Europäische Ideenbörse

Der Kampf um die Zeitungsleser wird immer härter, aber die Branche bewegt sich. Diesen Eindruck konnten rund 500 Chefredakteure und Verlagsmanager aus ganz Europa beim 8. Europäischen Zeitungskongress in Wien gewinnen. Die neuen Konzepte und Ideen der Zeitungsmacher zielen dabei immer stärker in eine multimediale Richtung. Das Internet sei kein Konkurrent, sondern eine Chance für die Zeitung – vorausgesetzt, sie werde aktiv genutzt, meinte Romanus Otte, Vize-Chefredakteur der „Welt am Sonntag“, der den Kollegen erklärte, wie und warum sich die „Welt“-Zeitungsgruppe (Axel Springer Verlag) seit Kurzem dem Prinzip „Online first“ verschrieben habe. Kollege Christan Ortner, Chefredakteur der „Vorarlberger Nachrichten“, sieht die Zukunft ebenfalls im Netz und setzt künftig stärker auf Bewegtbilder: „Video wird die Zeitungen gewaltig interessieren und wir dürfen es auf keinen Fall dem Fernsehen überlassen. Jene Zeitungen, die bei diesem Thema schlafen, werden das in einigen Jahren bitter bereuen.“ Im Internet wird zudem die Interaktion mit dem Leser noch wichtiger werden, prophezeite Nicolaus Fest, bei „Bild“ in Hamburg für das Lesereporterprojekt zuständig: „Für Nachrichtenjournalismus gibt es keine Alternative zum Leserreporter. Ohne die Hilfe der Leser wird man in Zukunft nicht mehr auskommen.“ Im Hinblick auf die Zeitungsoptik zeigte der Kongress, dass der Trend zu kleineren Zeitungsformaten und zur Magazingestaltung anhält.

Eine kritische Note brachte der österreichische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer als Redner beim traditionellen Dinner ein, der die Branche vor einer allzu merkantilen Entwicklung warnte und kritisierte, Zeitungen würden inzwischen „fast ähnlich schnell und rücksichtslos gehandelt wie Aktien an der Wall Street“. ami

Mehr Infos: www.oberauer.com, www.newspaper-congress.eu

Erschienen in Ausgabe 4/2007 in der Rubrik „In eigener Sache“ auf Seite 58 bis 59. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.