Was wir von der ARD erwarten!

Norbert Lammert

Präsident des Deutschen Bundestages

„Die ARD hat nur eine Aufgabe und eine Chance: Sie muss den öffentlich-rechtlichen Auftrag erfüllen, der allein die Erhebung von Gebühren rechtfertigt. Sie muss weniger das Unterhaltungs-als das Informationsbedürfnis des Publikums bedienen. Im Überbietungswettbewerb mit flachen Konkurrenzangeboten kann sie nur verlieren, was sie an Quoten behauptet oder gewinnt. ARD und ZDF müssen nicht erfolgreich, sondern anders sein als private Sender, sonst sind sie überflüssig.“

Dieter Hundt

Präsident Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)

„Ich wünsche und erwarte vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor allem einen fundierten, sachkundigen, informativen und niveauvollen Qualitätsjournalismus.“

Michael Sommer

Vorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB)

„Die ARD muss einen Weg finden, die Tücken des föderalen Systems – viele Entscheider haben ein Wörtchen mitzureden – zu überwinden. Darüber hinaus sollte sie sich wieder auf ihre Stärken besinnen und ihre Informationsprogramme ausbauen. Die Frage, ob mehr Krimis, Liebesschnulzen und Volksmusik noch zur Grundversorgung gehören, muss gestellt werden.“

Hans Wilhelm Gäb

Vorsitzender des Vorstands der Stiftung Deutsche Sporthilfe

„Ich erwarte das ständige Bemühen um Unabhängigkeit und Neutralität. Ich erwarte Widerstand gegen die Diktatur der Einschaltquoten. Ich hoffe darauf, dass die öffentlich-rechtlichen Sender erkennen, dass sie mit ihrer auf quotenträchtige Spektakel konzentrierten Übertragungspolitik den Niedergang ganzer Sportarten einleiten. Und ich plädiere gleichzeitig für eine faire Bewertung der ARD, in der viele kritikwürdige Vorgänge einfach durch die vom Gesetzgeber gewollten föderalistischen und komplexen Strukturen bedingt sind.“

Christine Hohmann-Dennhardt

Richterin des Bundesverfassungsgerichts

„Ich wünsche mir von der ARD, dass sie die Zuschauerquote nicht zunehmend zum alleinigen Maßstab der Sendungen erhebt, nicht weiter dem Trend verfällt, alles auf ,Unterhaltung‘ zu trimmen, sondern informativen Sendungen wie kulturellen Beiträgen wieder mehr Platz bei guter Sendezeit einräumt und sich so ein klares Profil mit Qualitätssiegel gegenüber den Privaten bewahrt, so dass es sich weiter lohnt, in der ersten Reihe zu sitzen‘.“

Johannes Freiherr Heereman

Geschäftsführender Präsident Malteser Hilfsdienst

„Ich erwarte von der ARD umfassende, aktuelle und möglichst objektive Informationen zu den wichtigen Themen in Deutschland und der Welt. Ich wünsche mir, bisher vergeblich, ein vom Niveau der Privatsender deutlich abgehobenes Abendprogramm. Und bei allem Respekt vor Unterhaltungsformaten: Ich würde mir mehr Programmplätze in der ARD für die Helden des Alltags wünschen. Das sind meistens nicht die Prominenten mit den großen Produkten.“

Lothar Bisky

Parteivorsitzender der Linkspartei PDS

„Die Informationskultur sollte über der Quote stehen. Die ARD muss bestärkt werden, mehr Mut für Qualität zu entwickeln auch im Nachmittags-oder Vorabendprogramm. Um die Krimikultur zu entlasten, empfehle ich eine Ratgebersendung mit psychologischen Tipps für die derzeitigen Kriminalkommissare und-kommissarinnen.“

