Täglich sterben in Afrika mehr als 6.500 Menschen an Aids, werden 9.500 Menschen und zusätzlich 1.400 Neugeborene während der Geburt oder durch die Muttermilch mit dem HIV-Virus angesteckt, sind mehr als 70 Prozent der Bevölkerung von Aids betroffen (Quelle: www.data.org) – eine humanitäre Katastrophe kaum fassbaren Ausmaßes. Auf politischer Ebene will Bundeskanzlerin Angela Merkel als aktuelle G-8-und EU-Präsidentin eine europäische Offensive zum Kampf gegen Aids initiieren und das Thema zu einem Schwerpunkt des Gipfels in Heiligendamm im Juni machen.
Andere wirken eher im Stillen: Das tägliche Leben und Sterben der Bevölkerung des von der Krankheit und Armut besonders getroffenen Schwarzen Kontinents dokumentiert der britische Fotograf Tom Stoddart seit mehr als sechs Jahren. Auch 2007 ist der 53-Jährige, u. a. dreimaliger Preisträger des World Press Photo Award, wieder mit seiner Kamera in Kenia, Sambia, Malawi, Südafrika, Tansania und Zimbabwe unterwegs, „um der Welt den Horror und die humanitäre Katastrophe vor Augen zu führen, die sich in Afrika abspielt“, wie er sagt. „Das Thema Aids berührt mich in meinem Innersten. Ich hoffe, dass meine Bilder alle Menschen der privilegierten westlichen Welt daran erinnern, dass Afrika kontinuierliche Hilfe braucht – nicht Sympathie und Mitleid. Wir reden nur davon, wie viele wieder gestorben sind oder wie viel Geld wir gespendet haben. Ich aber kenne jeden Einzelnen, den ich fotografiert habe, mit Namen. Wir sollten die Menschen Afrikas bei ihren Namen nennen und ihnen so ihre Würde zurückgeben“, fordert Stoddart, den die Offenheit und das Vertrauen der Afrikaner zu ihm, dem europäischen Fotografen, während seiner Arbeit immer wieder zutiefst beeindruckt haben: „Ich war in Gegenden in Sambia, wo ein Viertel der Menschen an Aids gestorben ist. Selbst in Zeiten größter Verzweiflung konnte ich den Menschen nahe sein und ihr Leid im Bild festhalten, wobei ich mir des schmalen Grats meiner Arbeit stets bewusst war. Immer, wenn ich mich mit der Kamera über einen Toten beugte, fragte ich mich, ob ich das Recht habe, hier zu sein und ob das Foto im Kampf gegen Aids wirklich hilfreich sein würde.“
Stoddarts Fotos wurden weltweit (u. a. „Sunday Times“, „Time Magazine“) gedruckt und sogar einem Milliardenpublikum bekannt, als sie Sir Bob Geldof während der berühmten Live-8-Konzerte zeigte. Bis dahin war es jedoch ein hürdenreicher Weg: „Obwohl alle Welt über die Krankheit Bescheid weiß, war es anfangs schwierig, seriöse Aids-Fotos veröffentlicht zu bekommen. Viele Reisen und Shootings habe ich daher selbst finanziert, ohne zu wissen, ob sich am Ende jemand für meine Bilder interessiert.“ Seit 2005 wird Tom Stoddart bei seiner Arbeit von der Bildagentur Getty Images unterstützt, die der „Global Business Coalition on HIV/AIDS, Tuberculosis and Malaria“ (GBC) angehört. Er organisiert mit seinen Fotos auch Ausstellungen in Großbritannien, den USA, Norwegen und Frankreich und hat das Buch „iWITNESS“ publiziert.
Erschienen in Ausgabe 4/2007 in der Rubrik „Fotos des Monats“ auf Seite 6 bis 7 Autor/en: Katy Walther. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.