“ auf Seite 14 bis 14. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.