Finanzierung

Rund 2.000 regelmäßige Hörer hat das wöchentliche Webdesign-Podcast „Technikwürze“ – und sie sind an Werbung gewöhnt, zum Beispiel für Napster, Sony Ericsson, Casio, Tiscali, eBay oder Blau.de. Jeweils ein 20-sekündiger Trailer wird den aufgerufenen Folgen vorgeschaltet, falls gerade eine Werbekampagne läuft. Für Webdesigner David Maciejewski, Produzent von „Technikwürze“, sind Werbespots ein einträgliches Zubrot, die ihm in manchen Monaten immerhin einige hundert Euro einbringen – ohne viel Aufwand, so quasi nebenbei.

Die Chance ergab sich, als die Online-Vermarktungs-Agentur Ad On Media im Sommer 2006 die Podcast-Vermarktungs-Plattform Audioads startete mit zunächst 20 kommerziellen und privaten Podcasts wie den professionell gemachten Audiorubriken „Technikwürze“ oder „Tellerrand“, ein Podcast des Marketingspezialisten Alex Wunschel, aber auch das Sängerinnenduo „Chicks on Tour“, die sich eher durch ihre treue Fangemeinde auszeichnen. Grobe Faustregel: Ab circa 1.000 Downloads pro Folge lohnt es sich, über die Vermarktung nachzudenken. Ein hochwertiger Podcast über Finanzen beispielsweise kann aber sicherlich schon mit weniger Zuhörern für die werbetreibende Wirtschaft interessant sein.

Hohe Akzeptanz. Maciejewski hat den Schritt in Richtung Werbefinanzierung bisher nicht bereut. „Meine Hörer haben sich nicht beschwert, dass ich plötzlich Werbung spiele. Es gab auch keine Rückgänge bei den Downloadzahlen.“ Dazu mag auch beigetragen haben, dass Maciejewski die Werbeeinnahmen vor allem in bessere Technik reinvestiert hat. Gemeinsam mit dem freien Journalisten Marcel Schwarzenberger, der hauptberuflich für die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ schreibt, betreibt Maciejewski seit Sommer 2006 außerdem den monatlichen Geschichtspodcast „Chronico“ (mit teilweise bis zu 6.000 Aufrufen), den sie ebenfalls über Audioads vermarkten. „Die Hörer verkraften einiges“, sagt auch Schwarzenberger. Sie hätten auch bei diesem Podcast Verständnis dafür gezeigt, dass ein aufwendiges „ehrenamtliches Privatvergnügen“ nicht endlos nur auf eigene Kosten finanziert werden kann.

Die Beobachtung der beiden Podcaster deckt sich mit aktuellen Umfragen. Demnach ist mittlerweile eine Mehrheit der Podcast-Nutzer Werbung gegenüber nicht abgeneigt, wenn ihre Lieblingspodcasts dafür kostenfrei bleiben. Die Berliner Medienforschung House of Research befragte im Januar 2007 640 Podcast-Nutzer: Drei Viertel von ihnen würden Bannerwerbung auf der Homepage des Podcasts akzeptieren, zwei Drittel einen Werbespot oder Sponsorenhinweis vor dem Podcast und ein Viertel sogar integrierte Gewinnspiele. Die zweite Podcastumfrage von Alex Wunschel unter über 3.000 Podcastkonsumenten kam im vergangenen Juli/August auf ebenfalls 72 Prozent Werbeakzeptanz.

Professionelle Vermarktung. Die Ergebnisse lassen noch viel Potenzial für Werbung erahnen. Die durchschnittliche Auszahlungshöhe an Podcaster beträgt bei Ad On Media laut Geschäftsführer Sebastian Kreinau „monatlich rund 250 Euro, Spitzenwerte sind vierstellig“. Die Summen könnten laut Wunschel allerdings viel höher sein, wenn die Podcasts von den Vermarktern richtig verkauft würden: „Werbekunden wollen harte Mediadaten haben, so wie sie es von den großen Werbeträgern gewohnt sind. Die wollen wissen, wieviele Downloads ein Podcasts in welchem Zeitraum hat, was ist die Brutto- und Nettoreichweite, wie ist das Hörerprofil?“

Solche Daten stellen die US-Vermarktungsnetzwerke wie Podshow und revver.com ihren Werbekunden inzwischen routinemäßig zur Verfügung. Viele bekannte US-Podcaster nehmen bereits monatlich vierstellige Summen mit Werbung ein, teilweise weit mehr. Der US-Branchendienst e-Marketer progonostiziert, dass 2008 in den USA in rund 240 Millionen Dollar Werbegelder in Podcasts investiert werden, in 2011 sollen es bereits 400 Millionen Dollar sein.

Davon ist man hierzulande allerdings noch weit entfernt. Der Markt läuft erst zaghaft an. Bislang werben in Podcasts vor allem Internet- und Mobilfunkdienste. Dabei, so meint Schwarzenberger, eröffnen sich hier beispielsweise auch für Reiseveranstalter oder Verlage gute Werbeplattformen. Um das Potenzial von „Chronico“ als Werbeplattform besser auszunutzen, will der Journalist jetzt zusätzlich auch selbst passende Werbekunden akquirieren.

Die Autorin

Ulrike Langer

ist Redaktionsmitglied von „medium magazin“ und freie Medienjournalistin in Köln. eMail: redaktion@ mediummagazin.de

Links:

www.audioads.de

www.adplace.com

www.rocketarea.com

Erschienen in Ausgabe 5/2007 in der Rubrik „Journalisten-Werkstatt“ auf Seite 14 bis 14. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.