Der Klimawandel ist mittlerweile unbestritten eines der zentralen Themen unserer Zeit. Die Konsequenzen der globalen Erwärmung werden besonders auf lokaler Ebene konkret zu beobachten sein, weshalb das Thema auch eine große journalistische Herausforderung für Regional-und Lokalzeitungen ist. Viele haben sich verstärkt Umwelt-und Energiethemen angenommen. Global denken, lokal handeln: Wie die Beispiele aus dem „Hamburger Abendblatt“, dem „Westfälischen Anzeiger“ oder der „Augsburger Allgemeinen“ zeigen, ist das nicht nur eine Floskel, sondern eine Aufgabe, die bereits in den Lokalredaktionen umgesetzt wird.
Lokaltipp des Monats:
> Gradmesser. „Wo wird in Hamburg Energie verschwendet?“, fragte das „Hamburger Abendblatt“ und zog mit einer Wärmebildkamera durch die Hansestadt. Sieben Gebäude wurden auf ihre Energiebilanz getestet, darunter das Rathaus, die Greenpeace-Zentrale, ein Hotel sowie das Gebäude des Energiekonzerns Vattenfall. „Wir wollten keiner Privatperson auf die Füße treten“, sagt Redakteurin Chris Höfner über die Auswahl der getesteten Häuser. Die Fotos der Thermobildkamera wurden auf einer Doppelseite abgedruckt mit Erklärungen zu den Defiziten an der Dämmung der abgebildeten Gebäude. Daneben gab es einen Infokasten zur Thermografie und Energiespartipps für die Leser. Nicht ganz einfach sei es gewesen, an die Wärmebildkamera heranzukommen, sagt Höfner. „Die Kamera kostet etwa 60.000 Euro und ist auch erst seit einigen Jahren wirklich praktikabel.“ Die Anfrage bei der Feuerwehr brachte keinen Erfolg – die durften ihre Kamera nicht herausgeben. Dafür erklärte sich ein Hamburger Architekt, der eine Wärmebildkamera besitzt, bereit, mit Höfner eine Nacht lang durch Hamburg zu ziehen und die Gebäude zu fotografieren. Bei den Lesern kam die Aktion so gut an, dass das „Hamburger Abendblatt“ beschloss, zehn Thermografie-Untersuchungen von Privathäusern zu verlosen. 3.500 Leser meldeten sich auf den Aufruf. Zurzeit plant Redakteurin Chris Höfner eine weitere Aktion: Sie möchte mit einem Spezialgerät die Luft am Hafen prüfen.
Kontakt: Chris Höfner,
Tel. (040) 34 72 39 19,
eMail: christina.hoefner@abendblatt.de
Ideenbörse:
> Lokaler Wandel. In der Serie „Klimawandel – Was tun?“ berichtet die „Augsburger Allgemeine“ über die lokalen Auswirkungen der globalen Erwärmung. Acht Wochen lang widmet das Blatt dem Thema Klimawandel eine ganze Seite pro Woche. Dabei kommen lokale Klimaexperten zu Wort und sprechen über Stürme und Hochwasser sowie den Gletscherschwund in den Alpen und die langfristigen Auswirkungen auf den Tourismus in der Region. Als Gastautor konnte der Fernsehjournalist und Umweltaktivist Franz Alt gewonnen werden. Ein wesentliches Element der Serie ist der Energiespar-und Umwelttipp, für den Informationen des Umweltministeriums verwendet und ein Energieberater konsultiert wurden. Im Internet konnten die Leser obendrein ihre persönliche CO2-Bilanz ausrechnen. Alle Texte zur Serie sind im Internet unter www.augsburger-allgemeine.de/klima abrufbar. Kontakt: Winfried Züfle,
Tel. (0821) 77 72 10 7,
eMail: zuefle@augsburger-allgemeine.de
> 50 Tipps. Der „Westfälische Anzeiger“ nahm den australischen Beschluss des Verbotes von Glühlampen zum Anlass, den Stromfressern im Alltag auf den Leib zu rücken und listete 50 Tipps zum Energiesparen auf. Unterteilt in die Kategorien „Kochen/Backen“, „Waschen“, „Kühlschränke“, „Spülen“, „Stand by“, „Beleuchtung“, „Wärme“ und „Verkehr“ recherchierte Volontärin Anja Albert, wie man im Alltag effizienter mit Energie umgehen kann. Auffällig ist die gestalterische Umsetzung: Die 50 Tipps sind durchnummeriert und ganzseitig abgedruckt. Ergänzend gibt es Internetlinks zum Thema.
Kontakt: Anja Albert,
Tel. (02381) 105 117,
eMail: aalbert@westfaelischer-anzeiger.de
Tipp
Weitere interessante Beispiele aus der lokaljournalistischen Praxis finden Sie in der aktuellen „drehscheibe“.
Kontakt: Redaktion „drehscheibe“,
Raufeld-Medien, Mehringdamm 57, 10961 Berlin, Tel. 030 / 695 665 22, eMail: info@drehscheibe.org,
Homepage: www.drehscheibe.org
Erschienen in Ausgabe 4/2007 in der Rubrik „Tipps für Journalisten“ auf Seite 64 bis 64 Autor/en: Jan Steeger. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.