Hartmut Mehdorn

Vorstandsvorsitzender Deutsche Bahn AG

„Das deutsche Fernsehen ist wie die Deutsche Bahn: In Deutschland wird gerne daran rumgemäkelt, im internationalen Vergleich stehen wir sehr gut da. Mit den zwei Säulen – öffentlich-rechtlich und privat – haben wir ein gutes System. Das ist die Grundlage für einen ordentlichen Wettbewerb. Nur das eine wäre genau so schlecht, wie nur das andere. Manchmal vermisse ich aber die klare Ausrichtung an Zielen. Deshalb ist es gut, dass zurzeit eine Debatte über Ziele und Strukturen geführt wird. Ein Ziel gilt meines Erachtens für die ARD wie für die Bahn: die Qualität muss stimmen. Beim öffentlich-rechtlichen Programm gehört für mich vor allem die journalistische Qualität dazu. Das Leben ist spannend genug, es bietet genug Stoff, der journalistisch oder dramaturgisch gut aufbereitet auch sein Publikum findet. Quote und Qualität sind kein Widerspruch.“

Georgia Tornow,

Generalsekretärin film20

„Ich kenne keinen Produzenten in Deutschland, der nicht glühender Verfechter des Dualen Systems wäre: Der öffentlich-rechtliche Programm-Auftrag verpflichtet zu Qualität und Vielfalt, die gesicherte Finanzierung macht insbesondere die ARD mit den vielen Länderanstalten zu einem idealen Stabilisierungsfaktor in einer ansonsten Werbemarkt-und Eignerwechsel-gebeutelten Senderlandschaft. Aber Ideal und Wirklichkeit fallen leider auseinander: Die Programmplätze schnurren auch hier zusammen auf mehr vom Gleichen und Quotenträchtiges von Quiz bis Fußball, Preisdrückerei ist auch hier an der Tagesordnung, die Transparenz in Sachen Auftragsvergabe insbesondere an Sendertöchter lässt wirklich zu wünschen übrig. Kurz und gut: Zeit für einen Relaunch des öffentlich-rechtlichen Gedankens: Es gibt keinen Mangel mehr an Unterhaltung und Information – Grundversorgung ist gegeben.

Wo DUAL draufsteht, muss jetzt ,in echt‘ DIFFERENZ drin sein. Ja, die ARD kann es sich leisten und soll Vorbild sein – mit Phantasie im Programm-Markt und mit einer Extra-Portion Fairness im Produktionsmarkt. Dann klappt’s auch mit der Zukunft.“

Grietje Bettin,

MdB, Medienpolitische Sprecherin Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

1. Qualität vor Quote: Die Öffentlich-Rechtlichen sollten nicht nur nach der Quote schielen, denn der Rundfunkauftrag umfasst neben Unterhaltung auch die Meinungs-und Willensbildung. Darum müssen Informationen, Bildung und Kultur ihren Platz im Programm haben. In diesen Bereichen sind ARD & Co. den Privaten überlegen – diesen Trumpf sollten sie stärker ausspielen. So kann auch der abnehmenden Akzeptanz für Rundfunkgebühren entgegengewirkt werden.

2. Junge Menschen nicht vergessen: Öffentlich-rechtlicher Rundfunk muss auch von den jüngeren Zuschauerinnen und Zuschauern akzeptiert werden. Deshalb müssen die Sender mit ihren Formaten auch junge Menschen ansprechen – gerade im Bereich der Informationsvermittlung. Das heißt auch, die Nutzungsgewohnheiten einer jüngeren Generation zu bedienen, z. B. durch einen Ausbau der Online-Angebote.

3. Transparenz fördern: Öffentlich-rechtliche Rundfunkangebote sind kein Selbstzweck. Das Programm sollte verstärkt evaluiert und stetig neu diskutiert werden. Es ist wichtig, die Menschen, für die das Programm gemacht wird, mit einzubeziehen. Auch so lässt sich Akzeptanz gewinnen – für öffentlich-rechtlichen Rundfunk und die Rundfunkgebühr.

