Bücherkiste

Watergate, gewusst wie

Ingmar Cario, Die Deutschland-Ermittler. Investigativer Journalismus und die Methoden der Macher, Lit Verlag, Berlin 2006, 233 S., 14,90 Euro

Angeblich konkurrieren in Deutschland weniger als 50 investigative Journalisten um die Enthüllung unerfreulicher bis demokratiegefährdender Zusammenhänge. Ingmar Cario, Schriftführer des „Netzwerk Recherche“, geht in seinem Buch „Die Deutschland-Ermittler“ von der These aus, dass es sich beim investigativen Journalismus um ein Handwerk handelt, das erlernbar ist-mit einer „Spürnase“ Gesegnete steuern ihr Ziel auch einmal direkt an. Denn Zeit ist Geld für die oft frei Arbeitenden. Der Autor zitiert Hans Leyendecker, Vorstand „Netzwerk Recherche“ und Redakteur der „Süddeutschen“: „Steigt der Aufwand, sinkt der Stundenlohn. Kein Ergebnis, kein Geld.“ Auf der Basis von elf Leitfadeninterviews mit investigativen Journalisten entsteht ein Bild der Arbeitsbedingungen (auch der privaten Einschränkungen), unter denen sie agieren. Übrigens handelt es sich keineswegs um Einzelkämpfer. Was Festangestellte betrifft, kommt Mario Cario beim Vergleich mit den angelsächsischen Ländern zu dem Urteil, dass in deutschen Redaktionen eine klare Arbeitsteilung fehle: Anders als in den USA und Großbritannien gebe es keine ausschließlich recherchierenden Redakteure, sondern es herrsche der „Allround“-Journalist vor.

Texten ohne Stress

Friederike Herrmann (Hrsg.), Unter Druck. Die journalistische Textwerkstatt. Erfahrungen, Analysen, Übungen, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006, 212 S., 19,90 Euro

Auch der erfahrenste Journalist kommt einmal mit seinem Text nicht voran. In Friederike Herrmanns Sammelband „Unter Druck“ erzählen Journalistinnen und Journalisten aller Mediengattungen von ihren persönlichen Erfahrungen auf dem Weg zum Gipfelkreuz des fertig gestellten Beitrags. So lernt der schreibende Leser unter dem Motto „Ausgepresst wie eine Zitrone“, wie zu verfahren ist, wenn man zu wenig Material hat. Der leidgeprüfte Autor bekennt, dass ihm schon einmal 2.500 Zeichen als „Strecke ohne Ende“ erschienen seien. Eine Online-Redakteurin setzt auf die Kraft der Relativierung und betitelt ihren Beitrag „Schreiben ist viel angenehmer als eine Zahnwurzelbehandlung“. Probleme, mit denen sich Journalisten herumschlagen, drehen sich aber auch manchmal um ein Genre, wie zum Beispiel das Porträt. Hilft hier ein Blick in den Handwerkskasten, so bereitet eine Frage echtes Kopfzerbrechen: Was tun, wenn der Chef mitschreiben will?

Erfolgreich frei

Svenja Hofert, Erfolgreich als freier Journalist, 2., überarbeitete Auflage, UVK Verlagsgesellschaft, Konstanz 2006, 197 S., 19,90 Euro

Das Wort „Marketing“ löst bei Journalisten nicht unbedingt Begeisterungsstürme aus, doch Freie sind nun einmal selbstständige Unternehmer, die ihre Produkte verkaufen müssen. Svenja Hofert, die sich auf die Beratung von Freiberuflern und Angestellten aus der Medienbranche spezialisiert hat, zeigt in „Erfolgreich als freier Journalist“, was alles zu einer viel versprechenden Strategie gehört. Diese sieht bei jedem Freien ganz individuell aus. Das Buch verrät außerdem, wie sich Korrekturen vornehmen lassen, wenn eine Durststrecke auftaucht. Zahlreiche Checklisten liefern kompakte Zusammenfassungen, zum Beispiel für erfolgreiche Telefongespräche oder eine höfliche Kommunikation per eMail. Die Autorin geht auch der unangenehmen Frage nach, wie mit Honorarkürzungen umzugehen sei. Zu guter Letzt: Selbst ein zeitweiser Ausstieg aus dem freien Journalismus sei kein Beinbruch, sondern erweitere den Horizont. Allerdings sollte man/frau tunlichst die Verbindung zum Journalismus aufrechterhalten.

Erschienen in Ausgabe 4/2007 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 68 bis 91. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.