„Nie ist auch nur eine meiner Prognosen eingetreten“

Christoph Amend, geboren 1974 in Gießen, studierte Politikwissenschaften und Anglistik und schrieb u. a. für „SZ-Magazin“, „Allegra“, „Neue Zürcher Zeitung“. Von 1996 an Redakteur von „jetzt“, dem Jugendmagazin der „Süddeutschen Zeitung“ in München, später stellvertretender Redaktionsleiter von „jetzt“. 1999 Wechsel zum „Tagesspiegel“ nach Berlin, zunächst als Redakteur für besondere Aufgaben, von 2001 bis 2004 verantwortlich für die Sonntagsbeilage. Für sein Buch „Morgen tanzt die ganze Welt – die Jungen, die Alten, der Krieg“ (2003) erhielt er den Hermann-Hesse-Nachwuchspreis und für ein Porträt des Politikers Michael Friedman 2004 den Axel-Springer-Preis. Seit 2004 leitet Amend das Ressort „Leben“ der „Zeit“ in Berlin, das am 24. Mai in das „Zeit-Magazin LEBEN“ umgewandelt wird.

Warum sind Sie Journalist geworden?

Ich wollte versuchen, die Welt besser zu verstehen.

Wie kamen Sie an Ihren ersten Beitrag?

Das war zu Schulzeiten. Ich schrieb ein Porträt über eine christliche Rockband. Erster Satz: Das sind also die Leute, vor denen mich meine Eltern immer gewarnt haben.

Ihre Vorbilder im Journalismus?

Herbert Riehl-Heyse, Joachim Fest und Giovanni di Lorenzo.

Wann ist ein Journalist ein guter Journalist?

Wenn er von Natur aus neugierig ist – und nicht zynisch wird.

Wie wird sich der Journalistenberuf künftig verändern?

www.wenn-ich-das-wuesste.de

Stört Sie das schlechte Image von Journalisten?

Ja.

Können Sie ein Buch oder einen Beitrag über „Ethik im Journalismus“ empfehlen?

Guy de Maupassant „Belami“ und Ken Auletta „Backstory – Inside the business of news“.

Wie wichtig ist Klatsch?

Gar nicht wichtig, aber doch sehr unterhaltsam. Haben Sie zum Beispiel schon gehört, dass … Äh, okay, sorry, nächste Frage, bitte.

Wie und wo lernt man Journalismus am besten?

Auf guten Journalistenschulen. Durch lesen, lesen, lesen. Vor allem aber, während man ihn macht.

Haben es Frauen im Journalismus schwerer?

Ja, wenn es um Führungspositionen geht. Darunter leidet auch der Journalismus selbst.

Was sind Ihre persönlichen Stärken und Schwächen?

Stärke und Schwäche in einem: Schnelligkeit.

Ihre Lieblings-Internetadressen?

Guardian unlimited (so schön kann Internet sein), headbutler.com (so entschieden kann Internet sein), nytimes.com (das Methadon zur Originaldroge).

Welches Buch lesen Sie gerade?

Carolin Emcke „Von den Kriegen“ und Alice Rawsthorn „Yves Saint Laurent“.

Ihr liebstes Hobby?

Städtereisen mit meiner Freundin, nächstes Ziel: Kopenhagen. Und samstagnachmittags mit meinem Bruder die Bundesligakonferenz im TV anschauen.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?

Am meisten freue ich mich, wenn sich eine eigene Idee hält: Zum Beispiel die Interviewrubrik „Lernen von den Alten“ für das „jetzt“-Magazin der „SZ“ oder die „Berliner Liste“ in der Sonntagsausgabe des „Tagesspiegel“.

Ihr größter Flop?

Die legendären Jahresvorschau-Ausgaben des „jetzt“-Magazins: Nie, aber auch wirklich nie, ist auch nur eine meiner Prognosen eingetreten. Ach ja, Prognosen: Die Betreuung eines Horoskops beim „Tagesspiegel“. Oh, mein Gott.

Welche Medienprojekte sind für Sie besonders zukunftsträchtig?

„Neon“, StudiVZ, überhaupt Communities: Sie sind das neue eMail.

Ihre Lieblingszeitung?

„Süddeutsche“, „Tagesspiegel“, „Guardian“ und am allerliebsten natürlich „Die Zeit“.

Ihre Lieblingssendung?

„Tagesthemen“ mit Anne Will, „Stromberg“, „The Daily Show“.

Ohne was kommt ein Journalist nicht aus?

Er sollte über Horst Schlämmer lachen können.

Was sollte Ihnen später einmal nachgesagt werden?

Er wollte es wissen.

Erschienen in Ausgabe 5/2007 in der Rubrik „Terminal“ auf Seite 82 bis 82. © Alle Rechte vorbehalten. Der Inhalt dieser Seiten ist urheberrechtlich geschützt. Für Fragen zur Nutzung der Inhalte wenden Sie sich bitte direkt an die Redaktion.