Hans-Joachim Otto

MdB FDP, Vorsitzender Ausschuss Kultur und Medien des Deutschen Bundestags

„Grundsätzlich leidet die ARD – wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk insgesamt – an der fehlenden Präzisierung eines öffentlich-rechtlichen Grundversorgungsauftrages. Dies muss von der Politik schleunigst angegangen werden, nicht zuletzt damit die Programmgestaltung an einem konkreten Auftrag – nicht an Quoten und erhofften Werbeerlösen – orientiert werden kann. Dies führt zu einem weiteren wichtigen Punkt: Die Brandmauer von Werbung und Programm ist in den letzten Jahren immer weiter erodiert. Dabei ist der Anspruch an journalistische Qualität und Seriosität im ARD-Programm besonders hoch. Deshalb sollte der öffentlich-rechtliche Rundfunk mittelfristig komplett werbefrei gestaltet werden, so dass auch hier ARD & Co. dem Diktat der Quote entzogen werden und die Programmggestaltung qualitativ aufgewertet wird. Schließlich sollte auch der öffentl.-rechtl. Rundfunk einer externen unabhängigen Kontrollinstanz unterliegen. Die Geschehnisse um Schleichwerbe-und andere Skandale haben gezeigt, dass die reinen Selbstkontrolleinrichtungen eine effektive und gleichzeitig transparente Aufsicht nicht gewährleisten können.“

Christa M
aar

Präsidentin Burda

Akademie zum Dritten Jahrtausend

„Ich erwarte von einem gebührenfinanzierten Sender mehr investigativen, kritischen Journalismus, mehr innovative Auseinandersetzungsformen mit gesellschaftlich relevanten Themen und insgesamt mehr Mut. Ich erwarte ebenso, dass keine Zensur von keiner Seite stattfindet, dass Gäste nicht auf äußeren Druck hin aus einer Sendung entfernt werden (Kasparov in der Christiansen-Sendung mit russischem Botschafter). Außerdem erwarte ich, dass öffentlich-rechtliche Sender in ihren Werbeblöcken kostenlose Werbezeiten für Charity-Spots ausweisen, die sich für ein Anliegen des Gemeinwohls einsetzen.“

Uwe Kammann

Direktor Adolf-Grimme-Institut

„Ganz wichtig, um Legitimation und Reputation als öffentlich-rechtliches System zu stabilisieren oder auch wiederzugewinnen: eine Programmierung, die jederzeit Entdeckungen und Überraschungen erlaubt und relevante Sendungen/Themen nicht zur Randständigkeit verdammt; weiter wichtig: mehr Hintergrund und Einordnung im Journalistischen, Innovatives in der Unterhaltung, Mut zu Kontroversem in der Fiktion. Wünschenswert: Konzentration in der Programmzahl, um die Kernziele besser herauszuarbeiten.“

Bela Anda,

Kommunikationschef AWD (ehemaliger Regierungssprecher)

„Die ARD hat einst so agiert wie jetzt – mit Klüngelrunden, Proporzdenken und hartem internen Kampf um Sendeplätze und Personen. Aber: Die Welt dreht sich heute schneller. Die Führungsstruktur der föderalen Anstalt halte ich nicht mehr für zeitgemäß. Über kurz oder lang wird sie so das gleiche Schicksal ereilen wie die Förderung der Steinkohle: Vielfach beschworen und letztendlich doch abgeschafft.

Das drängendste Problem ist die Verschleppung notwendiger Reformen. Die ARD hat jedoch so viel Gebührenmacht und journalistisches Potenzial, daß es ihr gelingen wird, diese Krise zu meistern – wenn in den Gremien weniger auf Proporz geachtet und mehr auf Journalisten gehört wird. Denn mit der ARD verbinde ich hohen qualitativen und journalistischen Anspruch und ebensolche Leistungen: Anne Will, Thomas Roth, auch Beckmann. Wo sich darüber hinaus öffentlich-rechtliches Können mit der Popularisierung aktueller Themen verbindet, wird bisweilen Fernsehgeschichte geschrieben (,Heimat‘). An dieser Kernkompetenz sollte die ARD unbedingt festhalten.“

Lukrezia Jochimsen,

MdB Links-Partei (Ex-Chefredakteurin des Hessischen Rundfunks)

„Die ARD muss aufhören, verwechselbar zu sein. Ihre Programme haben anders zu sein als die der kommerziellen Sender – und zwar nicht nur mal ab und zu, im Nacht-Ghetto, oder in den Sparten-Kanälen, sondern im ERSTEN Programm, dem exklusiv öffentlich-rechtlichen.“

Bruder Paulus Terwitte

Kapuzinermönch, Medien-und TV-Seelsorger (N24)

„Die ARD hat eigenständig kreierte Beiträge hör-und sichtbar zu machen. Sie ist durch ihre politisch motivierte Struktur eine Kultur-Struktur, die wahrheitsorientierten Journalisten und anderen Kulturschaffenden zu dienen hat. So soll sie der Gesellschaft den Freiraum für Wahrnehmen, Urteilen und Handeln erhalten, der stetig vom Quotendiktat der Lustbedienung eingeengt wird.“

Matthias Horx,

Gründer des Zukunftsinstituts Kelkheim

„Die ARD hat sich verzettelt. Sie möchte ALLES sein; öffentlich, rechtlich, kommerziell, seriös, laut, massenhaft, populistisch, gebildet, Komödiantenstadl und Literaturquartett, Harald Schmidt und Proll-TV … Sie schlüpft in alle Kostüme wie eine alte Diva, und sie spielt alle Rollen noch einmal durch, bis zum Umfallen. Dieses wird durch die völlige Zerlegung des Fernsehens in unendliche Fraktale und Plattformen via Internet in den nächsten Jahren stattfinden. Dann hat die ARD die Chance zu einer Renaissance. Am Ende wird eine Mischung aus Arte, Anchorman-TV und BBC-Dokumentationskanal herauskommen – und genau das wäre der Job der ARD. Ich wünsche mir, dass diese Entwicklung heute schon begänne – VOR der großen Krise.“

Wolfgang Börnsen

MdB, kultur-und medienpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion AG Kultur und Medien, AG Enquête „Kultur in Deutschland“

„Die ARD steht für qualifizierten Journalismus. Aber die Vorgänge der letzten Monate zeigen: Mehr Transparenz, mehr Partizipation und mehr Bündelung der Führungskompetenz würden ihr ebenso zu mehr Wettbewerbsstärke in der europäischen Medienkonkurrenz verhelfen, wie größere Kulturangebote im Abendprogramm zu einem Alleinstellungsmerkmal führen könnten.“

Edda Müller

Vorstand des Bundesverbands der Verbraucherzentralen

„Will und Plasberg statt Jauch: Ja! Oder besser: Ja, aber! Denn ARD und ZDF dürfen jetzt nicht bei der Diskussion über Köpfe und Quoten stehen bleiben. Präzis recherchierte Inhalte, klare Orientierungsangebote in einer unübersichtlicher werdenden Medienwelt – das müssen die Konstanten von ARD und ZDF sein. Von den Privaten kopierte Unterhaltungsformate, nur damit die Quote stimmt – dafür brauchen wir keinen öffentlich-rechtlichen Rundfunk!“

Rainer Burchardt

Vorstand Netzwerk Recherche

„Die ARD wäre gut beraten, die Kürzung der Polit-Magazine sowie die Vorverlagerung der „Tagesthemen“ wieder rückgängig zu machen. Zudem sollte man Anne Will uneingeschränkt freie Hand bei der Konzeption und Umsetzung ihrer Talkshow lassen. Beim Wettbewerb mit den ,Privaten‘ sollte die ARD ihre eigene Kernkompetenz stärker und bisweilen auch spontaner ausbauen. ARD und ZDF müssen sich zudem darauf vorbereiten, dass in etwa zehn Jahren eine Fusion aus Finanzierungsgründen anstehen könnte.“

Bernd Lenze,

Vorsitzender des Rundfunkrats des Bayerischen Rundfunks

„Die ARD muss sich noch aktiver und zielorientierter den Veränderungen der Medienwelt stellen, jedoch im Auge behalten, welche Rolle sie für die Meinungsbildung und die Beteiligung am gesellschaftlichen und politischen Geschehen in Deutschland zu spielen hat. Die Antwort auf die Inflation digitaler Medienangebote kann nur in einer qualitätsbewussten Markenstrategie liegen. Will sagen: Das öffentlich-rechtliche Profil muss geschärft werden, also mehr Bürgerfernsehen und weniger Starkult.“

Gert Monheim

WDR-Fernsehen, PG Inland

„Drei Merksätze, die mir zur ARD einfallen:

* das Programm wieder mehr an Qualität, weniger an Quote orientieren

* mehr politische Dokumentationen, überhaupt Hintergrundberichterstattung in der Primetime

* mehr Mut zum Risiko, was Form und Inhalt angeht.“

Rudolf Seiters,

Präsident Deutsches Rotes Kreuz

„Die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten sind Innovationsmotoren für die Weiterentwicklung des Mediums Fernsehen. Sie müssen auf der Grundlage ethischer Standards informieren, bilden und unterhalten – objektiv, unabhängig und fair. Dabei wünsche ich mir bei der Programmgestaltung einen gesunden Wettbewerb ohne Quotendruck und übertriebenes Konkurrenzdenken.“

Walter Schumacher,

Sprecher der Landesregierung Rheinland-Pfalz

„Das Programm partiell – denn es ist meist gut und immer wieder sehr gut. Volksmusik und Magazine konzentrieren!

* Das Personal. Mehr Redakteure und weniger Referenten! Intendanzen und Direktorien in die Produktion! Gremien ins Praktikum und ins Publikum!“

Dieter Wiedemann,

Präsident Hochschule Film und Fernsehen (hff), Potsdam

„Ich halte die ARD in ihrer föderalen Struktur weiterhin für einen unersetzbaren Faktor des dualen Rundfunksystems in Deutschland. Die Diskussionen der letzten Monate verweisen allerdings auf einen dringenden Reformbedarf in der ARD.

Als Stichpunkte hierzu:

1. Besetzung der Rundfunkräte nach Kompetenz und nicht nach Zugehörigkeit zu Parteien bzw. Institutionen

2. Beitritt der ARD zur Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF) und

3. Rückbesinnung auf die Formel: Qualität geht vor Quote.“

Joachim Schütz,

Geschäftsführer Organisation Werbungstreibende im Markenver
band (OWM)

„Als Marke muss die ARD ein eigenständiges Profil wahren. Die ARD darf nicht versuchen, mit me-too Produkten den privaten Sendern Konkurrenz zu machen, sondern dieses muss mit eigenständigen und qualitativ hochwertigen Formaten geschehen. Für die werbungtreibenden Unternehmen in Deutschland sind diese qualitativ hochwertigen Formate sehr wichtig um Zielgruppen zu erreichen, die wir in anderen Sendern nur unzureichend finden.“

Karl-Heinz Däke,

Präsident Bund der Steuerzahler e.V.

„Die ARD sollte verstärkt ihrem gesetzlichen Auftrag nachkommen. So vermisse ich neben den Nachrichten weitere Informationen zum politischen und kulturellen Geschehen. Ich frage mich, inwieweit die öffentlich-rechtliche ARD ihrem Bildungsauftrag nachkommt. Denn Unterhaltungssendungen nehmen leider immer mehr an Umfang zu.“

Jörg Tauss,

MdB, medienpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion

„Die Notwendigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hängt nicht vom Beliebtheitsgrad von einzelnen Personen und Köpfen ab. Vielmehr ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk aus Sicht der SPD-Bundestagsfraktion ein zentraler Bestandteil der deutschen Medienordnung, der für eine freie Information und Meinungsbildung in einer demokratischen Öffentlichkeit unverzichtbar ist.

Der Rundfunk bedarf daher einer gesetzlichen Ordnung, die sicherstellt, dass er den verfassungsrechtlich vorausgesetzten Dienst und seinen Grundversorgungsauftrag für die freie individuelle und öffentliche Meinungsbildung gewährleistet. Diese Ordnung muss garantieren, dass der Rundfunk weder dem Staat noch einzelnen gesellschaftlichen Gruppen ausgeliefert wird, sondern die Vielfalt der Themen und Meinungen aufnimmt und wiedergibt, die in der Gesellschaft insgesamt eine Rolle spielen; sie muss eine freie und umfassende Berichterstattung gewährleisten. Aus diesem Grund erwarte ich von einem gebührenfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunk, dass die Qualität und Pluralität des Programmangebotes und damit auch seine Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleibt und dass sein Informationsprofil weiter geschärft wird – um ihn als wesentlichen Faktor der demokratischen Meinungsbildung in der Bundesrepublik sichern zu können.“

Frank Werneke

stellvertretender Vorsitzender ver.di und Fachbereichsleiter Medien, Kunst und Kultur, Druck und Papier, industrielle Dienste und Produktion sowie Jugend

„ARD (und ZDF) sind die wichtigste Adresse für eine journalistisch gut gemachte Rundfunkberichterstattung über Umbrüche und den politischen Alltag in Deutschland. Um dieses Alleinstellungsmerkmal des öffentlich-rechtlichen Rundfunks im Dualen System zu erhalten, braucht es bei der ARD auch Mut zu Veränderungen. Übrigens auch, um in der Lage dazu zu sein, wieder stärker jüngere Zuschauergruppen anzusprechen.

Ich wünsche mir, dass gesellschaftliche Wirklichkeit, auch die Zunahme von Chancenungleichheit stärker im Programm aufgegriffen wird – eine erfolgreiche ARD muss möglichst nah an den Themen dran sein, die Menschen bewegen.“

Axel Buchholz

Professor am Institut für Publizistik der Gutenberg-Universität Mainz

„Jauch sei Dank: Er hat der ARD geholfen, sich darauf zu besinnen, was sie eigentlich will – zumindest wollen sollte. Quote ,zu kaufen‘ ist allemal schlechter, als mit eigenen Qualitätspfunden zu wuchern. Und davon hat die ARD genügend. Eine Rückbesinnung auf mehr Qualität als öffentlich-rechtliches Markenzeichen und medienpolitische (Über-)Lebensversicherung scheint mir im Gange. Krise, das war hoffentlich schon gestern, wenn denn überhaupt.

Eine föderal organisierte ARD ist für ein föderal organisiertes Deutschland von Vorteil. Dieses Organisationsprinzip erfordert Interessenausgleich und-abstimmung. Und warum sollte dieser Prozess in einem öffentlich-rechtlichen Medienverbund nicht auch öffentlich erfolgen, haben nicht die Gebührenzahler sogar einen Anspruch darauf? So lange man sich am Ende zu einem respektablen Ergebnis aufrafft – also nichts dagegen. Aber bitte nicht Qualität statt Quote. Qualität bei (vertretbarer) Quote. Das öffentlich-rechtliche Profil sollte wieder mehr geschärft und offensiv herausgestellt werden: Profilierung, verstärkt durch Qualität. Auf Dauer tut das auch der Quote gut – zumindest der Zustimmungsquote für das öffentlich-rechtliche System.“

Moritz Hunzinger

Vorsitzender des Vorstandes der Action Press Holding AG

„Bei der ARD sind das veraltete Finanzierungssystem, die Schaffung unabhängiger externer Aufsichts-und Kontrollstrukturen sowie die Präzisierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkauftrages überfällig. Angesichts ihrer komfortablen finanziellen Ausstattung ist die ARD-Programmplanung von Quoten und Werbeerlösen gegenüber den privaten Sendern zu entkoppeln.“

Franz Alt

Publizist

„Ich erwarte von der ARD mehr kritische Berichterstattung zu bester Sendezeit. Die Verkürzung der politischen Magazine war dumm, weil eine Selbstverstümmelung des Informationsprofils und eine Beschädigung der ARD-Identität. Ein erster Schritt zu einem besseren Profil wäre die Korrektur dieses Fehlers.“

Detlev Drenckhahn

Präsident der Umweltstiftung WWF Deutschland

„Ich erwarte von der ARD eine ausgewogene und kritische Berichterstattung, die sich deutlich von den leider zunehmenden flachen Inhalten des Fernsehens abhebt. Unsere bisherige Erfahrung im Umgang mit den verschiedensten Redaktionen der ARD zeigt, dass es dort viele kluge Köpfe und kritische Geister gibt, die sich auch für umweltpolitische Randthemen stark machen. Journalisten, die den Mut haben, brisante Sachverhalte kritisch zu hinterfragen und den Finger in die Wunde zu legen. Vor allem die politischen Magazine spielen dabei eine sehr wichtige Rolle. In diesem Segment würde ich mir eine Ausdehnung der Sendezeiten wünschen. Als Präsident der Umweltstiftung WWF liegt mir natürlich eine stärkere Gewichtung des Umweltschutzes am Herzen, der bislang eher ein ,Schattendasein‘ in den deutschen Medien führte. Von der ARD erwarte ich, dass sie sich aktiv für die Umweltbildung ihrer Zuschauer einsetzt und die Menschen zum Beispiel im Rahmen von Natur-Sendungen über die drängenden Umweltprobleme auf der Welt aufklärt.“

Erschienen in Ausgabe 3/2007 in der Rubrik „Titel“ auf Seite 26 bis 30. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.